Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Wie erfolgreich vermittelt die Wohnraumbörse?
Auf der Plattform will der Landkreis Vermieter und Menschen in besonderen Situationen zusammenbringen. Doch das Projekt ist schwierig.
Wo Wohnraum knapp ist, haben es Mieterinnen und Mieter mit wenig Geld oder anderen Belastungen besonders schwer, sich unter Mitbewerbern durchzusetzen. Helfen soll da die Wohnraumbörse des Landratsamts. Seit 2018 können sich dort Vermieterinnen und Vermieter hinwenden, wenn sie speziell diesen Menschen eine Wohnung zur Verfügung stellen wollen. Doch das Projekt ist schwierig. In den vergangenen dreieinhalb Jahren habe es kaum Vermittlungen gegeben, hieß es jetzt im Verwaltungsausschuss der Stadt Neusäß. Das Landratsamt wollte das so jedoch nicht bestätigen.
Die Idee hinter der Wohnraumbörse stammt aus der Zeit, als viele anerkannte Flüchtlinge und Asylberechtigte auch im Augsburger Land sich besonders schwertaten, nach dem Auszug aus einer Gemeinschaftsunterkunft eine geeignete
Wohnung zu finden. Für den Landkreis Augsburg sei das Modell der Wohnraumbörse unter der Erweiterung ins Leben gerufen worden, dass das Konzept auch auf andere, sozial benachteiligte Bevölkerungskreise ausgeweitet werden soll, so die Sprecherin des Landratsamts, Annemarie Scirtuicchio.
„Ziel war es, leer stehenden Wohnraum im Landkreis Augsburg, der zwar vermietet werden könnte, aber – aus welchen Gründen auch immer – bisher weder vermietet ist, noch auf dem freien Wohnungsmarkt angeboten wird, ausfindig zu machen und nach Möglichkeit einer Mietverwendung zuzuführen“, so die Sprecherin weiter. Alleinerziehenden, Familien mit wenig Geld oder anderen Personen in schwierigen Lebenslagen könnte so geholfen werden.
Ein Konzept, das möglicherweise auch für die Stadt Neusäß passend sein und auch hier im kleineren Stil umgesetzt werden könnte, fand die Stadtratsfraktion der Grünen nun. Allerdings sei die Nachfrage in Augsburg in den vergangenen Jahren recht gering gewesen, berichtete nun Verwaltungsleiter Simon Huber im Ausschuss. Seiner Information nach gab es seit 2018 allein 25 Vermittlungsanfragen
von Räumlichkeiten, von denen zudem der überwiegende Teil nicht als Wohnraum geeignet gewesen sei.
Diese Zahlen wollte das Landratsamt so nun nicht bestätigen. „Die Nachfrage nach der Wohnraumbörse ist groß und findet bei den Bürgern und Bürgerinnen im Landkreis Beachtung. Auch Wohlfahrtsverbände und andere Organisationen informieren sich regelmäßig über die Angebote in der Wohnraumbörse, jedoch halten sich die zur Verfügung gestellten Objekte derzeit sehr übersichtlich“, so die Sprecherin des Landratsamts. Gründe hierfür könnten sowohl die Corona-Pandemie als auch der allgemeine Wohnungsmangel sein.
Überraschend ist das für die Neusässer Stadträtin Ute Anthuber (CSU) nicht. Die Immobilienmaklerin sagte im Ausschuss, wenn Wohnungen oder auch Häuser leer stünden, würde es dafür meist eine Vielzahl persönlicher Gründe geben.
Aber dass ein Vermieter keine Möglichkeit sehe, wie er auf den Markt kommen solle, gehöre normalerweise nicht dazu.
Doch es gibt auch Erfolgsmeldungen. Durch die Wohnraumbörse sei es dem Landkreis Augsburg in den letzten dreieinhalb Jahren gelungen, mehrere Familien eine Wohnung zu verschaffen, betont Annemarie Scirtuicchio. Weil die Börse durch eine erfahrene Sachbearbeiterin betreut wird, ergeben sich für das Landratsamt keine zusätzlichen Kosten. In Neusäß hat sich der Verwaltungsausschuss nun dafür entschieden, die Wohnraumbörse des Landkreises stärker zu bewerben, statt eine eigene einzurichten.
Allerdings ist die Zukunft der Wohnraumbörse noch offen. Zunächst läuft das Projekt bis Ende Juni 2022. Dann werde das entsprechende Gremium über das weitere Vorgehen entscheiden, heißt es aus dem Landratsamt.