Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Bitte bloß nicht schweigen!

- VON TILMANN MEHL time@augsburger‰allgemeine.de

Selbstvers­tändlich wäre Hasan Salihamidz­ic auch kein Philosoph geblieben, wenn er geschwiege­n hätte. Markante Gesichtszü­ge und Bart geben ihm zwar das Antlitz eines römischen Gelehrten, doch man tritt dem Münchner Sportvorst­and nicht zu nahe, wenn man ihm abspricht, die Welt und das menschlich­e Dasein bis in das letzte Detail ergründen zu wollen. Der Mann hat sich mit handfester­en Problemen herzumzupl­agen. Spielerber­atern. Ausgestalt­ung von Arbeitspap­ieren (gebündelt im philosophi­schen Ausspruch: „Er hat Vertrag“). Konkurrenz.

Mit Letzterer tun sich die Münchner seit jeher schwer. Natürlich, irgendwie belebt sie schon das Geschäft. Und Geschäften gegenüber sind die Bayern selten abgeneigt. Ureigenes Wesensmerk­mal von Konkurrenz ist allerdings, dass sie auch mal an einem vorbeizieh­en kann. Die Münchner durchlitte­n eine derartige Phase vor rund zehn Jahren und sind seitdem jeglichem Dortmunder Tun gegenüber skeptisch.

Weil nun der Borusse Marco Reus vergangene Woche mit Kniebeschw­erden von der Nationalma­nnschaft abreiste, gegen Leverkusen aber von Beginn an auflief, äußerte Salihamidz­ic recht unumwunden den Verdacht der Wettbewerb­sverzerrun­g. „Das ist nicht meine Sache, aber das ist schon verwunderl­ich, dass man von der Nationalma­nnschaft

wegfährt und zwei, drei Tage später wieder spielt“, sagte er. Und: Es sei „ja auch nicht das erste Mal“. Bei den Münchner Spielern gebe es so etwas nicht. Dass Thomas Müller bereits vor dem ersten Länderspie­l abgereist war und gegen Leipzig von Beginn an auflief, verschwieg Salihamidz­ic. Einem Philosophe­n kam er deswegen trotzdem nicht näher.

Sein Dortmunder Pendant Michael Zorc erwiderte im Kicker wenig überrasche­nd: „Salihamidz­ic sollte seine Klappe halten und sich zu den Themen von Bayern München äußern“.

Nebengeräu­sche eines Spieltages, der erahnen lässt, dass die Dortmunder möglicherw­eise Hauptdarst­eller der spektakulä­reren Partien sein können, die Münchner letztlich aber doch wieder ohne Konkurrenz sind. Die verbalen Sticheleie­n sind daher eher Folklore, fachen das Geschäft an. Schweigen ist Silber, Reden ist Geld.

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Foto: Witters Hasan Salihamidz­ic kritisiert­e den Dort‰ munder Marco Reus.
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