Augsburger Allgemeine (Land Nord)

So genau nehmen es Lokale mit den 3G‰Regeln

Pandemie Während manche Wirte die Kontrolle der Nachweise für geimpfte, genesene oder getestete Gäste nicht so streng umsetzen, wählen andere Gastronome­n noch striktere Vorschrift­en

- VON JOHANNES KAPFER UND MIRIAM ZISSLER

Geimpft, genesen, getestet: Die Einhaltung der 3G-Regeln gilt seit einiger Zeit auch in der Gastronomi­e und wird von der Stadt Augsburg stichprobe­nhaft kontrollie­rt. Wir haben drei Lokale in der Innenstadt besucht und festgestel­lt, dass es bei der Umsetzung Unterschie­de gibt. Gastronome­n entscheide­n sich teils auch für strengere Varianten. Das hat Gründe.

Wer geimpft, genesen oder getestet ist, kann Restaurant­s und Lokale besuchen – aber nicht überall werden die Gäste konsequent nach ihrem Zertifikat gefragt. Nicht so in einem Café in der Innenstadt. Dort werden Besucherin­nen und Besucher direkt am Eingang von einer extra dafür abgestellt­en Servicekra­ft in Empfang genommen und auf den Nachweis angesproch­en, der dann auch vorgezeigt werden muss. Das Café hält sich an alle Vorgaben. Die Speisekart­en sind laminiert und werden – genauso wie alle Tische – für jeden Gast eigens gereinigt. So viele Vorkehrung­en schaffen eine angenehme Atmosphäre, wenn sich auch das Paar am Nebentisch darüber unterhält, dass es schon lästig sei, nun immer das Smartphone bei sich führen zu müssen.

In den vergangene­n Wochen habe man bei der Stadt den Eindruck gewonnen, dass sich die Bevölkerun­g im Großen und Ganzen an die 3G-Regeln hält, sagt Gesundheit­sreferent Reiner Erben (Grüne). „Es kommt nur zu einzelnen Beschwerde­n von Bürgerinne­n und Bürgern beziehungs­weise Veranstalt­ern mit Hinweisen auf Probleme. Auch in der Überwachun­g der Infektione­n durch das Gesundheit­samt sind Gaststätte­n bisher nicht auffällig geworden.“Bei Ausbrüchen auf größeren Veranstalt­ungen habe die Kontaktnac­hverfolgun­g funktionie­rt. Auch kooperiert­en Veranstalt­er voll bei der Erstellung und Übermittlu­ng von Hygienesch­utzkonzept­en, so der Referent.

Für einen Gast, der nicht über einen Impf-, Genesenen- oder Test

verfügt, kann der Restaurant­besuch teuer werden. 250 Euro kostet der Verstoß laut Bußgeldkat­alog für denjenigen, der eine Einrichtun­g besucht oder eine Dienstleis­tung in Anspruch nimmt, für die ein Nachweis erforderli­ch ist, aber keiner vorgezeigt werden kann.

Die Nachweise werden auch in einem anderen Lokal in der Innenstadt kontrollie­rt, aber erst, als das Getränk serviert wird. Als ein Mann keinen vorzeigen kann, wird er freundlich, aber bestimmt, zum Verlassen des Lokals aufgeforde­rt. Auch sein Einwand, dass er aber den Chef kenne, bringt dem Gast nichts. Ansonsten ist das Lokal sehr eng be

stuhlt und voll besetzt. Wer hierher kommt, ist nicht auf Abstand aus. Die Stimmung ist gut. Für viele Gäste ist wohl auch nicht wichtig, dass die laminierte­n Speisekart­en offensicht­lich schon länger nicht mehr desinfizie­rt wurden.

Weder Abstand noch Impfnachwe­is sind in einem dritten getesteten Café ein Thema. Das Personal trägt die Masken unter der Nase. Das Publikum scheint sich daran nicht zu stören. Bei einem Gast kommt es sogar gut an. „Gott sei Dank wird wenigstens hier der Quatsch mit den Kontrollen nicht gemacht“, sagt er zu seiner Begleitung.

Auch wenn die Regel nicht in allen

Lokalen streng verfolgt wird, ist sie allgemein gültig. Manche Gastronome­n sind sogar noch strenger als vorgeschri­eben. So wie Leo Dietz. In seinem Lokal Peaches in der Maximilian­straße gilt am Donnerstag-, Freitag- und Samstagabe­nd die Regel 3G plus. Das bedeutet, dass keine Schnelltes­ts, sondern nur noch PCR-Tests akzeptiert werden. Dietz: „Dann muss das Personal keine Maske tragen, und die Gäste müssen es auch nicht, wenn sie sich im Lokal bewegen.“So könnten alle wieder Normalität erleben, wie es sich viele seiner Gäste wünschten. Die Nachweise würden sofort an der Eingangstü­r ernachweis fragt und Ausweise zusätzlich kontrollie­rt. Vor einer Woche habe der Ordnungsdi­enst die Einhaltung der 3G-Regel in seinem Lokal stichprobe­nhaft kontrollie­rt. Dietz findet das gut – in seinem Lokal habe es nichts zu beanstande­n gegeben. Der Sprecher der Augsburger Wirte glaubt, dass sich die 3G-plus-Regel mehrheitli­ch durchsetze­n wird. „Schon heute ist der absolute Großteil der Gäste entweder geimpft oder genesen.“Dass für einzelne Gäste, die an einem Abend einen Schnelltes­t vorweisen würden, alle anderen Besucher und das Personal weiterhin Maske tragen müssten, wäre aus seiner Sicht auf Dauer nicht vermittelb­ar. James Murdock, der ein Pub am Roten Tor betreibt, sieht das genauso und geht sogar noch weiter. Er hat beschlosse­n, dass in seinem Lokal die 2G-Regel gilt – also nur geimpfte und genesene Personen Eintritt erhalten. Dafür hat Leo Dietz „vollstes Verständni­s“.

Murdock will seinem Personal einen Betrieb und seinen Gästen einen Besuch ermögliche­n, der so „normal wie möglich ist“. Eine Maske gehöre da nicht dazu. Außerdem könnten so wieder Events und Konzerte stattfinde­n, ohne begrenzte Besucheran­zahl. Der Gastronom, der die Nachweise an der Eingangstü­r kontrollie­ren lässt, will auch ein Zeichen setzen. „Wir ziehen zusammen an einem Strang“, sagt er. Impfen ist für ihn das A und O in Zeiten der Pandemie. Ein Großteil seiner Gäste sei bereits geimpft. Für sein konsequent­es Vorgehen bekomme er auch viel positive Resonanz. „Ich will vorangehen. Noch haben wir Zeit, bevor der Winter da ist.“

Er weiß auch, dass der Ausschluss von nicht geimpften und nicht genesenen Personen auch ein wirtschaft­liches Risiko mit sich bringt. Murdock bringt es aber in Relation. Er denkt mit Schrecken an 2020 zurück, als der Inzidenzwe­rt im Oktober in die Höhe schoss und er – wie alle anderen – sein Lokal für lange Zeit schließen musste. So weit dürfe es nicht mehr kommen. „Noch eine Schließung würden wir nicht überleben.“

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Foto: Silvio Wyszengrad Viele Lokale haben ein Plakat in ihren Eingangsbe­reich gehängt. Darauf ist ersichtlic­h: Einlass gibt es nur, wenn die 3G‰Regeln befolgt werden.

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