Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Goldschmied mit Herz für Augsburg
Wolfgang Eidel sitzt noch mit 80 täglich an der Werkbank. Für seine Wahlheimat setzt er sich nicht allein handwerklich ein
Eines seiner schönsten Geschenke hat er wohl zu seinem 75. Geburtstag bekommen. Im Maximilianmuseum waren damals Arbeiten von Wolfgang Eidel zu sehen, und der Titel hätte treffender nicht sein können: „Ein Leben für Gold und Silber“. Denn genau das ist es, was der Goldschmied führt. Nur dass diesen Mann eben noch einiges mehr ausmacht. Seine Liebe zur Wahlheimat Augsburg zum Beispiel, für die sich der Geschäftsmann intensiv und durchaus hartnäckig einsetzt. Ein Projekt liegt ihm dabei besonders am Herzen.
In den vergangenen Tagen saß Eidel etwas seltener an seiner Werkbank in Diedorf, wo er mit seiner Frau Helga wohnt. Die Werkstatt musste freigeräumt werden für eine kleines, Corona-konformes Fest, das er diese Woche noch feiern will. Denn am heutigen Dienstag wird Wolfgang Eidel 80. Dabei hätte er jede Menge Arbeit: „Im Moment bereitet er sich auf die Internationalen Jagd- und Schützentage im Jagdschloss Grünau bei Neuburg vor“, erzählt Helga Eidel. Wolfgang Eidel, selbst Jäger, stellt dort seine in Silber gefassten Trophäen aus.
Überhaupt hat er viel gearbeitet in diesen vergangenen Monaten der Pandemie. Eine Corona-Kanne entstand, die Eidel während des erstens Lockdowns in vielen Stunden geschaffen hatte. Und dann sind da die Spezialaufträge, die immer wieder an ihn herangetragen werden, zuletzt Champagnerkühler für zwei Flaschen mit Henkeln aus Warzenschwein-Zähnen. Gerade die kniffligen Sachen sind es, die den Goldund Silberschmiedemeister reizen.
Auch für „sein“Augsburg hat sich der gebürtige Essener immer wieder künstlerisch ins Zeug gelegt. Für ein Schauspiel, das einst bei den Brunnennächten aufgeführt wurde, fertigte er Masken. Becher, aus denen im 17. Jahrhundert Wein gereicht wurde und die heute im Nationalmuseum in München aufbewahrt werden, bildete er originalgetreu in limitierter Auflage nach. Eidel war Mitglied im Goldener-SaalVerein, er sammelte Geld für die Sanierung der Wassertürme am Roten Tor und kämpft aktuell dafür, dass die Karolinenstraße, an der auch sein Juweliergeschäft liegt, endlich zu einer schönen Flaniermeile aufgewertet wird. Obwohl er sein Geschäft längst an seine Tochter Nicole Eidel übergeben hat, ist Wolfgang Eidel noch beinahe jeden Tag im Laden anzutreffen. Und wenn er nicht da ist, dann sitzt er wohl zu Hause in Diedorf an seiner Werkbank und hämmert.