Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Zahl der Teilnehmer bei CoronaDemos sinkt
Mitunter sind die Demo-Züge nur noch halb so lang wie im Februar, so Zahlen der Polizei. Die Veranstalter vermuten, dass dies an der steigenden Zahl der Kundgebungen insgesamt liegt.
Die Zahl der Teilnehmer bei den samstäglichen Demonstrationen gegen die Corona-Maßnahmen und gegen eine mögliche Impfpflicht ist in den vergangenen Wochen deutlich gesunken. Die Polizei ging am vergangenen Samstag von knapp 2000 Teilnehmern und Teilnehmerinnen aus, im Februar waren noch Zahlen von mehr als 4000 und vereinzelt sogar 5000 Teilnehmern üblich. Nach einer Zunahme im Januar und einem gleichbleibend hohen Niveau im Februar registriere man seit mehreren Wochen einen kontinuierlichen Rückgang, so ein Sprecher der Polizei.
Zwar kam es zwischen Polizei und Demoteilnehmern in der Vergangenheit immer wieder zu unterschiedlichen Aussagen zur Zahl der Teilnehmer, den Rückgang in den vergangenen Wochen bestätigt aber auch Michaela Königsberger vom Bürgerforum Schwaben, das hinter den Demos steht. Im Januar und Februar habe es in wenigen anderen Städten angemeldete Demos gegeben. „Aus diesem Grund hat es sich in Augsburg geballt. Seit gut zwei Wochen finden in vielen umliegenden Städten und Landkreisen wieder angemeldete Demonstrationen statt und somit verteilt es sich“, so Königsberger. Dies sei eine gute Entwicklung, weil Demos vor Ort besser seien als einzelne Großveranstaltungen, bei denen sich die Teilnehmer nicht vernetzen können.
Politisch hatte es durchaus für
Kontroversen gesorgt, dass die Stadt bei den anfangs unangemeldeten „Spaziergängen“aus Sicht der Opposition eine zu weiche Linie fuhr. Aus der Opposition wurde die Befürchtung laut, dass Augsburg zum Anziehungspunkt von Maßnahmengegnern werden könne. Laut Polizei liefen die Demos bisher immer weitestgehend friedlich ab.
Königsberger geht künftig von Zahlen zwischen 2500 und 3000 am Samstag aus. Allerdings sind inzwischen eine Reihe von MaßnahmenLockerungen bezüglich Corona absehbar. Auch die Debatte um die Impfpflicht scheint inzwischen an Fahrt verloren zu haben – den Zulauf dürfte das eher nicht befeuern. Königsberger sieht aber keinerlei Grund, die Zahl der Demos zu reduzieren und glaubt auch nicht an weniger Zuspruch. Sie persönlich glaube zwar, dass eine allgemeine Impfpflicht beschlossen wird, durchsetzbar sei sie faktisch angesichts des noch ungeimpften Bevölkerungsanteils nicht. Man habe aber ohnehin einen deutlich breiteren Ansatz als ausschließlich Themen rund um Corona. Die Kundgebungen liefen von Anfang an immer als „Demo-Friedens-Zug“. Dies umfasse auch Dinge wie Altersarmut oder steigende Energiepreise, so Königsberger. Gesellschaftlich werde es im Herbst womöglich andere Probleme geben als den Nachweis über eine CoronaImpfung.
Die Demos jeden Samstag in der Innenstadt sorgen dafür, dass der Nahverkehr am späten Nachmittag zeitweise stillsteht und Autos Umwege fahren müssen. Teils sind Bürger und Bürgerinnen darüber wenig begeistert. Die Stadt sieht wie berichtet keine Handhabe, die Demonstrationen zu verlegen. Veranstalter seien in der Wahl ihres Ortes prinzipiell frei, so Ordnungsreferent Frank Pintsch (CSU). Königsberger verweist darauf, dass auch andere Demos für Verkehrsbehinderungen sorgen. Zudem seien die Züge, die maximal 15 Minuten zum Vorüberziehen brauchen, kein Hindernis, das stundenlang für Behinderungen sorge.