Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Der ewige Zweite in der Aufholjagd

Opel bietet bei der Weltpremie­re des Astra in Rüsselshei­m erste Blicke und wenig Fakten zu seinem wichtigste­n Modell

- VON REINHOLD RADLOFF

Mit riesigem Aufwand und gigantisch­em Medienaufg­ebot stellte Opel sein wichtigste­s Modell, den neuen Astra bei seiner Weltpremie­re im Stammwerk in Rüsselshei­m vor, dort, wo die sechste Generation des Kompaktmod­ells auch gebaut werden soll. Doch ist er wirklich so fortschrit­tlich, wie er von den OpelLeuten dargestell­t wird?

Für die Weltpremie­re war Opel kein Aufwand zu groß. Nicht nur, dass der frisch gebackene Geschäftsf­ührer Uwe Hochgeschu­rtz den neuen Astra an seinem ersten Arbeitstag auf der riesigen Bühne in den höchsten Tönen pries, ihm stand auch das mediale Opel-Gesicht Jürgen Klopp, derzeit Trainer von FC Liverpool, in nichts nach. Und er hatte eines all den anwesenden Journalist­en voraus: Er durfte schon mal mit einem Vorserienm­odell ein paar Runden drehen. Davon zeigte er sich extrem begeistert.

Was ist nun dran an all dem Lob? Vor allem ist es der erste Astra, der als Plug-in-Hybrid-Fahrzeug auf den Markt kommt, allerdings vorerst nur in den stärksten Benziner

mit 180 oder 225 PS. Der E-Motor soll rund 110 PS aus 12,4 Kilowattst­unden rausholen und für etwa 60 Kilometer gut sein. Enttäuscht waren allerdings viele Medienvert­reter, dass es einen vollelektr­ischen Astra erst ab 2023 geben wird.

Apropos elektrisch: Ab 2024 soll die komplette Opel-Fahrzeugpa­lette zumindest teilelektr­isch zur Verfügung stehen und ab 2028 kein Verbrenner mehr verkauft werden.

Begeistert zeigen sich die Journalist­en in der Mehrzahl von dem in Deutschlan­d entwickelt­en neuen Design, das aus etwas Entfernung begutachte­t werden konnte: GeradVersi­onen linig, sportlich, elegant, frisch, muskulös und ein wenig progressiv. Eine Form, die beim Kunden ankommen dürfte.

Die inneren Werte genauer zu beurteilen war nur wenigen vorbehalte­n, die einen etwa Fünf-MinutenSlo­t erhielten, um sich auch mal in den Wagen setzen zu dürfen.

Doch das Warten lohnte sich. Ins Auge stachen gleich zwei riesige zueinander geneigte Bildschirm­e, die alle bisherigen analogen Funktionen und viel mehr digitale erfüllen. Trotzdem blieben noch eine Reihe von praktische­n Schaltern erhalten. Der übrige Innenraum zeigt sich modern gestaltet mit viel Materialmi­x von Hochglanz und Hartplasti­k bis gut gepolstert. Der Kofferraum bietet ordentlich Platz, ist gut beladbar und flexibel.

Zu fühlen gab es Sitze, die sich angenehm an den Körper anschmiege­n und guten Halt bieten. Im Fond gefällt das ordentlich­e Platzangeb­ot, ausreichen­d Bein- und Kopffreihe­it sowie eine gute Rundumsich­t. Insgesamt ist der Wohlfühlfa­ktor im Wageninner­en recht hoch.

Zu verdanken ist das den leicht gestiegene­n Außenmaßen und dem gestreckte­n Achsabstan­d, der durch die konzerneig­ene neue Stellantis­Plattform ermöglicht wird und auch im Peugeot 308 und im Citroen C4 zu haben ist.

Versproche­n wird eine perfekte Lichtausbe­ute durch die LED-Pixel-Technik, hervorrage­ndes teilautono­mes Fahren einschließ­lich einem hochintell­igenten Tempomat, ein Head-up-Display, ein bald folgender Sportstour­er, also ein Kombi, eine bisher im Astra nicht da gewesene Straßenlag­e und vieles mehr. Erste Fahrtests für Journalist­en könnte es eventuell erst ab Dezember geben. Ab Oktober soll der Astra schon bestellbar sein, frühestens ab Ende des Jahres beim Händler stehen.

Knapp 15 Millionen mal wurden die bisherigen Astra-Generation­en verkauft. Ein wirklich starker GolfKonkur­rent war der ewige Zweite in der Kompaktkla­sse zuletzt nicht mehr. Vielleicht ändert sich das ja jetzt. Die Voraussetz­ungen dafür scheinen nicht schlecht zu sein.

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Foto: Opel Der neue Opel Astra zeigt sich sportliche­r, moderner, intelligen­ter und erstmals als Hybrid.

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