Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Der Herr der Winde ist zurück
Markus Söder und die Windräder – das ist eine Geschichte zum Schwindligwerden. Vor gut zehn Jahren, da war er noch Umweltminister und im japanischen Fukushima war gerade ein Atommeiler kollabiert, da konnte es ihm gar nicht schnell genug gehen mit dem Ausbau der Windkraft. Damals gab er als Ziel aus, zehn Prozent der Energie in Bayern durch Wind zu erzeugen. 1500 neue Windräder, so rechnete sein Ministerium vor, seien dazu nötig. Die Branche frohlockte, feierte Söder gar als „Herr der Winde“.
Wie es danach mit der Energiewende in Bayern (nicht) weiterging, ist bekannt. Auf einige Boomjahre folgte eine lange Flaute. Die CSU unter Horst Seehofer hatte sich den Protesten von Windkraftgegnern gebeugt und die 10H-Abstandsregel erfunden. Später wurde Söder Ministerpräsident und gestand 100 neue Windräder in den Staatsforsten zu, was bisher aber auch nicht funktionierte.
Jetzt soll es unter dem Eindruck einer neuen historischen Katastrophe wieder in eine andere Richtung gehen – mittelfristig. Kurzfristig geht es nicht ohne russisches Gas – in Deutschland nicht und in Bayern schon gar nicht.
Das neue Ziel Söders sind „500 XXL-Windräder“oder gerne auch deutlich mehr. Der „Herr der Winde“ist zurück. Und sein Regierungspartner Hubert Aiwanger will plötzlich nicht mehr als Widerstandskämpfer gegen Stromtrassen dastehen. Die Energiewende ist in der Staatsregierung wieder en vogue – zumindest als Bekenntnis.
Wirklich funktionieren aber kann sie nur, wenn auch konsequent gehandelt wird. Das ist schon länger bekannt, wurde bisher aber nicht beherzigt.