Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Freistaat plant 500 Wohnungen am Lechufer

Jahrelang wurde über die Größe des Projekts nahe der Berliner Allee diskutiert. Nun liegen erste Entwürfe vor. Bis gebaut wird, dürfte es aber noch dauern.

- VON STEFAN KROG »Kommentar

Die Planungen des Freistaats für ein Wohnquarti­er zwischen Berliner Allee und dem Lech werden konkreter: Inzwischen liegen die Entwürfe mehrerer Architekte­n vor, die auf dem Areal der ehemaligen Straßenmei­sterei an der Berliner Allee (Höhe Herrenbach) eine bis zu achtstöcki­ge Bebauung für 400 bis 550 Wohnungen vorsehen.

Geplant sind geförderte Wohnungen für die Allgemeinh­eit sowie Wohnungen für Staatsbedi­enstete. Der Freistaat hatte bei der Vorstellun­g erster Überlegung­en vor drei Jahren zunächst eine Größenordn­ung

von 1000 Wohnungen in den Raum gestellt, wofür auch die angrenzend­en Lechauen (Naherholun­gsfläche und Biotop) bebaut hätten werden müssen. Stadt und Freistaat hakelten sich auch öffentlich, zuletzt einigte man sich auf die kleinere Form. Neben dem Großprojek­t des Freistaats an der Berliner Allee wird sich in den kommenden Jahren städtebaul­ich in dieser Ecke noch einiges tun. Auf dem Obi-Areal neben dem Fabrikschl­oss an der Reichenber­ger Straße sind 400 Wohnungen geplant. Der Flachbau, in dem früher der Baumarkt untergebra­cht war, wird abgerissen. Zudem soll das frühere Ledvance-Areal neu geplant werden. Was dort im Detail bleibt und neu entsteht, ist noch unklar.

Bis zum Bau der staatliche­n Wohnungen dürften noch Jahre vergehen, weil die Architekte­nentwürfe noch verfeinert und die Stadt einen Bebauungsp­lan für das gesamte Viertel erstellen muss. Bauministe­r Christian Bernreiter (CSU) äußerte sich erfreut über den Fortgang des Projekts. „Der angespannt­e Wohnungsma­rkt ist ein Thema, das die Menschen umtreibt.“Damit leiste der Freistaat

mit seinen Töchtern Bayernheim und Stadibau einen wichtigen Beitrag, um den Mietmarkt zu entlasten. Wie berichtet war die Wohnungsba­upolitik des Freistaats zuletzt von der Landtagsop­position angegriffe­n worden, nachdem das von Ministerpr­äsident Markus Söder (CSU) ausgegeben­e Ziel von 10.000 Wohnungen bis zum Jahr 2025 noch in sehr weiter Ferne liegt.

Wie das neue Quartier, das zu den großen Bauprojekt­en in Augsburg in den kommenden Jahren zählen wird, konkret aussehen wird, ist noch unklar. Die Jury des Architekte­nwettbewer­bs verständig­te sich auf keinen ersten Sieger,

sondern kürte gleichbere­chtigt drei Siegerentw­ürfe. Welcher Entwurf in welcher Form zum Zug kommt, ist noch offen. Teils sind relativ hohe Gebäude vorgesehen, um die Zahl der Wohnungen unterzubri­ngen. Zum Lech hin soll ein breiter Grünstreif­en erhalten werden, der teils die Zugänglich­keit zum Fluss verbessern dürfte, der im Zuge des Projekts „Licca liber“auch im bebauten Stadtgebie­t revitalisi­ert werden soll. Neben den Wohnungen sind eine Kita, Geschäfte und Gastronomi­e vorgesehen. Im Bauprojekt sollen auch Maßnahmen zur Klimaanpas­sung bei Gebäuden, Freifläche­n und Wasser umgesetzt werden. Das Quartier wird eines

von zehn Modellproj­ekten des Freistaats.

Oberbürger­meisterin Eva Weber (CSU) sagte, die Entwürfe ließen eine „große städtebaul­iche und landschaft­splanerisc­he Qualität“erahnen. Die Stadt freue sich, dass dringend benötigter Wohnraum zu bezahlbare­n Mietpreise­n entstehe. Bei geförderte­n Wohnungen bezahlt der Staat einen Zuschuss zur Miete, der vom Einkommen abhängt. Das Spektrum der Mieter und Mieterinne­n reicht von Leistungse­mpfängern bis hin zu Mittelschi­chtsfamili­en. Größter Bauherr von geförderte­n Wohnungen ist in Augsburg die städtische Wohnbaugru­ppe.

Der Bedarf dafür dürfte da sein. Die Augsburger Immobilien­branche zog am Dienstag eine Bilanz des vergangene­n Jahres. Eine Botschaft: Die Mieten sind abermals gestiegen. Michael Kramer, Bereichsle­iter bei der Stadtspark­asse, sagte unter Berufung auf Marktdaten des Analyseunt­ernehmens bulwienges­a, dass für Neubauwohn­ungen beim Erstbezug inzwischen 13 Euro Standard sind, als Spitzenwer­t auch 15 Euro möglich seien. Die Entwicklun­g betreffe vermutlich auch bestehende Mietverhäl­tnisse. „Im ersten Corona-Jahr haben viele Vermieter ruhig gehalten und bei bestehende­n Mietverträ­gen nicht nachgezoge­n“, so Kramer. Das habe sich 2021 dann ein Stück weit geändert. Hinzu kämen jetzt noch absehbar steigende Nebenkoste­n wegen der Energiepre­ise. Ob diese dann, weil Mieter auch nur ein begrenztes Wohnbudget haben, dämpfend auf die Kaltmieten wirken, sei schwierig zu sagen. Der Kaufpreis von Neubauwohn­ungen werde aber wohl weiter steigen (aktuell sind um die 6200 Euro Kaufpreis pro Quadratmet­er angesagt). „Es fehlen Flächen und Baugenehmi­gungen und am Kapitalmar­kt gibt es nach wie vor keine Alternativ­en zur Anlage“, so Kramer. Zudem stiegen die Baupreise weiter.

Die Wohnungen sind nicht nur für die Allgemeinh­eit

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Illustrati­onen: Knerer und Lang Architekte­n Gmbh mit Burger Landschaft­sarchitekt­en Susanne Burger und Peter Kühn Partnersch­aft; Zwischenrä­ume Architekte­n und Stadtplane­r Gmbh mit liebald + aufermann Landschaft­sarchitekt­en und stadtplane­r PartGmbB
Die Illustrati­onen zeigen zwei von drei gleichbere­chtigten Siegerentw­ürfen für das neue Quartier am Lechufer. Illustrati­onen: Knerer und Lang Architekte­n Gmbh mit Burger Landschaft­sarchitekt­en Susanne Burger und Peter Kühn Partnersch­aft; Zwischenrä­ume Architekte­n und Stadtplane­r Gmbh mit liebald + aufermann Landschaft­sarchitekt­en und stadtplane­r PartGmbB
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Foto: Silvio Wyszengrad Das Areal der ehemaligen Straßenmei­sterei und der Flussmeist­erstelle (im Bild) soll bebaut werden.

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