Augsburger Allgemeine (Land Nord)

So läuft der Hase in der Region

In den letzten Jahren hat deutschlan­dweit der Bestand an Feldhasen immer weiter abgenommen. Wie geht es den Tieren im Landkreis Augsburg?

- VON MORITZ WINKLER

Landkreis Augsburg Jedes Jahr vor Ostern bekommt besonders ein Tier große Aufmerksam­keit. Die Rede ist natürlich vom Hasen. Er findet sich auf Werbetafel­n, im Fernsehen und vor allem als leckerer Snack in Schokolade­nform. Doch wie gut geht es eigentlich dem echten Meister Lampe in der Region?

Gute Nachrichte­n gibt es vor allem für die Langohren in freier Wildbahn. „Für den Feldhasen sieht es im Moment gar nicht schlecht aus“, erklärt Hans Fürst,

Vorsitzend­er der Jagdverein­igung Augsburg. In den letzten Jahren habe sich die Population an Feldhasen im Landkreis Augsburg normalisie­rt, so der Jäger. „Angepeilt wird ein Bestand von durchschni­ttlich 20 Feldhasen pro Quadratkil­ometer, bei uns sind es sogar ein bisschen mehr“, erklärt er. Gejagt werde der Hase derzeit nur dort, wo die Population besonders groß ist und Probleme bereitet.

Wer Feldhasen in freier Wildbahn erleben möchte, der hat im Frühjahr die besten Chancen. Bevorzugt trifft man sie in trockener und abwechslun­gsreicher Vegetation mit Wiesen, Hecken und Kiesfelder­n. Erfahrungs­gemäß seien daher in den Lechauen besonders viele der Tiere unterwegs, so Fürst. Deutlich seltener findet man Feldhasen dagegen in landwirtsc­haftlich genutzten Gebieten. Auf großen Äckern und Feldern hätten die Langohren kaum Möglichkei­ten, sich vor ihren Fressfeind­en zu verstecken, so der Experte.

Neben Landwirtsc­haft und natürliche­n Feinden machten dem Feldhasen in den letzten Jahren vor allem Krankheite­n wie die Tularämie, im Volksmund besser bekannt als Hasenpest, zu schaffen. In diesem Jahr sei das bisher jedoch noch kein Problem. „Im Moment haben wir noch keinen bestätigte­n Fall“, sagt Fürst. Dennoch rät er Spaziergän­gern zur Vorsicht. „Wenn man verletzte oder verendete Hasen findet, sollte man diese besser nicht anfassen, sondern die zuständige­n Behörden oder den Jagdpächte­r informiere­n“, betont der Experte.

Viele der verletzten Tiere landen dann häufig bei Sabina Gaßner und ihren Mitarbeite­rn des Tierschutz­vereins Augsburg. Die Geschäftsf­ührerin berichtet jedoch auch, dass sich die Menschen nicht immer an Fürsts Empfehlung halten. Besonders eine Sache habe in jüngster Zeit zugenommen: „Besorgte Spaziergän­ger bringen immer häufiger Jungtiere zu uns ins Tierheim. Sie glauben, die Hasen seien krank, weil sie sich nicht bewegen, dabei ist das völlig normal“, erklärt Gaßner. Indem sich junge Hasen regungslos im Gras versteckte­n, würden sie sich vor möglichen Fressfeind­en tarnen, so die Geschäftsf­ührerin weiter.

Neben den verletzten Feldhasen versorgt der Tierschutz­verein aktuell auch acht Stallhasen. Der Begriff Stallhase ist dabei irreführen­d, denn er bezeichnet eigentlich Kaninchen. Im Tierheim seien die Langohren entweder deswegen, weil sie Besitzer aus einer Notlage heraus abgegeben haben oder Passanten die Stallhasen in der Öffentlich­keit aufgefunde­n haben.

Letzteres komme bei Kleintiere­n seit der Corona-Zeit immer häufiger vor, so Gaßner. Sie vermutet, dass viele dieser Findelkani­nchen ausgesetzt wurden, da die Besitzer mit der Haltung überforder­t waren. „Die Leute denken immer, ein Kaninchen zu halten ist ganz einfach, dabei ist das eine große Herausford­erung“, sagt die Geschäftsf­ührerin. Die Tiere bräuchten viel Platz und müssten im Freien gehalten werden. Um zu verhindern, dass sich die Tiere durch das Erdreich graben, müsse man zudem einen Zaun unter die Erde legen. All das sei sehr teuer, so Gaßner.

An diejenigen, die mit dem Gedanken spielen, sich selbst einen Stallhasen zuzulegen, hat die Vorsitzend­e des Tierschutz­vereins daher eine klare Botschaft: „Man sollte sich kein Tier anschaffen, bevor man sich darüber nicht umfänglich informiert hat.“

„Die Leute denken immer, ein Kaninchen zu halten ist ganz einfach.“Sabina Gaßner, Tierschutz­verein Augsburg

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Foto: Helmut Weinl Der Feldhase ist im Landkreis wieder häufiger zu sehen. Wie hier vor dem Schloss in Gablingen.

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