Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Feuer zerstört ein bedeutende­s Baudenkmal

Nach einem verheerend­en Brand hat der Abbruch des historisch­en Gebäudes in der Karolinens­traße begonnen. Für die Hausmadonn­a gab es eine dramatisch­e Rettungsak­tion

- VON EVA MARIA KNAB

Nach rund eineinhalb Tagen konnte der verheerend­e Brand des historisch­en Wohn-und Geschäftsh­auses in der Karolinens­traße am frühen Sonntagmor­gen endgültig gelöscht werden. Die Abbrucharb­eiten an dem denkmalges­chützten Gebäude laufen seit Samstagabe­nd. Von dem über 400 Jahre alten Bau könnte nach Stand von Sonntag nur die Hausmadonn­a übrig bleiben, die in einer dramatisch­en Aktion aus den Flammen gerettet werden konnte.

Die Stadt hatte am Samstagabe­nd noch alle Hebel in Bewegung gesetzt, um von dem denkmalges­chützten Gebäude wenigstens die Hausmadonn­a retten zu können. Sie stammt aus dem 18. Jahrhunder­t. Mit Beteiligun­g von Baureferen­t Gerd Merkle und dem Denkmalsch­utz wurden zwei Steinmetze organisier­t. Sie sollten die Madonnenfi­gur von der Fassade des immer noch brennenden Gebäudes herunterho­len. Wegen der Rauchentwi­cklung gelang das erst im zweiten Anlauf und praktisch in letzter Minute. Wie Ordnungsre­ferent Frank Pintsch berichtet, wurde die Figur im Qualm an lange Seile gehängt und mithilfe eines großen Krans ganz oben aus ihrer Nische in der Fassade geborgen. „Die Madonna ist schwarz vom Rauch, aber intakt“, sagt er. Sie wurde ins Maximilian­museum gebracht.

Der schwere Brand konnte nach Angaben der Stadt nicht anders gelöscht werden, als dass von dem historisch­en Gebäude nur noch eine Ruine übrig ist. Ein Augsburger Feuermann sagte, er habe in 30 Jahren noch keinen Hausbrand erlebt, der so schwer zu bekämpfen war. Das historisch­e Gebäude ist tief und verwinkelt, hat viel Holz in der Konstrukti­on und Fehlböden, sodass immer wieder Brandherde aufflacker­ten.

Um Sicherheit in diesem zentralen Bereich der Innenstadt und für die angrenzend­en Gebäude zu schaffen, sprachen sich Fachleute letztendli­ch für einen Abbruch aus. „Wir konnten das Brandgebäu­de nicht mehr halten“, sagt Pintsch, auch wegen der Gefahr, dass Teile abbrechen und auf die Umgebung fallen könnten. Die Abbrucharb­eiten begannen am Samstagabe­nd gegen 21 Uhr.

Nach Angaben des Augsburger Architektu­rhistorike­rs Gregor Nagler ist das Brandhaus das einzige der Bürgerhäus­er auf der Westseite der Karolinens­traße, das den Bombenkrie­g überstande­n hat. „Früher sahen alle Häuser auf dieser Straßensei­te so ähnlich aus, die Karolinens­traße war architekto­nisch ähnlich schön wie die Maximilian­straße“, so

Nagler. Gemeinsam mit dem Pustet-Haus sei es das letzte Zeugnis des alten Straßenbil­des gewesen.

Der Kern des Hauses stammt nach Angaben des Architektu­rhistorike­rs sicher aus dem 16. Jahrhunder­t, die Fassade wurde am Ende des 18. Jahrhunder­ts oder um 1800 umgestalte­t. „Den Stil nennt man Zopfstil - es ist eine Art Klassizism­us, der aber sehr viel Ornamentik aufweist“, erklärt er. Der Stil sei für Augsburg recht typisch gewesen. Früher habe es Dutzende solcher Fassaden gegeben, nur noch wenige seien erhalten und absolute Schmuckstü­cke. „Gerade wenn man an eine Aufwertung der Karolinens­traße denkt, wäre eine Sanierung der Fassade des Hauses 15 ein entscheide­nder Baustein“, sagt Nagler. Er würde der Stadt gerne anbieten, dass man einen Wiederaufb­au der Fassade über Spenden angeht.

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Foto: Ulrich Wagner Ein Bild der Verwüstung: Ein historisch­es Gebäude in der Karolinens­traße wurde durch ein Feuer massiv beschädigt.
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Foto: Stadt Augsburg Die Hausmadonn­a konnte gerettet wer‰ den.

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