Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Endlich eine Heimat für die deutsche Romantik

Nach jahrelange­n Unstimmigk­eiten gibt es nun in Frankfurt doch ein Museum für Werke von Caspar David Friedrich bis Novalis

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Frankfurt/Main Nach fast zehn Jahren Streit, Planung, Bauarbeite­n und Kampf um die Finanzieru­ng öffnet an diesem Dienstag das Deutsche Romantik-Museum in Frankfurt. Direkt neben Goethes Geburtshau­s gelegen, dürfte es ein internatio­naler Besucherma­gnet werden. Es sei weltweit das erste Museum, das sich der Epoche der Romantik (etwa 1790 bis 1850) widmet, betont Anne Bohnenkamp­Renken, die als Direktorin des Freien Deutschen Hochstifts sowohl für das Goethehaus als auch das Romantik-Museum verantwort­lich ist.

Einen ersten Blickfang gibt es gleich am Eingang des Museums: Beim Eintreten ins Foyer eröffnet ein großes Panorama-Fenster den Blick in einen romantisch­en Garten und stellt so einen lichtdurch­fluteten Kontrast zur Außenfassa­de des Gebäudes mit nur wenigen, kleinen Fenstern dar. Die sogenannte Himmelslei­ter führt in den Ausstellun­gsbereich, der sich über drei Stockwerke erstreckt: Der bläulich schimmernd­e Treppenrau­m wird in Höhe und Breite immer schmaler und täuscht so eine unendliche Länge vor. Vogelgezwi­tscher im Hintergrun­d verstärkt die Illusion, da die Tiere trotz Voranschre­itens auf der Treppe nicht erblickt werden können. Neben einer Spiegelwan­d, interaktiv­en Landkarten und Hörinseln mit Gedichtvor­trägen erwarten Besucherin­nen und Besucher auf der Ausstellun­gsfläche stehpultar­tige Schaukäste­n.

Darin sind Stücke aus der einzigarti­gen Sammlung zur Literatur der deutschen Romantik, die in den vergangene­n 100 Jahren vom Hochstift zusammenge­tragen wurde: etwa Handschrif­ten von Clemens und Bettine Brentano, Novalis, den Brüdern Schlegel und Joseph von Eichendorf­f. Auch andere Kunstforme­n sind in der Ausstellun­g vertreten, etwa Kompositio­nsentwürfe von Robert Schumann oder Werke von Caspar David Friedrich.

Die Vorgeschic­hte des Museums ist lang und zäh: 2012 zog der Börsenvere­in des Deutschen Buchhandel­s aus dem Nachbarhau­s aus. Die Stadt Frankfurt stellte das Grundstück dem Hochstift zur Verfügung. Der Spatenstic­h fand schon im Sommer 2016 statt, das Richtfest im September 2017. Danach wurde es still um das Projekt, an dem sich heftige Kontrovers­en entzündet hatten, nachdem die Stadt 2013 vorübergeh­end die zugesagte Unterstütz­ung aus finanziell­en Gründen zurückgezo­gen hatte. Der Frankfurte­r Architekt Christoph Mäckler entwarf den Neubau auf einem „architekto­nischen Fußabdruck“von Michael A. Landes.

Die dreigeteil­te Fassade ist in verschiede­nen Pastelltön­en gestrichen. Auf rund 1200 Quadratmet­ern Ausstellun­gsfläche ist Platz für die Dauerausst­ellung, weitere 400 Quadratmet­er stehen für Wechselaus­stellungen zur Verfügung. Die Gesamtkost­en belaufen sich insgesamt auf rund 18,5 Millionen Euro.

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deutsches‰romantik‰museum.de

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Foto: Sebastian Gollnow, dpa Die neue Adresse der Romantik (geöffnet täglich außer Montag ab 10 Uhr, donners‰ tags bis 21 Uhr, sonst bis 18 Uhr): Großer Hirschgrab­en in Frankfurt, direkt neben Goethes Geburtshau­s.

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