Augsburger Allgemeine (Land Nord)
So genau nehmen es Lokale mit den 3GRegeln
Pandemie Während manche Wirte die Kontrolle der Nachweise für geimpfte, genesene oder getestete Gäste nicht so streng umsetzen, wählen andere Gastronomen noch striktere Vorschriften
Geimpft, genesen, getestet: Die Einhaltung der 3G-Regeln gilt seit einiger Zeit auch in der Gastronomie und wird von der Stadt Augsburg stichprobenhaft kontrolliert. Wir haben drei Lokale in der Innenstadt besucht und festgestellt, dass es bei der Umsetzung Unterschiede gibt. Gastronomen entscheiden sich teils auch für strengere Varianten. Das hat Gründe.
Wer geimpft, genesen oder getestet ist, kann Restaurants und Lokale besuchen – aber nicht überall werden die Gäste konsequent nach ihrem Zertifikat gefragt. Nicht so in einem Café in der Innenstadt. Dort werden Besucherinnen und Besucher direkt am Eingang von einer extra dafür abgestellten Servicekraft in Empfang genommen und auf den Nachweis angesprochen, der dann auch vorgezeigt werden muss. Das Café hält sich an alle Vorgaben. Die Speisekarten sind laminiert und werden – genauso wie alle Tische – für jeden Gast eigens gereinigt. So viele Vorkehrungen schaffen eine angenehme Atmosphäre, wenn sich auch das Paar am Nebentisch darüber unterhält, dass es schon lästig sei, nun immer das Smartphone bei sich führen zu müssen.
In den vergangenen Wochen habe man bei der Stadt den Eindruck gewonnen, dass sich die Bevölkerung im Großen und Ganzen an die 3G-Regeln hält, sagt Gesundheitsreferent Reiner Erben (Grüne). „Es kommt nur zu einzelnen Beschwerden von Bürgerinnen und Bürgern beziehungsweise Veranstaltern mit Hinweisen auf Probleme. Auch in der Überwachung der Infektionen durch das Gesundheitsamt sind Gaststätten bisher nicht auffällig geworden.“Bei Ausbrüchen auf größeren Veranstaltungen habe die Kontaktnachverfolgung funktioniert. Auch kooperierten Veranstalter voll bei der Erstellung und Übermittlung von Hygieneschutzkonzepten, so der Referent.
Für einen Gast, der nicht über einen Impf-, Genesenen- oder Test
verfügt, kann der Restaurantbesuch teuer werden. 250 Euro kostet der Verstoß laut Bußgeldkatalog für denjenigen, der eine Einrichtung besucht oder eine Dienstleistung in Anspruch nimmt, für die ein Nachweis erforderlich ist, aber keiner vorgezeigt werden kann.
Die Nachweise werden auch in einem anderen Lokal in der Innenstadt kontrolliert, aber erst, als das Getränk serviert wird. Als ein Mann keinen vorzeigen kann, wird er freundlich, aber bestimmt, zum Verlassen des Lokals aufgefordert. Auch sein Einwand, dass er aber den Chef kenne, bringt dem Gast nichts. Ansonsten ist das Lokal sehr eng be
stuhlt und voll besetzt. Wer hierher kommt, ist nicht auf Abstand aus. Die Stimmung ist gut. Für viele Gäste ist wohl auch nicht wichtig, dass die laminierten Speisekarten offensichtlich schon länger nicht mehr desinfiziert wurden.
Weder Abstand noch Impfnachweis sind in einem dritten getesteten Café ein Thema. Das Personal trägt die Masken unter der Nase. Das Publikum scheint sich daran nicht zu stören. Bei einem Gast kommt es sogar gut an. „Gott sei Dank wird wenigstens hier der Quatsch mit den Kontrollen nicht gemacht“, sagt er zu seiner Begleitung.
Auch wenn die Regel nicht in allen
Lokalen streng verfolgt wird, ist sie allgemein gültig. Manche Gastronomen sind sogar noch strenger als vorgeschrieben. So wie Leo Dietz. In seinem Lokal Peaches in der Maximilianstraße gilt am Donnerstag-, Freitag- und Samstagabend die Regel 3G plus. Das bedeutet, dass keine Schnelltests, sondern nur noch PCR-Tests akzeptiert werden. Dietz: „Dann muss das Personal keine Maske tragen, und die Gäste müssen es auch nicht, wenn sie sich im Lokal bewegen.“So könnten alle wieder Normalität erleben, wie es sich viele seiner Gäste wünschten. Die Nachweise würden sofort an der Eingangstür ernachweis fragt und Ausweise zusätzlich kontrolliert. Vor einer Woche habe der Ordnungsdienst die Einhaltung der 3G-Regel in seinem Lokal stichprobenhaft kontrolliert. Dietz findet das gut – in seinem Lokal habe es nichts zu beanstanden gegeben. Der Sprecher der Augsburger Wirte glaubt, dass sich die 3G-plus-Regel mehrheitlich durchsetzen wird. „Schon heute ist der absolute Großteil der Gäste entweder geimpft oder genesen.“Dass für einzelne Gäste, die an einem Abend einen Schnelltest vorweisen würden, alle anderen Besucher und das Personal weiterhin Maske tragen müssten, wäre aus seiner Sicht auf Dauer nicht vermittelbar. James Murdock, der ein Pub am Roten Tor betreibt, sieht das genauso und geht sogar noch weiter. Er hat beschlossen, dass in seinem Lokal die 2G-Regel gilt – also nur geimpfte und genesene Personen Eintritt erhalten. Dafür hat Leo Dietz „vollstes Verständnis“.
Murdock will seinem Personal einen Betrieb und seinen Gästen einen Besuch ermöglichen, der so „normal wie möglich ist“. Eine Maske gehöre da nicht dazu. Außerdem könnten so wieder Events und Konzerte stattfinden, ohne begrenzte Besucheranzahl. Der Gastronom, der die Nachweise an der Eingangstür kontrollieren lässt, will auch ein Zeichen setzen. „Wir ziehen zusammen an einem Strang“, sagt er. Impfen ist für ihn das A und O in Zeiten der Pandemie. Ein Großteil seiner Gäste sei bereits geimpft. Für sein konsequentes Vorgehen bekomme er auch viel positive Resonanz. „Ich will vorangehen. Noch haben wir Zeit, bevor der Winter da ist.“
Er weiß auch, dass der Ausschluss von nicht geimpften und nicht genesenen Personen auch ein wirtschaftliches Risiko mit sich bringt. Murdock bringt es aber in Relation. Er denkt mit Schrecken an 2020 zurück, als der Inzidenzwert im Oktober in die Höhe schoss und er – wie alle anderen – sein Lokal für lange Zeit schließen musste. So weit dürfe es nicht mehr kommen. „Noch eine Schließung würden wir nicht überleben.“