Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Wenn Macht und Geld zusammenkommen
Stadtgeschichte Der Historiker Wolfgang Wallenta beschreibt die Verknüpfung zwischen Augsburg und Habsburg.
Die einen konnten ohne die anderen nicht. Über die gegenseitige Abhängigkeit der Habsburger Dynastien vom Geld der Augsburger Handelshäuser hat der Augsburger Historiker Wolfgang Wallenta jetzt ein Buch vorgelegt, das im Anton H. Konrad Verlag erschienen ist. Sein Titel: „Augsburg und Habsburg. Geld/Macht/Staat“. Auf 92 Seiten, reich bebildert, schildert der Autor die über Jahrhunderte dauernden Beziehungen des Habsburger Herrscherhauses mit Augsburg – mit einem besonderen Blick auf das 15. und 16. Jahrhundert.
Am Anfang stand ein Augsburger Hoftag im Jahr 1282, an dem der römisch-deutsche König Rudolf von Habsburg seine Söhne Albrecht und Rudolf mit Ländereien belehnte.
Zuvor schon hatte der König den Bürgern erlaubt, ein „Stadtrechtsbuch“anzulegen, das ihnen weitreichende Rechte, vor allem die Befreiung der Stadt von der bischöflichen Oberherrschaft, eingeräumt hatte. Wolfgang Wallenta zieht die großen Linien, bis ins 19. Jahrhundert. Er lässt die verschiedenen Habsburger Herrscher vorüberziehen, die mit Augsburg in Verbindung standen. Da war Kaiser Friedrich III., ständig in Geldsorgen, der, wie auch später sein Sohn Maximilian I., zahlreiche Reichstage in Augsburg abhalten ließ. Geschildert wird, womit Augsburg reich wurde, sei es durch die Herstellung und den Vertrieb von Barchent, einem Mischgewebe aus Leinen und Baumwolle, sei es durch den Silberabbau in Tirol – auch ein Gegengeschäft mit den Herrschenden.
Augsburg war zu einem europäischen Zentrum von Wirtschaft, Kunst und Politik aufgestiegen, die Augsburger Kaufleute und Handelshäuser, vor allem die Fugger und Welser, finanzierten die politischen Projekte und Kriege der Habsburger maßgeblich mit. Dank der dafür erworbenen Handelsrechte konnten sie ein engmaschiges, in die Welt ausgreifendes Handelsnetz knüpfen.
Nach der Lektüre kann es sein, dass die Leser mit noch offeneren Augen als bisher durch ihre Stadt gehen, etwa durch die Altstadt. Zu erfahren ist, dass es Kaiser Friedrich III. war, der in einem Privileg des Jahres 1462 der Stadt erlaubte, so viele Kanäle vom Lech abzuleiten, wie sie benötigen würde. Diese brauchte man, weil sie die Wasserräder der Handwerker antrieben.
Ein Kapitel ist Maximilian I. gewidmet, dem Sohn Friedrichs III., unter dem Augsburg zur „heimlichen Hauptstadt“aufgestiegen sei. Große Pläne habe Maximilian gehabt, etwa eine Universität, die aber nicht ausgeführt wurden. In diesem Kapitel findet sich auch jene Geschichte vom geplanten Reiterstandbild vor dem mächtigen Kirchenbau vom Reichskloster St. Ulrich und Afra, woraus ebenfalls nichts wurde. Zu lesen ist auch, dass für Maximilian Augsburg ein „Ort der Feste und Feiern“war, von Musik und Tanz. Mit dem Geld der Handelshäuser finanzierte Maximilian aber auch seine Kriege, ließ etwa hier in Augsburg Harnische für seine Soldaten herstellen.
Immer wieder leuchten in diesem Büchlein Entdeckungen auf. Etwa die, dass 1514 ein eigener Zugang, „Der alte Einlass“, in die Stadt geschaffen wurde, damit der Kaiser unabhängig von den Schließzeiten der Stadttore von seinen Jagdausflügen in sein Haus, das er gekauft hatte, zurückkehren konnte. Zu lesen ist in diesem Büchlein auch, wie die Stadt im Auftrag der Habsburger mit den Werken erstklassiger Künstler bereichert wurde, sei es durch den Maler Tizian, sei es durch Albrecht Dürer, sei es durch Adriaen de Vries. Man bekommt nach der Lektüre richtig Lust, durch die Stadt zu streifen und nach Spuren der Habsburger zu suchen. Wie praktisch, dass der Autor am Schluss noch wichtige „Habsburger Orte“in Augsburg aufgelistet hat.
Wolfgang Wallenta: Augsburg und Habsburg. Geld/Macht/Staat. Konrad Verlag, 92 Seiten, 12,80 Euro.