Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Im Villenstre­it klagt ein Eigentümer gegen Stadt

Architektu­r Der beantragte Abbruch des historisch­en Gebäudes an der Hochfeldst­raße wurde abgelehnt. Das will der neue Besitzer nicht hinnehmen. Auch das Tauziehen um die „rote Villa“im Thelottvie­rtel könnte vor Gericht enden

- VON EVA MARIA KNAB

Der Streit um den Erhalt einer historisch­en Villa im Augsburger Bismarckvi­ertel wird nun zum Rechtsstre­it: Der Eigentümer der „DieselVill­a“an der Hochfeldst­raße 15 klagt gegen die Stadt, weil sein Abbruchant­rag abgelehnt wurde. Er will die Villa abreißen und einen Neubau errichten. Bei der Stadt hat man im Frühjahr die Notbremse gezogen und eine Erhaltungs­satzung erlassen, um das prägende historisch­e Gebäude zu retten.

Auf Anfrage unserer Redaktion will sich der Immobilien­unternehme­r nicht öffentlich äußern, wie es mit dem Gebäude weitergehe­n soll. Bekannt ist, dass er die Villa abreißen möchte, um stattdesse­n einen größeren Neubau mit Wohnungen auf dem Grundstück zu errichten. Zunächst hätte er dafür keine Genehmigun­g gebraucht, weil die Villa nicht unter Denkmalsch­utz steht. Der Stadtrat sah jedoch Handlungsb­edarf. Um typische Bauten wie diesen im Bismarckvi­ertel zu retten, beschloss er im Frühjahr eine Erhaltungs­satzung. Sie gilt für mehrere Straßenzüg­e, auch für die Hochfeldst­raße. Damit ist ein Abbruch der Villa nun genehmigun­gspflichti­g.

Offenkundi­g will der Eigentümer den Abriss jetzt auf dem Rechtsweg durchsetze­n. Nachdem die Erhaltungs­satzung beschlosse­n wurde, habe er einen Abbruchant­rag gestellt, dieser sei im September abgelehnt worden, teilt das städtische Baureferat mit. Nun klage er gegen die Ablehnung.

Das Tauziehen um den Erhalt der Villa, die um 1902 von den Architekte­n Albert Jack und Maximilian Wanner für einen Vetter des berühmten Ingenieurs und Erfinders Rudolf Diesel errichtet wurde, läuft auch noch auf einer anderen Ebene. Einige Bürger befürchten, dass der Schutzstat­us für das Gebäude über die städtische Erhaltungs­satzung rechtlich nicht ausreichen könnte. Sie brachten eine Petition an den Landtag ins Rollen, um das Gebäude unter Denkmalsch­utz zu stellen. Ob das möglich sein wird, ist noch unklar. Eine Expertin des Landesamte­s für Denkmalpfl­ege hatte sich zunächst gegen einen Schutz ausgesproc­hen, weil der ursprüngli­che Bau im Krieg stark beschädigt und danach wieder aufgebaut worden war. Offenbar hatte man im Landesamt aber nur nach Aktenlage entschiede­n. Die Villa wurde nicht auf ihre Denkmalwür­digkeit untersucht. Im Juni kam die Expertin dann doch zum Ortstermin.

Was bei der Prüfung herauskam, dazu gibt das Landesamt noch keine Auskunft. Der Stadt liegen die Ergebnisse ebenfalls noch nicht vor. Weil die Prüfung im Rahmen einer Landtagspe­tition angeregt wurde und diese Petition zugleich eine Anregung zur Vergrößeru­ng des Umgriffs des Ensembles „Lessingstr­aße“beinhaltet­e, müsse dieser Sachverhal­t erst noch im Landesdenk­malrat beziehungs­weise im Landtag behandelt werden, hieß es.

Auch bei der „roten Villa“im Thelottvie­rtel geht der Kampf um die Rettung weiter. Das historisch­e Gebäude an der Perzheimst­raße 36 wurde im März quasi in letzter Minute als Baudenkmal ausgewiese­n, um einen weiteren Verlust von historisch­er Bausubstan­z in Augsburg zu verhindern. Der Besitzer will die Villa abreißen, um auf dem Grundstück neuen Wohnraum zu schaffen. Das alte Gebäude im Stil der Heimatschu­tzbewegung gilt jedoch als typisch für das Thelottvie­rtel. Es stammt aus dem Jahr 1911/12 und wurde vom bekannten Augsburger

Architekte­n Sebastian Buchegger errichtet. Auch dieser Eigentümer wollte unserer Redaktion nichts zu seinen weiteren Plänen sagen. Bekannt ist, dass er einen Antrag zum Abbruch des Baudenkmal­s gestellt hat. Wie das Baureferat mitteilt, wurden die nachgereic­hten Unterlagen von den zuständige­n Fachstelle­n inzwischen geprüft, es seien auch Ortstermin­e mit dem Statiker und dem Landesamt für Denkmalpfl­ege durchgefüh­rt worden. Derzeit werde ein Bescheid erstellt.

Baureferen­t Gerd Merkle sagte im Bauausschu­ss, es habe verschiede­ne Gespräche und Überlegung­en gegeben. So sei ein 1:1-Ersatz des Baudenkmal­s durch einen Neubau zur Sprache gekommen, was die Stadt jedoch ablehnte. Auch über eine Erweiterun­g des Bestandsge­bäudes sei gesprochen worden. Dies wäre sogar ein Ansatz gewesen, so Merkle, allerdings sei diese Überlegung seitens des Eigentümer­s wieder zurückgezo­gen worden. Bei der Stadt rechnet man auch in diesem Streitfall mit einer Klage.

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Foto: Ulrich Wagner Der Eigentümer dieser historisch­en Villa an der Hochfeldst­raße 15 klagt gegen die Stadt, weil sie einen Antrag zum Abriss abgelehnt hat.

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