Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Auf Messers Schneide
Haunstetter Handballerinnen dürfen erstmals nach dem Corona-Lockdown wieder vor heimischen Fans spielen und bieten ihnen mit dem 29:28-Sieg gegen den TSV Wolfschlugen ein Riesenspektakel
Fast eineinhalb Jahre durften die Haunstetter Handballerinnen aufgrund der Corona-Pandemie nicht vor Publikum spielen. Im Oktober 2020 war die letzte Drittliga-Saison nach nur zwei Partien unter Ausschluss der Öffentlichkeit abgebrochen worden. Umso größere Freude herrschte nun bei Spielerinnen, Trainer und Betreuern über das erste Heimspiel der neuen Saison mit knapp 100 gemäß der 3G-Regel geprüften Fans auf der Tribüne.
Und die ließen sich mit ihrer lautstarken Unterstützung ebenso nicht lumpen wie die Haunstetterinnen, die ihrer Anhängerschaft zur Rückkehr in die Albert-Loderer-Sporthalle ein besonderes HandballSpektakel boten. Denn gegen den favorisierten TSV Wolfschlugen gerieten sie erst mit vier Toren in Rückstand, erkämpften sich aber mit viel Einsatz bis zur Pause ein 14:14-Unentschieden, zogen dann in ihrer besten Phase mit sieben Toren in Führung – und kamen doch noch gehörig unter Druck, weil dieser Vorsprung in den letzten Spielminuten schneller zusammenschmolz als Eis in der Sonne.
Trotzdem gab es für die Gastgeberinnen mit einem 29:28-Sieg ein viel umjubeltes Happy End, das im Anschluss noch gebührend gefeiert werden konnte. Der Erfolg gegen Wolfschlugen brachte nach dem Auftaktsieg gegen Göppingen II die nächsten zwei Punkte ein, sodass damit auf dem aktuellen zweiten Tabellenplatz der Dritten Liga Staffel F liegt.
Mehr Erleichterung statt Freude war TSV-Chefcoach Max Högl anschließend ins Gesicht geschrieben. „Für einen Trainer war es ein schwieriges Spiel, wenn es so Spitz auf Knopf steht. Für die Zuschauer ist es natürlich toll, aber als Trainer hätte man es lieber entspannter“, gestand Högl nach der Nervenschlacht in den letzten Minuten, als die Partie auf Messers Schneide stand und auch zugunsten von Wolfschlugen hätte kippen können.
Dass es doch noch gut ausging für Haunstetten, lag nach einer kampfHaunstetten betonten, aber mit einigen Fehlern behafteten ersten Halbzeit daran, mit welcher Energie und Willenskraft die Haunstetterinnen aus der Kabine kamen. Zehn Minuten später hatten sie bereits den Sieben-Tore-Vorsprung herausgeworfen – basierend auf den sicher verwandelten Siebenmeter von Anja Niebert, der mit viel Übersicht agierenden Regisseurin Patricia Horner und der erneut erfolgreichsten Werferin Haunstettens, Sarah Irmler. Über diese eingespielte Achse liefen die Angriffe der Gastgeberinnen, gegen die Wolfschlugen vorübergehend kein Rezept fand. „Wir haben die Abwehr umgestellt, die dann super funktioniert hat, und klüger gespielt. Dadurch konnten wir den Vorsprung herauswerfen, den wir dann auch gebraucht haben“, lautete die Analyse von Trainer Högl.
Weil Wolfschlugen von 28:24 aber noch auf 28:26 herankam, wurde es in den Schlussminuten noch einmal hektisch. Mit ihrem letzten Wurf zirkelte Sarah Irmler einen Ball in Präzisionsarbeit durch die Beine der Wolfschluger Torhüterin – 29:26. Die Gäste trafen zwar noch zweimal, dann aber lief ihnen die Zeit davon.
Haunstettens Mannschaftsführerin Patricia Horner war anschließend ebenso happy wie ihre Teamkameradinnen – über die sportliche Leistung und über die Fans: „Es war megageil, unglaublich. Ich hoffe, dass es im Laufe der Saison noch mehr Zuschauer werden, aber es war einfach cool. Das macht so viel mehr Spaß. Schon der ganze Tag verläuft anders, wenn man weiß, abends kommen Fans in die Halle.“TSV Haunstetten Frey, Schmid, Spindler – Smotzek, Horner (4), A. Niebert (8/4), Walter (2), F. Niebert, Joerss, Schäfer (2), Irmler (9/2), Hänsel, Birnkammer (1), Knö pfle (2), Driske, Wedrich (1)