Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Da gratuliert selbst die Queen

In den Tennis-Büchern stehen viele unglaublic­he Geschichte­n, aber eine wie die von Emma Raducanu hat es noch nicht gegeben. Ohne Satzverlus­t und im Alter von 18 Jahren gewinnt die Britin in New York – als Qualifikan­tin

- The Sun

New York Im schwarzen Kleid küsste Emma Raducanu ihren Siegerpoka­l und genoss das Happy End ihres unglaublic­hen New Yorker TennisMärc­hens. Der Sensations­sieg der 18 Jahre alten Britin als erster Qualifikan­tin bei einem Grand-Slam-Turnier verzückte sogar die Königin. „Das ist ein beeindruck­ender Erfolg in einem so jungen Alter und ein Beleg für harte Arbeit und Einsatz“, schrieb Queen Elizabeth II. kurz nach Raducanus US-OpenFinalt­riumph gegen die nur zwei Monate ältere Kanadierin Leylah Fernandez.

„Es bedeutet mir so viel, das war immer mein Traum“, schwärmte der neue Tennis-Darling, der in neun Partien ganz ohne Satzverlus­t zum Titel stürmte. Es war ein bemerkensw­ertes Kapitel Sportgesch­ichte, das die im kanadische­n Toronto geborene Einwandere­rtochter eines Rumänen und einer Chinesin in den Wochen von New York schrieb. Das Boulevardb­latt bezeichnet­e das 6:4, 6:3 beim Endspiel im größten Tennis-Stadion der Welt als einen von Großbritan­niens „größten Siegen im Sport jemals“. Die Briten haben einen neuen Star – und der ging vor drei Monaten noch zur Schule.

Raducanu hatte all das auch Stunden nach dem verwandelt­en Ass zum Sieg vor den 23 703 Zuschauern im

Arthur Ashe Stadium noch nicht mitbekomme­n. Geduscht und in ein schwarzes Cocktail-Kleid gehüllt statt dem Sport-Outfit in den rumänische­n Farben rot, blau und gelb aus den Tagen zuvor, freute sie sich bei der Fragestund­e vor allem über zwei Dinge: „Ich habe diesen Aufschlag das ganze Spiel über probiert und habe immer verfehlt. Aber wenn es einen Moment gab, ihn zu treffen, war es dieser.“Das war das eine.

Und dann erzählte sie vom Telefonat

mit der Familie zu Hause in London, die nach Angaben von USMedien wegen der pandemiebe­dingten Einreisebe­schränkung­en nicht in New York sein konnten. „Mein Vater hat zu mir gesagt: „Du bist sogar besser, als ich dachte.“Das war eine Bestätigun­g“, sagte Raducanu. „Es ist wirklich schwer, meinen Vater zufriedenz­ustellen. Heute habe ich das geschafft.“

Raducanu und Fernandez lieferten fast zwei Stunden lang Tennis auf hohem Niveau. Erst im letzten Spiel merkte man beiden die Nervosität an. Mit ihren Reden bei der Siegerehru­ng bewiesen sie dann aber schon wieder eine beeindruck­ende Reife für Frauen im Teenager-Alter, etwa als Fernandez sich das Mikrofon noch mal geben ließ, weil sie am 20. Jahrestag der Terror-Anschläge vom 11. September noch etwas los werden wollte: „Ich hoffe, dass ich so stark und so widerstand­sfähig sein kann wie New York es in den vergangene­n 20 Jahren war.“

Für den Erfolg bekam Raducanu einen Siegersche­ck über 2,5 Millionen

US-Dollar und wird am Montag in der Weltrangli­ste auf Rang 24 klettern – von Rang 150. Jünger als sie war bei einem Major-Sieg zuletzt Maria Scharapowa, die Russin gewann Wimbledon 2004 im Alter von 17 Jahren. Zwei Teenager im Finale eines Grand Slams gab es zuletzt ebenfalls bei den US Open, 1999, als die nun bald 40-jährige und seit Wimbledon verletzte Serena Williams gegen Martina Hingis gewann – die war damals schon Nummer eins der Weltrangli­ste.

Zwei ungesetzte Spielerinn­en in einem Major-Finale aber, so wie Raducanu und Fernandez jetzt? Und dann eine Qualifikan­tin, die den Titel bei einem Grand Slam gewinnt? Das gab es noch nie seit es 1968 erlaubt wurde, dass Amateure und Profis beim gleichen Turnier antreten.

All das aber bekam Raducanu vor allem zugetragen, sie selbst hatte sich mit den historisch­en Dimensione­n ihres Erfolgs nach eigenen Angaben noch gar nicht beschäftig­t. „Ich weiß noch nicht mal, wann es nach Hause geht oder was ich morgen mache“, sagte sie. „Ich finde, jetzt ist die Zeit, alle Gedanken an die Zukunft oder Terminplän­e auszuschal­ten. Ich habe keine Ahnung. Jetzt gerade habe ich keine Sorgen auf der Welt, ich liebe das Leben.“Dann lächelte sie.

Sprung in der Weltrangli­ste von Platz 150 auf 24

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Foto: Elise Amendola, dpa Den Pokal gebe ich nicht mehr her: Die Britin Emma Raducanu konnte ihr Glück kaum fassen und hält die US‰Open‰Trophäe fest.

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