Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Wirbel um aberkanntes PantherTor
Gegen Köln erzielt der AEV ein Tor – weil es zu Unrecht aberkannt wird, werden aus drei Punkten nur einer. Der Referee hatte kürzlich schon Aufsehen erregt, die DEL reagiert.
Es war das Gesprächsthema Nummer eins nach dem Spiel der Augsburger Panther gegen die Kölner Haie: Fünf Minuten vor Ende der regulären Spielzeit hatte AEV-Stürmer Matt Puempel einen Schuss aufs Haie-Tor abgefeuert. Der Puck knallte an Keeper Justin Pogge vorbei an den Innenpfosten, von dort an den anderen Pfosten und wieder aus dem Gehäuse. In einer ersten Reaktion entschied das Schiedsrichtergespann auf Tor, begab sich anschließend aber ans Studium der Video-Bilder. Die entscheidende Frage, die sich jeder im Stadion stellte: drin oder nicht drin? Es wäre das 2:1 für Augsburg gewesen im Duell mit dem direkten Konkurrenten um die Play-off-Plätzen.
Schiedsrichter Sean MacFarlane entschied nach minutenlanger Sichtung der TV-Bilder letztlich darauf, dass der Puck auf seinem Weg zwischen den beiden Pfosten nicht im vollen Umfang hinter der Linie war. Also kein Tor. Anstatt den Sieg in der regulären Spielzeit einzufahren, ging es für die Panther in die Verlängerung. Im fünften Spiel innerhalb einer Woche hatte zwar AEVStürmer TJ Trevelyan die Chance zum Extrapunkt, letztlich besorgte Maxi Kammerer aber den entscheidenden Treffer.
Kölns Trainer Uwe Krupp hielt sich nach Spielende mit einer Wertung der Szene zurück: „Es war eine fifty-fifty-Entscheidung.“Sein Augsburger Kollege Serge Pelletier wollte die Entscheidung der Referees nicht bewerten, das nicht gegebene Tor sei aber „too bad“: „Danach waren ja auch noch fünf Minu
zu spielen, es war noch nichts entschieden.“Seiner Mannschaft sprach der Coach ein Lob aus: „Wir haben über weite Teile des Spiels gutes Hockey gespielt.“
Deutlicher wurde der vermeintliche Torschütze Matt Puempel. Er hatte sich nach einem kurzen Zögern schon feiern lassen, sprach im Interview mit Magentasport jedoch einen wichtigen Punkt an: „Ich finde, dass das Tor zählen hätte müssen. Die Schiedsrichter auf dem Eis haben es schließlich gegeben. Und um es wieder zurückzunehmen, muss es einen eindeutigen Beweis dagegen geben.“Tatsächlich sagt das Regelwerk aus, dass es – sofern die Videobilder nicht eindeutig sind – bei der Entscheidung bleibt, die die Schiedsrichter auf dem Eis getroffen haben. Einen eindeutigen Gegenbeweis liefern die Bilder aber definitiv nicht. Denn die Torkamera ist nicht senkrecht auf die Torlinie gerichtet und das Bild ist somit perspektivisch verzerrt. Tatsächlich sieht es eher so aus, als ob der Puck auf dem Weg zwischen den beiden Pfosten hinter der Linie aufspringt, der Treffer also zählen hätte müssen. Es ist eine Sichtweise, wie sie etwa auch der ehemalige DEL-Profi und heutige Magentasport-Kommentator Basti Schwele in seinem Spielbericht eingenommen hatte.
Für Schiedsrichter Sean MacFarlane ist es hingegen die zweite zweifelhafte Entscheidung innerhalb einer Woche. Der US-Amerikaner war bereits am Freitag beim DELSpiel zwischen Straubing und Breten merhaven im Einsatz und hatte dort mit einem folgenschweren Fehler für Aufsehen gesorgt: Er hatte einen regulären Treffer der Norddeutschen aberkannt, ebenfalls nach Sichtung der Videobilder. Weil Straubing im Gegenzug ein Tor gelang und das Spiel mit 4:3 gewann, war auch da der Ärger groß. Am Ende gab sogar die DEL den Fehler zu und beteuerte, die Szene „mit allen Beteiligten auch im Nachgang noch mal sehr detailliert erörtern“zu wollen.
Gut möglich, dass es nun neuen Gesprächsbedarf zwischen der Ligaverwaltung und MacFarlane gibt. Ohnehin dürfte der Verdruss in der DEL wegen der jüngsten Fehlentscheidung MacFarlanes groß genug sein. Im Nachgang der Entscheidung gegen Bremerhaven legte die Ligaverwaltung am Mittwoch nach: Ab Sommer soll es Gespräche zwischen den DEL-Klubs und der Ligaverwaltung geben, um „technische und personelle Veränderungen beim Videobeweis“zu erwirken. Schon bei den Play-offs sollen wie bisher die Schiedsrichter-Beobachter vor Ort beim Videobeweis als zusätzliche Berater fungieren.
Für die Augsburger Panther ist die Niederlage in der Overtime ein bitterer Rückschlag im Kampf um die Play-offs. Auf einen Einspruch gegen die Entscheidung des Referees will man beim AEV jedoch verzichten. Während ein Sieg in der regulären Spielzeit gleichbedeutend mit dem Sprung auf Platz zehn gewesen wäre, ziehen die Haie nun wieder an Augsburg vorbei. Am Freitag in Iserlohn ist ein Sieg für die Panther schon Pflicht, um den Anschluss zu halten.