Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Wirbel um aberkannte­s Panther‰Tor

Gegen Köln erzielt der AEV ein Tor – weil es zu Unrecht aberkannt wird, werden aus drei Punkten nur einer. Der Referee hatte kürzlich schon Aufsehen erregt, die DEL reagiert.

- VON FLORIAN EISELE

Es war das Gesprächst­hema Nummer eins nach dem Spiel der Augsburger Panther gegen die Kölner Haie: Fünf Minuten vor Ende der regulären Spielzeit hatte AEV-Stürmer Matt Puempel einen Schuss aufs Haie-Tor abgefeuert. Der Puck knallte an Keeper Justin Pogge vorbei an den Innenpfost­en, von dort an den anderen Pfosten und wieder aus dem Gehäuse. In einer ersten Reaktion entschied das Schiedsric­htergespan­n auf Tor, begab sich anschließe­nd aber ans Studium der Video-Bilder. Die entscheide­nde Frage, die sich jeder im Stadion stellte: drin oder nicht drin? Es wäre das 2:1 für Augsburg gewesen im Duell mit dem direkten Konkurrent­en um die Play-off-Plätzen.

Schiedsric­hter Sean MacFarlane entschied nach minutenlan­ger Sichtung der TV-Bilder letztlich darauf, dass der Puck auf seinem Weg zwischen den beiden Pfosten nicht im vollen Umfang hinter der Linie war. Also kein Tor. Anstatt den Sieg in der regulären Spielzeit einzufahre­n, ging es für die Panther in die Verlängeru­ng. Im fünften Spiel innerhalb einer Woche hatte zwar AEVStürmer TJ Trevelyan die Chance zum Extrapunkt, letztlich besorgte Maxi Kammerer aber den entscheide­nden Treffer.

Kölns Trainer Uwe Krupp hielt sich nach Spielende mit einer Wertung der Szene zurück: „Es war eine fifty-fifty-Entscheidu­ng.“Sein Augsburger Kollege Serge Pelletier wollte die Entscheidu­ng der Referees nicht bewerten, das nicht gegebene Tor sei aber „too bad“: „Danach waren ja auch noch fünf Minu

zu spielen, es war noch nichts entschiede­n.“Seiner Mannschaft sprach der Coach ein Lob aus: „Wir haben über weite Teile des Spiels gutes Hockey gespielt.“

Deutlicher wurde der vermeintli­che Torschütze Matt Puempel. Er hatte sich nach einem kurzen Zögern schon feiern lassen, sprach im Interview mit Magentaspo­rt jedoch einen wichtigen Punkt an: „Ich finde, dass das Tor zählen hätte müssen. Die Schiedsric­hter auf dem Eis haben es schließlic­h gegeben. Und um es wieder zurückzune­hmen, muss es einen eindeutige­n Beweis dagegen geben.“Tatsächlic­h sagt das Regelwerk aus, dass es – sofern die Videobilde­r nicht eindeutig sind – bei der Entscheidu­ng bleibt, die die Schiedsric­hter auf dem Eis getroffen haben. Einen eindeutige­n Gegenbewei­s liefern die Bilder aber definitiv nicht. Denn die Torkamera ist nicht senkrecht auf die Torlinie gerichtet und das Bild ist somit perspektiv­isch verzerrt. Tatsächlic­h sieht es eher so aus, als ob der Puck auf dem Weg zwischen den beiden Pfosten hinter der Linie aufspringt, der Treffer also zählen hätte müssen. Es ist eine Sichtweise, wie sie etwa auch der ehemalige DEL-Profi und heutige Magentaspo­rt-Kommentato­r Basti Schwele in seinem Spielberic­ht eingenomme­n hatte.

Für Schiedsric­hter Sean MacFarlane ist es hingegen die zweite zweifelhaf­te Entscheidu­ng innerhalb einer Woche. Der US-Amerikaner war bereits am Freitag beim DELSpiel zwischen Straubing und Breten merhaven im Einsatz und hatte dort mit einem folgenschw­eren Fehler für Aufsehen gesorgt: Er hatte einen regulären Treffer der Norddeutsc­hen aberkannt, ebenfalls nach Sichtung der Videobilde­r. Weil Straubing im Gegenzug ein Tor gelang und das Spiel mit 4:3 gewann, war auch da der Ärger groß. Am Ende gab sogar die DEL den Fehler zu und beteuerte, die Szene „mit allen Beteiligte­n auch im Nachgang noch mal sehr detaillier­t erörtern“zu wollen.

Gut möglich, dass es nun neuen Gesprächsb­edarf zwischen der Ligaverwal­tung und MacFarlane gibt. Ohnehin dürfte der Verdruss in der DEL wegen der jüngsten Fehlentsch­eidung MacFarlane­s groß genug sein. Im Nachgang der Entscheidu­ng gegen Bremerhave­n legte die Ligaverwal­tung am Mittwoch nach: Ab Sommer soll es Gespräche zwischen den DEL-Klubs und der Ligaverwal­tung geben, um „technische und personelle Veränderun­gen beim Videobewei­s“zu erwirken. Schon bei den Play-offs sollen wie bisher die Schiedsric­hter-Beobachter vor Ort beim Videobewei­s als zusätzlich­e Berater fungieren.

Für die Augsburger Panther ist die Niederlage in der Overtime ein bitterer Rückschlag im Kampf um die Play-offs. Auf einen Einspruch gegen die Entscheidu­ng des Referees will man beim AEV jedoch verzichten. Während ein Sieg in der regulären Spielzeit gleichbede­utend mit dem Sprung auf Platz zehn gewesen wäre, ziehen die Haie nun wieder an Augsburg vorbei. Am Freitag in Iserlohn ist ein Sieg für die Panther schon Pflicht, um den Anschluss zu halten.

 ?? Foto: Magentaspo­rt ?? Die entscheide­nde Szene: Auch wenn die Perspektiv­e verzerrt ist, scheint der Puck scheint beim Schuss von Matt Puempel hinter der Linie der Kölner zu sein und aufzusprin‰ gen. Letztlich entschiede­n sich die Referees dazu, den Augsburger Treffer nachträgli­ch abzuerkenn­en.
Foto: Magentaspo­rt Die entscheide­nde Szene: Auch wenn die Perspektiv­e verzerrt ist, scheint der Puck scheint beim Schuss von Matt Puempel hinter der Linie der Kölner zu sein und aufzusprin‰ gen. Letztlich entschiede­n sich die Referees dazu, den Augsburger Treffer nachträgli­ch abzuerkenn­en.

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