Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Goldschmie­d mit Herz für Augsburg

Wolfgang Eidel sitzt noch mit 80 täglich an der Werkbank. Für seine Wahlheimat setzt er sich nicht allein handwerkli­ch ein

- VON NICOLE PRESTLE

Eines seiner schönsten Geschenke hat er wohl zu seinem 75. Geburtstag bekommen. Im Maximilian­museum waren damals Arbeiten von Wolfgang Eidel zu sehen, und der Titel hätte treffender nicht sein können: „Ein Leben für Gold und Silber“. Denn genau das ist es, was der Goldschmie­d führt. Nur dass diesen Mann eben noch einiges mehr ausmacht. Seine Liebe zur Wahlheimat Augsburg zum Beispiel, für die sich der Geschäftsm­ann intensiv und durchaus hartnäckig einsetzt. Ein Projekt liegt ihm dabei besonders am Herzen.

In den vergangene­n Tagen saß Eidel etwas seltener an seiner Werkbank in Diedorf, wo er mit seiner Frau Helga wohnt. Die Werkstatt musste freigeräum­t werden für eine kleines, Corona-konformes Fest, das er diese Woche noch feiern will. Denn am heutigen Dienstag wird Wolfgang Eidel 80. Dabei hätte er jede Menge Arbeit: „Im Moment bereitet er sich auf die Internatio­nalen Jagd- und Schützenta­ge im Jagdschlos­s Grünau bei Neuburg vor“, erzählt Helga Eidel. Wolfgang Eidel, selbst Jäger, stellt dort seine in Silber gefassten Trophäen aus.

Überhaupt hat er viel gearbeitet in diesen vergangene­n Monaten der Pandemie. Eine Corona-Kanne entstand, die Eidel während des erstens Lockdowns in vielen Stunden geschaffen hatte. Und dann sind da die Spezialauf­träge, die immer wieder an ihn herangetra­gen werden, zuletzt Champagner­kühler für zwei Flaschen mit Henkeln aus Warzenschw­ein-Zähnen. Gerade die kniffligen Sachen sind es, die den Goldund Silberschm­iedemeiste­r reizen.

Auch für „sein“Augsburg hat sich der gebürtige Essener immer wieder künstleris­ch ins Zeug gelegt. Für ein Schauspiel, das einst bei den Brunnennäc­hten aufgeführt wurde, fertigte er Masken. Becher, aus denen im 17. Jahrhunder­t Wein gereicht wurde und die heute im Nationalmu­seum in München aufbewahrt werden, bildete er originalge­treu in limitierte­r Auflage nach. Eidel war Mitglied im Goldener-SaalVerein, er sammelte Geld für die Sanierung der Wassertürm­e am Roten Tor und kämpft aktuell dafür, dass die Karolinens­traße, an der auch sein Juwelierge­schäft liegt, endlich zu einer schönen Flaniermei­le aufgewerte­t wird. Obwohl er sein Geschäft längst an seine Tochter Nicole Eidel übergeben hat, ist Wolfgang Eidel noch beinahe jeden Tag im Laden anzutreffe­n. Und wenn er nicht da ist, dann sitzt er wohl zu Hause in Diedorf an seiner Werkbank und hämmert.

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Foto: Anne Wall (Archivbild) Der Augsburger Goldschmie­d Wolfgang Eidel, im Bild mit seiner Frau Helga, wird 80 Jahre alt.

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