Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Ein Punkt für den eigenen Glauben
Der FC Augsburg wartet weiter auf den ersten Saisonsieg, sieht aber beim 0:0 in Berlin eine deutliche Steigerung. Die hohen Niederlagen zuvor waren offenbar ein Weckruf
Berlin Stefan Reuter war es etwas zu heiß geworden. Im Presseraum der Alten Försterei stiegen die Temperaturen, als wäre die Heizung voll aufgedreht. Zum Nachgespräch zog es den Geschäftsführer Sport des FC Augsburg an einen etwas luftigeren Ort. Raus aus dem stickigen kleinen Raum hinein in die Zone vor den Kabinengängen. Dort ist deutlich mehr Platz. Reuter stand also da, umringt von Journalisten, und wurde von Wehmut übermannt. Union Berlin hat es in einen europäischen Wettbewerb geschafft, am Donnerstag geht es in der Gruppenphase der Conference League los. Dem FCA war in der Saison 2015/16 die Qualifikation für die Europa League gelungen. Reuter weiß, wie sich die Berliner nun fühlen. „Genießen“, riet er Union, „das war für uns ein Wahnsinnserlebnis. Das war ein Highlight für jeden, der mit dem FC Augsburg zu tun hat.“
Der Alltag ist mittlerweile grauer geworden. Die Augsburger haben zwar mit dem 0:0 bei Union einen wichtigen Punkt geholt, letztlich aber hilft der mehr dem Vertrauen in das eigene Leistungsvermögen als in der Tabelle. Da stehen zwei Punkte aus vier Spielen – ein Fehlstart. „Fakt ist, dass wir nicht zufrieden sind“, sagte Trainer Markus Weinzierl. Seine Mannschaft habe aber ein gutes Auswärtsspiel gezeigt. „So müssen wir weiterarbeiten, die defensive Stabilität ist immer die Basis“, sagte er.
Auswärts verteidigt der FCA konzentriert. Schon beim 0:0 in Frankfurt war das gelungen, nun in Berlin wieder. Weinzierl hatte in der Defensive einer Dreierkette um Jeffrey Gouweleeuw, Robert Gumny und Reece Oxford vertraut. Raphael Framberger und Iago halfen auf den Außenbahnen beim Verteidigen, schalteten sich aber immer wieder nach vorne ein. Eine Taktik, die Florian Niederlechner gefällt. Vor allem die offensive Unterstützung durch Daniel Caligiuri sowie Ruben Vargas und André Hahn. „Das System ist gut für uns Offensivspieler“, sagte der Stürmer. Und: „Es war ein enormer Fortschritt. Wenn wir nächste Woche daheim so auftreten, bin ich überzeugt, dass wir den ersten Dreier holen.“
Die Fortschritte sind erkennbar. Vor allem die defensive Kompaktheit gegen einen offensiv gut aufgestellten Gegner. Wichtig war dabei, dass Jeffrey Gouweleeuw trotz seiner Adduktorenprobleme, die ihn zuletzt kaum am Mannschaftstraining teilnehmen ließen, einsatzfähig war. Am Freitag hatte er Weinzierl das Zeichen gegeben, dass er bereit sei. „Das ist keine Selbstverständlichkeit nach vier Wochen Verletzungspause“, sagte der FCA-Trainer. Die Innenverteidigung war in der Vorbereitung und während der ersten Spieltage schon häufiger eine
Problemzone. Mal fehlte Uduokhai, mal Gouweleeuw. „Das ist nicht einfach für einen Verein wie uns, wenn Stammkräfte immer wieder fehlen“, meinte Niederlechner.
Weinzierl freute sich über die Leistung seines Kapitäns, vor allem aber darüber, dass Gouweleeuw verletzungsfrei durch die 90 Minuten gekommen ist. Bei Uduokhai ist dagegen ungewiss, ob er für die Partie am Samstag (15.30 Uhr) gegen Mönchengladbach bereit ist. „Er spürt seine Muskulatur noch. Es ist schwer zu sagen, ob es für nächste Woche reicht“, meinte Reuter.
Der FCA hat die Hauptstadt jedenfalls optimistisch verlassen. „Wir belohnen uns langsam, dass wir so fleißig arbeiten“, meinte der Manager. Zu Saisonbeginn sei die Mannschaft noch nicht „in der Verfassung gewesen, in der sie sein muss, um den intensiven Spielstil durchzubringen“, so Reuter. Das hatte Gründe: Abstellungen für Turniere, Verletzungen oder die Corona-Quarantäne von Daniel Caligiuri. Die Ergebnisse gegen Hoffenheim und Leverkusen seien brutal gewesen, „vielleicht hat das aber nicht geschadet“, so Reuter. Die Kritik habe dazu geführt, konzentriert weiterzuarbeiten und keine Nachlässigkeiten zuzulassen. Nur der erste Sieg, der fehlt noch immer. Union Berlin Luthe Friedrich, Knoche, Baumgartl Trimmel (86. Ryerson), Öztu nali (72. Prömel), Khedira, Möhwald (22. Haraguchi), Gießelmann Kruse (72. Vogl sammer), Awoniyi (86. S. Becker)
FC Augsburg Gikiewicz Gumny, Gouwe leeuw, Oxford, Iago Framberger, An. Hahn (78. Pedersen), Dorsch (90.+1 A. Maier), Caligiuri (78. Jensen) Niederlechner (63. Cordova), Vargas (63. Zeqiri) Schiedsrichter Petersen (Stuttgart) Zuschauer 10 207