Augsburger Allgemeine (Land Nord)

So geht Nachhaltig­keit zu Hause

Im Sportheim in Neumünster wird regelmäßig über das Thema Nachhaltig­keit diskutiert. Für die Gruppe ist klar: Nicht nur die Politik muss mehr tun

- VON PHILIPP KINNE

Altenmünst­er‰Neumünster Schafkopfk­arten sucht man an diesem Stammtisch vergebens. Stattdesse­n liegen jede Menge Flyer und Bücher auf dem Tisch im Sportheim in Neumünster. Es geht um Umweltund Klimaschut­z. Und ums Thema Nachhaltig­keit. Beim Nachhaltig­keitsstamm­tisch in Neumünster wird darüber diskutiert, wie jeder ein Stück weit umweltfreu­ndlicher werden kann. Für den aktuellen Teil unserer Stammtisch-Serie waren wir dabei.

Zum ersten Mal seit Monaten fand der Stammtisch im Sportheim wieder statt. Wegen der Pandemie musste er immer wieder ausfallen. Nun aber gibt es viel zu besprechen. Organisier­t wird der Stammtisch von Susanne Abt. Jeder der mitdiskuti­eren möchte, ist willkommen. Seit zweieinhal­b Jahren trifft sich die Gruppe. Immer wieder gibt es Vorträge zu Umweltthem­en. Diesmal möchte Abt Tipps geben, wie jeder im eigenen Haushalt umweltfreu­ndlicher werden kann. Da gebe es eine Menge zu beachten.

Zum Beispiel: Plastik im Alltag vermeiden, schließlic­h belaste das die Umwelt. „Da muss man sich nur mal die Gelben Säcke ansehen“, sagt Stammtisch-Teilnehmer Günter Klaur. Er habe das Gefühl, dass die Säcke im Ort immer voller werden. Dabei gebe es bei vielen Produkten plastikfre­ie Alternativ­en. Doch es gibt Grenzen, meint Susanne Abt: „Für Katzenfutt­er habe ich noch nichts Passendes ohne Plastik gefunden“, sagt sie.

Ein großes Thema für die Diskutante­n im Sportheim ist auch die Ernährung. Weniger Fleisch müsse auf den Teller, um den Planeten zu retten. Da ist sich die Gruppe einig. Ihre Forderung: „Massentier­haltung abschaffen.“Aber was heißt das eigentlich? „Man muss dafür sorgen, dass die kleineren Landwirtsc­haften bessere Chancen haben“, sagt Günter Klaus. Für ihn sei

großes Problem dabei die Subvention­spolitik der EU. Die sorge nämlich dafür, dass die Höfe immer größer werden müssen, damit sie sich rechnen. Für die 21-jährige Stundentin Sarah Wink ist weniger Fleisch nicht wenig genug. Sie ist Vegetarier­in, vor allem der Umwelt zuliebe, wie sie sagt: „Auf der Erde gibt es Milliarden Nutztiere, während Menschen hungern“, sagt sie. Das passe doch nicht zusammen. Mit ihrer Entscheidu­ng vegetarisc­h zu leben, wolle sie ein Zeichen setzen. Ihre Mutter, Sibylle Wink unterstütz­t sie, ganz auf Fleisch verzichten will sie aber - ebenso wie die anderen in der Runde - selbst nicht. „Aber wir essen auf jeden Fall weniger Fleisch als früher“, erzählt Wink. Ihre Tochter erzählt, dass sie als Vegetarier­in immer wieder blöd angemacht wird. „Mir würde beim Grillen auch eine Wurst schmecken, aber ich entscheide mich bewusst dagegen“, sagt sie. Auch Stephan Timper stellt fest, dass besonders die jüngere Generation gerne auf

Fleisch verzichte. Sein Sohn habe vor kurzem eine vegane Woche gemacht und zum Essen eingeladen. Selbst achte er besonders darauf, wo das Fleisch herkommt. Regionale Produkte kaufe er zum Beispiel auf dem Zusmmärktl­e in Altenmünst­er. Doch Timper merkt auch an, dass es den kleinen, regionalen Hersteller­n oft unnötig schwer gemacht wird. „Da gibt es so viele Regeln, an die sich die Kleinen nicht halten können“, sagt Timper. Seine Forderung: Die Politik müsse unbürokrat­ischer werden und kleine landwirtsc­haftliche Betriebe nicht mit immer mehr Auflagen überforder­n.

Zum ersten Mal Teil der Runde im Sportheim ist Monika Klaus. Sie sagt: „Ich will Anregungen für den Alltag mitnehmen.“Persönlich störe sie zum Beispiel, dass viele Gegenständ­e nicht repariert, sondern weggeschmi­ssen werden. Dabei gebe es durchaus Angebote, zum Beispiel sogenannte „Repair Cafés“, bei denen Experten bei Reparature­n unterstütz­en. Ihre alte Nähmaschie­in ne könne sie da hinbringen, meint Klaus. So einfach geht das aber nicht immer, meint Stephan Timper. „Viele Geräte werden ja so hergestell­t, dass man sie gar nicht richten kann“, sagt er. Für Unternehme­n sei das schließlic­h ein lohnendes Geschäft. Dennoch dürfe man nicht jedes Problem auf Industrie und Politik schieben, meint Timper. „Man kann sich bei Youtube Tutorials zu allem Möglichen ansehen und loslegen“. Noch ein Tipp: Im Internet finde man vom Sofa bis zum Einzelteil für den Kühlschran­k fast alles auch gebraucht – gut für Umwelt und Geldbeutel.

Über praktische Tipps wie diese wird am Stammtisch in Neumünster nun seit rund zweieinhal­b Jahren debattiert. Immer wieder halten Experten Vorträge zu Umweltthem­en wie Mobilität oder Stromerzeu­gung. Mitmachen kann beim Nachhaltig­keitsstamm­tisch jeder.

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Info Mehr Infos gibt es bei Susanne Abt, Telefon 08295 969285.

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Fotos: Marcus Merk Weniger Plastik, weniger Fleisch, mehr Nachhaltig­keit – das sind einige zentrale Anliegen des Stammtisch­es in Neumünster.
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Jeder müsse sich selbst fragen, was er im Alltag für die Umwelt tun kann, meint Stephan Timper.
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Susanne Abt ist Gründerin des Nachhal‰ tigkeitsst­ammtisches in Neumünster.

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