Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Unser Musikgeschmack unter der Lupe
Albumcharts, Singlecharts, Radiocharts: Hitparaden gibt es in vielen Formen, für viele Musikrichtungen und in vielen Ländern. Aber wie werden diese Listen ermittelt?
Im Radio, in der Fernsehwerbung, auf allen Kanälen. Überall läuft dieses eine Lied. Es sei an der Spitze der Hitparaden, auf Platz eins der Charts, heißt es dann. Und das schon seit Wochen! Der Song sei total angesagt und ein riesiger Erfolg. Aber wer entscheidet über diese Hitparaden überhaupt?
Kurz gesagt: Wir entscheiden das. Hitparaden oder Charts sind Ranglisten, die abbilden sollen, was die Leute besonders gern mögen. Dabei gibt es gleich mehrere Musik-Hitparaden. Die einen bilden die beliebtesten Musikalben ab, andere die angesagten Songs. Manche Charts zeigen den Musikgeschmack der Leute in Deutschland, andere etwa aus dem Land USA. In Deutschland ermittelt das Unternehmen GfK Entertainment jede Woche die offiziellen Charts.
Fachmann Hans Schmucker von der GfK erklärt das genauer: „Wir erhalten regelmäßig von knapp 2800 Händlern Auskunft darüber, welche CDs und Schallplatten verkauft wurden.“Unter diesen Geschäften sind sowohl die großen Elektronikmärkte als auch kleinere Musikläden. Doch Musik wird heutzutage ja nicht nur als Platte gekauft. Wir spielen sie auch aus dem Internet ab und laden sie von Plattformen herunter.
„In den Geschäften wird nicht mehr so viel Musik wie früher gekauft“, erklärt Hans Schmucker. „Der Großteil der Musikverkäufe spielt sich im Internet ab.“Deshalb werden seit einigen Jahren zusätzlich auch Daten von Streaming-Diensten im Internet einberechnet. Wenn jemand für so einen Dienst bezahlt und dort ein Lied länger als 30 Sekunden abspielt, dann wird auch das in den Charts erfasst.
Am Ende errechnen Computer aus all den Daten eine aktuelle Liste von Künstlern und deren Songs. Je häufiger ein Lied in einer Woche gekauft oder gestreamt wurde, desto weiter oben landet es auf der Rangliste. „So bilden die deutschen Musikcharts ab, was in Deutschland gekauft, runtergeladen und gehört wird“, so der Fachmann.
Doch sind die Lieder, für die am meisten Geld bezahlt wurde, auch die Lieder, die wir am liebsten hören? Darüber kann man natürlich streiten. Schließlich können diejenigen, die Musik kaufen, nicht stellvertretend für alle Leute stehen, die überhaupt Musik hören.
„Das Musikgeschäft ist riesig und vielfältig“, sagt Hans Schmucker. „Da ist es schwer, den Überblick zu behalten. Die Charts können da helfen.“Einen Einblick in die aktuell angesagte Musik liefern die Charts ganz sicher. Vor allem dann, wenn man mehrere Ranglisten berücksichtigt, wie etwa Albumcharts, Singlecharts oder Charts zu bestimmten Musikrichtungen wie Pop, Rock oder Schlager.