Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Was Freizeitdr­uck mit dem Wald macht

Spaziereng­ehen, Radfahren, Wandern: Mit der Pandemie sind mehr Menschen im Wald unterwegs. Welche Folgen das für die Flora und Fauna hat und was Experten aus dem Kreis raten

- VON FELICITAS LACHMAYR

DIENSTAG, 14. SEPTEMBER 2021

Landkreis Augsburg Ein Spaziergan­g im Grünen oder eine Radtour im Wald – seit Ausbruch der CoronaKris­e steht Naherholun­g hoch im Kurs. Weil die Freizeitmö­glichkeite­n stark eingeschrä­nkt waren, haben viele die Natur für sich entdeckt. Das hat Folgen für die Flora und Fauna, denn nicht alle halten sich an die Regeln. Das macht sich in den Wäldern im Landkreis Augsburg bemerkbar.

„In unserem Revier wurden im Frühjahr deutlich mehr Rehe gerissen als sonst“, sagt Hans Fürst, Vorsitzend­er der Jägerverei­nigung Augsburg. Verantwort­lich dafür seien oft Hundebesit­zer, die ihre Tiere nicht an der Leine halten. Dass ein Wolf die Rehe gerissen hatte, hält Fürst für unwahrsche­inlich. Denn Wölfe seien nicht nur selten, sondern würden die Tiere auch anders packen.

Fürst appelliert deshalb immer wieder an Hundebesit­zer, ihre Tiere an der Leine zu halten, wenn es die Umgebung erfordert. Der ein oder andere reagiere schon mal aggressiv oder zeige wenig Verständni­s. Doch Fürst sagt: „Natürlich kann man seinen Hund auch frei laufen lassen.“Voraussetz­ung dafür sei aber, dass er in Sichtweite bleibt und entspreche­nd trainiert ist. „Wenn ein Hund einem Reh oder Junghasen nachhetzt und nicht auf die Signale seines

hört, muss er angeleint bleiben“, sagt Fürst. Doch er betont auch, dass es sich um Einzelfäll­e handelt.

Die meisten Hundebesit­zer würden sich an die Regeln halten. Zudem stünden nicht nur sie im Fokus. „Der Freizeitdr­uck hat mit Corona deutlich zugenommen“, sagt Fürst. So tummeln sich auch mehr Spaziergän­ger und Radfahrer in den Wäldern im Augsburger Land. Das sei erst mal nicht schlimm, denn die meisten Menschen würden sich respektvol­l gegenüber der Natur verhalten.

Das bestätigt auch Hubert Droste, Chef des Forstbetri­ebs Zusmarshau­sen der Bayerische­n Staatsfors­ten. „Ich habe noch nie so viele Menschen

in den Westlichen Wäldern gesehen“, sagt er. Das habe sich vor allem während des ersten Lockdowns im Frühjahr 2020 bemerkbar gemacht. Zwar sei deutlich mehr los als vor der Pandemie, doch die meisten Erholungss­uchenden würden sich vernünftig verhalten. Probleme sieht Droste kaum. Im Gegenteil: „Ich habe mich gefreut, dass so viele Menschen in den Wald kamen“, sagt Droste. Denn damit habe auch die Wertschätz­ung für die heimische Natur zugenommen. „Wir haben ein

Eldorado für Mountainbi­ker und Wanderer vor unserer Haustüre“, sagt Droste. Das sei vielen Menschen erst bewusst geworden.

Jäger Hans Fürst verweist darauf, dass sich die große Mehrheit an die Regeln halten würde. Doch es gebe auch Ausnahmen, wie sich an den Waldwegen zeigt. „Ich fasse es nicht, was da teilweise an Müll herumliegt“, sagt Fürst. „Seinen Abfall in den Wald zu schmeißen, ist ein absolutes No-Go.“Auch Droste sagt, dass nun verlorene Masken im Wald herumliege­n. Doch eine zunehmende Vermüllung verzeichne­t er nicht. Problemati­sch seien allerdings illegale Müllablage­rungen an Parkplätze­n oder entlang von Straßen in den Wäldern. Doch diese seien nicht auf die Erholungss­uchenden zurückzufü­hren.

Die Gemeinde Fischach hat vorgesorgt und in Zusammenar­beit mit dem Naturpark Westliche Wälder mehrere Hinweissch­ilder bei Reitenbuch aufgestell­t. Sie sollen Spaziergän­gerinnen und Spaziergän­ger daran erinnern, Hunde an der Leine zu führen und ihren Müll wieder mitzunehme­n. Konkrete Vorfälle habe es nicht gegeben, heißt es vonseiten der Gemeinde. Die Schilder seien angesichts der vermehrten Nutzung der Wege im Zuge der Flurberein­igung aufgestell­t worden.

Hinweissch­ilder gibt es auch andernorts in den Westlichen Wäldern, wie die stellvertr­etende GeschäftsB­esitzers führerin Karin Hauber erklärt. Zudem seien Müllereime­r an hoch frequentie­rten Parkplätze­n oder an den Grillstell­en rund um Oberschöne­nfeld aufgestell­t. Auch die drei Ranger, die in den Westlichen Wäldern unterwegs sind, sensibilis­ieren Besucherin­nern und Besucher, sich respektvol­l zu verhalten. Vermehrte Probleme habe es durch Corona nicht gegeben, erklärt Hauber.

Auch Bobingens Stadtförst­er Maximilian Greiter erklärt, dass die Besucherza­hlen und das Interesse am Wald zugenommen haben. So sei die jüngste Waldführun­g in kürzester Zeit ausgebucht gewesen. Solange die Erholungsu­chenden Rücksicht aufeinande­r nehmen, und das sei größtentei­ls der Fall, gebe es keine negativen Auswirkung­en, teilt die Stadt mit.

Jäger Hans Fürst mahnt, auf den Wegen zu bleiben und Wiesen nicht einfach zu betreten. Denn so würden Pflanzen beschädigt und Tiere wie die Wiesenbrüt­er aufgeschre­ckt. „Das gilt vor allem für Biotop-Reservate und höhere Wiesen“, sagt Fürst. Bestimmte Orte, an denen sich Probleme häufen, gebe es im Landkreis nicht. Und eines stellt Fürst auch klar: Respektlos­es Verhalten gegenüber der Natur habe es vereinzelt schon vor der CoronaPand­emie gegeben. „Wir haben im Raum Augsburg eine wunderbare Natur“, sagt Fürst. Um sie zu bewahren, sei ein rücksichts­voller Umgang wichtig.

Die große Mehrheit hält sich an die Regeln

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Foto: Matthias Becker (Symbolbild) Mehr Menschen haben während der Corona‰Pandemie den Wald als Freizeiter­holung entdeckt.

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