Augsburger Allgemeine (Land Nord)
So geht Nachhaltigkeit zu Hause
Im Sportheim in Neumünster wird regelmäßig über das Thema Nachhaltigkeit diskutiert. Für die Gruppe ist klar: Nicht nur die Politik muss mehr tun
AltenmünsterNeumünster Schafkopfkarten sucht man an diesem Stammtisch vergebens. Stattdessen liegen jede Menge Flyer und Bücher auf dem Tisch im Sportheim in Neumünster. Es geht um Umweltund Klimaschutz. Und ums Thema Nachhaltigkeit. Beim Nachhaltigkeitsstammtisch in Neumünster wird darüber diskutiert, wie jeder ein Stück weit umweltfreundlicher werden kann. Für den aktuellen Teil unserer Stammtisch-Serie waren wir dabei.
Zum ersten Mal seit Monaten fand der Stammtisch im Sportheim wieder statt. Wegen der Pandemie musste er immer wieder ausfallen. Nun aber gibt es viel zu besprechen. Organisiert wird der Stammtisch von Susanne Abt. Jeder der mitdiskutieren möchte, ist willkommen. Seit zweieinhalb Jahren trifft sich die Gruppe. Immer wieder gibt es Vorträge zu Umweltthemen. Diesmal möchte Abt Tipps geben, wie jeder im eigenen Haushalt umweltfreundlicher werden kann. Da gebe es eine Menge zu beachten.
Zum Beispiel: Plastik im Alltag vermeiden, schließlich belaste das die Umwelt. „Da muss man sich nur mal die Gelben Säcke ansehen“, sagt Stammtisch-Teilnehmer Günter Klaur. Er habe das Gefühl, dass die Säcke im Ort immer voller werden. Dabei gebe es bei vielen Produkten plastikfreie Alternativen. Doch es gibt Grenzen, meint Susanne Abt: „Für Katzenfutter habe ich noch nichts Passendes ohne Plastik gefunden“, sagt sie.
Ein großes Thema für die Diskutanten im Sportheim ist auch die Ernährung. Weniger Fleisch müsse auf den Teller, um den Planeten zu retten. Da ist sich die Gruppe einig. Ihre Forderung: „Massentierhaltung abschaffen.“Aber was heißt das eigentlich? „Man muss dafür sorgen, dass die kleineren Landwirtschaften bessere Chancen haben“, sagt Günter Klaus. Für ihn sei
großes Problem dabei die Subventionspolitik der EU. Die sorge nämlich dafür, dass die Höfe immer größer werden müssen, damit sie sich rechnen. Für die 21-jährige Stundentin Sarah Wink ist weniger Fleisch nicht wenig genug. Sie ist Vegetarierin, vor allem der Umwelt zuliebe, wie sie sagt: „Auf der Erde gibt es Milliarden Nutztiere, während Menschen hungern“, sagt sie. Das passe doch nicht zusammen. Mit ihrer Entscheidung vegetarisch zu leben, wolle sie ein Zeichen setzen. Ihre Mutter, Sibylle Wink unterstützt sie, ganz auf Fleisch verzichten will sie aber - ebenso wie die anderen in der Runde - selbst nicht. „Aber wir essen auf jeden Fall weniger Fleisch als früher“, erzählt Wink. Ihre Tochter erzählt, dass sie als Vegetarierin immer wieder blöd angemacht wird. „Mir würde beim Grillen auch eine Wurst schmecken, aber ich entscheide mich bewusst dagegen“, sagt sie. Auch Stephan Timper stellt fest, dass besonders die jüngere Generation gerne auf
Fleisch verzichte. Sein Sohn habe vor kurzem eine vegane Woche gemacht und zum Essen eingeladen. Selbst achte er besonders darauf, wo das Fleisch herkommt. Regionale Produkte kaufe er zum Beispiel auf dem Zusmmärktle in Altenmünster. Doch Timper merkt auch an, dass es den kleinen, regionalen Herstellern oft unnötig schwer gemacht wird. „Da gibt es so viele Regeln, an die sich die Kleinen nicht halten können“, sagt Timper. Seine Forderung: Die Politik müsse unbürokratischer werden und kleine landwirtschaftliche Betriebe nicht mit immer mehr Auflagen überfordern.
Zum ersten Mal Teil der Runde im Sportheim ist Monika Klaus. Sie sagt: „Ich will Anregungen für den Alltag mitnehmen.“Persönlich störe sie zum Beispiel, dass viele Gegenstände nicht repariert, sondern weggeschmissen werden. Dabei gebe es durchaus Angebote, zum Beispiel sogenannte „Repair Cafés“, bei denen Experten bei Reparaturen unterstützen. Ihre alte Nähmaschiein ne könne sie da hinbringen, meint Klaus. So einfach geht das aber nicht immer, meint Stephan Timper. „Viele Geräte werden ja so hergestellt, dass man sie gar nicht richten kann“, sagt er. Für Unternehmen sei das schließlich ein lohnendes Geschäft. Dennoch dürfe man nicht jedes Problem auf Industrie und Politik schieben, meint Timper. „Man kann sich bei Youtube Tutorials zu allem Möglichen ansehen und loslegen“. Noch ein Tipp: Im Internet finde man vom Sofa bis zum Einzelteil für den Kühlschrank fast alles auch gebraucht – gut für Umwelt und Geldbeutel.
Über praktische Tipps wie diese wird am Stammtisch in Neumünster nun seit rund zweieinhalb Jahren debattiert. Immer wieder halten Experten Vorträge zu Umweltthemen wie Mobilität oder Stromerzeugung. Mitmachen kann beim Nachhaltigkeitsstammtisch jeder.
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Info Mehr Infos gibt es bei Susanne Abt, Telefon 08295 969285.