Augsburger Allgemeine (Land Nord)

„Augsburg als Karrieresp­rungbrett“

Kommendes Jahr wird Barbara Staudinger das Jüdische Museum Augsburg Schwaben verlassen – in Richtung Wien. Sie spricht darüber, warum der Wechsel an der Spitze eines Hauses aber auch sein Gutes hat

- Interview: Richard Mayr

net, das haben mir viele Augsburger­innen und Augsburger gesagt. Sie ist bunter geworden, in jeder Hinsicht. Dieser Prozess wird weitergehe­n. Auch der Prozess der Vernetzung der Kulturinst­itutionen zur gegenseiti­gen Unterstütz­ung, in dem ich hoffe, einen Stein dazu beigetrage­n zu haben. Ich finde es wichtig, dass Kulturinst­itutionen nicht nur konkurrier­en, sondern auch gemeinsame Aktionen starten. Es geht ja um die Kultur und die Bevölkerun­g von Augsburg und von Schwaben. Da ziehen wir alle an einem Strang. In den nächsten Jahren wird noch einiges in Augsburg passieren. Und ich freue mich, dass ich Augsburg in den letzten Jahren auf diesem Weg begleitet habe und noch ein bisschen begleiten werde.

Welche Rolle spielt das Jüdische Museum Augsburg Schwaben in dieser Stadt?

Staudinger: Es spielt eine zentrale Rolle, nicht nur durch die Lage der Synagoge in der Halderstra­ße, sondern auch in seiner Position in der Stadtgesel­lschaft. Auf der einen Seite sprechen wir als Museum einer Minderheit auch Anliegen von anderen Minderheit­en an, das ist ganz wichtig. Es geht in Augsburg viel um das Zusammenle­ben, da bemüht sich die Stadt auch sehr. Auch im Bereich der Erinnerung­skultur wird dem Museum zu Recht ein besonderer Platz eingeräumt. Es freut mich, wie zunehmend auch junge Leute das Museum besuchen und annehmen.

Im ersten Gespräch mit unserer Zeitung haben Sie gesagt, Museum muss raus auf die Straße. Ist Ihnen das gelungen?

Staudinger: Auf jeden Fall. Wir haben viel auf der Straße gemacht, ich erinnere an den Walk durch Augsburg 2019 mit Projektion­en von Julia Zdarsky oder ich erinnere an die Corona-Zeit und unsere AussagenAu­sstellung. Wir haben einen Popup-Store in der Innenstadt gehabt, eine Malaktion mit Verena Kandler gemacht. Wir haben auf unterschie­dliche Weise gezeigt, wie man Museum raus in den öffentlich­en Raum bringen kann, und setzen das noch fort.

Das nehmen Sie als Erfahrung nach Wien mit?

Staudinger:

Ganz sicher.

Was nehmen Sie noch in Ihren verbleiben­den Augsburger Tagen in Angriff?

Staudinger: Wir haben tolle Ausstellun­gen, die wir gerade vorbereite­n. Anfang Dezember eröffnet unsere neue Ausstellun­g „Ende der Zeitzeugen­schaft?“. Das ist eine Kooperatio­nsausstell­ung mit dem Jüdischen Museum Hohenems und der Gedenkstät­te Flossenbür­g. Die zentrale Frage ist, wie es weitergeht, wenn die letzten Zeitzeugen gestorben sind. In welche Richtung wird sich die Erinnerung­skultur entwickeln? Wir schauen zurück, wie sich Zeitzeugen­schaft entwickelt hat. Da hat Augsburg mit Gernot Römer eine besondere Geschichte. Als Zweites bereiten wir die zweite künstleris­che Interventi­on in die

Dauerausst­ellung unter dem Titel „Judenbilde­r“vor. Und wir planen gerade eine Wanderauss­tellung über einen antisemiti­schen Vorfall aus der schwäbisch­en Provinz. Ein Fall aus Memmingen, der allerdings überall hätte spielen können.

Was stand noch auf Ihrer Agenda, das Sie Ihrer Nachfolge hinterlass­en?

Staudinger: Das größte Projekt, das spannendst­e Projekt und eigentlich auch ein Herzenspro­jekt von mir ist die Konzeption der neuen Dauerausst­ellung, die nach der Beendigung der Sanierung der Synagoge ansteht. Es gibt bereits ein Konzept, das ich der Nachfolge vorstellen werde. Was sie oder er damit macht, ist allerdings nicht mehr in meiner Hand. Es ist eine Großaufgab­e, für die wir schon einiges an spannenden Geschichte­n gesammelt haben.

Wann steht das an?

Staudinger: Das kann ich nicht sagen, da die Sanierungs­arbeiten noch nicht begonnen haben und zeitlich äußerst schwierig zu planen sind. Es wird wohl noch einige Jahre dauern.

„Die Konzeption der neuen Dauerausst­ellung“

Barbara Staudinger, 1973 in Wien geboren, leitet seit 2018 das Jüdi‰ sche Museum Augsburg Schwaben. Sie wechselt 2022 nach Wien.

Newspapers in German

Newspapers from Germany