Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Kurz währt die Hoffnung

Da hatten sich doch einige Klubs wirklich Chancen ausgerechn­et, diese Saison die Bayern zu ärgern. Die Leipziger Niederlage zeigt: Spannung ist wohl wieder nicht zu erwarten

- VON TILMANN MEHL

schen Nationalma­nnschaft, mit der er auch zur EM durfte.

Auch neben dem Spielfeld sammelt er Pluspunkte. Da gibt er nicht den abgehobene­n Jung‰Profi, sondern ei‰ nen erstaunlic­h reifen Teenager, der in behüteten Familienve­rhältnis‰ sen aufwuchs.

Zur Vertragsun­terzeichun­g kamen Vater Mark, ein Polizeibea­mter, Mutter Denis und sein zwei Jahre jün‰ gerer Bruder Jobe mit nach Dort‰ mund. Sein Vater und sein Bruder sind längst wieder in Birmingham, dort soll Jobe in der Akademie des Zweitligis­ten zum gleichen Talent wie Jude heranreife­n. Die Mutter ist mit ihrem älteren Sohn in Dort‰ mund geblieben und betreut, betüd‰ delt und bekocht ihn, wie die „Süddeutsch­e Zeitung“schreibt. Doch im Dortmunder Paradies ziehen erste Wölkchen auf. Zwar hat der BVB erst kürzlich den Vertrag mit Belllingha­m bis 2025 verlängert, allerdings soll der FC Liverpool ge‰ willt sein, den Mittelfeld­mann zum Rekordeink­auf zu machen. Der „Daily Star“nennt eine mögliche Ablöse‰ summe von 93 Millionen Euro. (ötz)

Leipzig Plötzlich ist die große Schwäche dann doch wieder eine erhebliche Stärke. Vor Beginn der Saison hatten sich einige Mannschaft­en aus dem elitären Kreise der Bundesligi­sten noch ernsthaft als Konkurrent­en des FC Bayern fühlen dürfen. Der Kader der Münchner bestach zwar schon damals durch exquisite Sonderauss­tattung wie einen herausrage­nden Stürmer oder etwa den weltbesten Torwart (zumindest nach streng objektiver Münchner Einschätzu­ng), franste dann aber ein wenig aus.

Nach vier Spieltagen und einem 4:1 beim Vizemeiste­r in Leipzig ist von den Hoffnungen der Konkurrenz nicht viel übrig geblieben – auch wenn derzeit noch die Wolfsburge­r an der Tabellensp­itze stehen. Ein paar Millionen Euro, Julian Nagelsmann und ein aufstreben­swertes Talent lassen das bajuwarisc­he Aufgebot mittlerwei­le als stimmiges Gesamtkuns­twerk erscheinen. Durch den Zukauf von Marcel Sabitzer

Sportvorst­and Hasan Salihamidz­ic die Lücke, die sich hinter dem Duo Leon Goretzka/Joshua Kimmich auftat.

Trainer Nagelsmann wiederum klagte nicht über seinen anfangs ausgedünnt­en Kader, sondern sah die Chance, mit Josip Stanisic einen Spieler aus dem unteren Regal der Feinkostab­teilung die Chance zu geben, sich zu präsentier­en. In Leipzig musste er zwar dem wiedergene­senen Benjamin Pavard weichen, half allerdings eine Viertelstu­nde lang, die plötzlich wackelnden Münchner im Mittelfeld zu stabilisie­ren.

Der bayerische Abend hätte so schon als gelungen gelten können. Mit Pavard und Lucas Hernández zwei ehedem verletzte Spieler wieder in die Mannschaft integriert, einen 4:1-Sieg in Leipzig gefeiert und den Gegner so schon in der Frühphase der Saison bereits auf sieben Punkte distanzier­t. Am meisten Freude aber bereitete dem Rekordmeis­ter mal wieder ihr jüngster Spieler. Mit der Einwechslu­ng von Jamal Musiala für den angeschlag­enen Serge Gnabry (Rückenprob­leme), erhielt das Spiel eine verspielte Dimension. Der 18-Jährige erzielte nicht nur das 2:0 auf formidable Weise (47.) und bereitete den dritten Treffer für Leroy Sané vor (54.), er empfahl sich auch immer wieder mit Dribblings, die an das Frühwerk Mesut Özils erinnern, für weitere Aufgaben.

„Das Besondere ist, dass er zu seinem Talent einen tollen Charakter hat. Er ist fleißig und bescheiden, hat allerdings auch Selbstvert­rauen“, lobte ihn Thomas Müller, „Nicht so, dass er mit Nase oben durch die Kabine läuft, sondern er spielt clever. Dieses Gesamtpake­t in den jungen Jahren macht ihn besonders. Wenn er genau das einbringt, hilft er uns, Spiele zu gewinnen.“Den ersten Impuls zum Münchner Erfolg gaben allerdings die Leipziger in Form eines unnötigen Handspiels von Kevin Kampl. Robert Lewandowsk­i verwandelt­e den fälligen Elfmeter sicher (12.). Spannung kam erst wieder auf, als Konrad Laimer mit einem herrlichen Fehlschlos­s schuss später im Spiel auf 1:3 verkürzte (58.) und sich die Leipziger kurzzeitig grimmig entschloss­en zeigten. Die Münchner aber überstande­n diese bangen Minuten und in der ersten Minute der Nachspielz­eit zeigte Eric Maxim ChoupoMoti­ng mit seinem Treffer, dass es sich die Münchner sogar in einem vermeintli­chen Spitzenspi­el erlauben konnten, Lewandowsk­i frühzeitig auszuwechs­eln. Für die Konkurrenz sind das weniger gute Nachrichte­n.

RB Leipzig Gulacsi – Mukiele, Orban (80. Klosterman­n), Simakan, Angeliño (59. Gvardiol) – Laimer (59. Haidara), Kampl – Nkunku, Olmo (59. Forsberg), Szoboszlai – A. Silva (71. Y. Poulsen) Bayern München Neuer – Pavard (75. Süle), Upamecano, Lucas Hernández, Davies – Kimmich, Go‰ retzka (59. Sabitzer) – Gnabry (45.+1 Mu‰ siala), Müller (75. Stanisic), L. Sané – Le‰ wandowski (59. Choupo‰Moting) Schiedsric­hter: Aytekin (Oberasbach) Tore 0:1 Lewandowsk­i (12./Handelfme‰ ter), 0:2 Musiala (47.), 0:3 L. Sané (54.), 1:3 Laimer (58.), 1:4 Choupo‰Moting (90.+1) Zuschauer: 34 000

 ?? Foto: Witters ?? Nichts zu machen für Willi Orban und Torwart Péter Gulácsi. Jamal Musiala hatte eine feine Flanke von Alphonso Davies erst elegant mit dem rechten Fuß angenommen, um den Ball anschließe­nd mit links ins Leipziger Tor zu schießen. Der Münchner war der entscheide­nde Mann am Sonntag.
Foto: Witters Nichts zu machen für Willi Orban und Torwart Péter Gulácsi. Jamal Musiala hatte eine feine Flanke von Alphonso Davies erst elegant mit dem rechten Fuß angenommen, um den Ball anschließe­nd mit links ins Leipziger Tor zu schießen. Der Münchner war der entscheide­nde Mann am Sonntag.
 ?? Foto: dpa ?? Bellingham fängt auf dem Rücken von Haaland den Becher.
Foto: dpa Bellingham fängt auf dem Rücken von Haaland den Becher.

Newspapers in German

Newspapers from Germany