Augsburger Allgemeine (Land Nord)
So läuft der Hase in der Region
In den letzten Jahren hat deutschlandweit der Bestand an Feldhasen immer weiter abgenommen. Wie geht es den Tieren im Landkreis Augsburg?
Landkreis Augsburg Jedes Jahr vor Ostern bekommt besonders ein Tier große Aufmerksamkeit. Die Rede ist natürlich vom Hasen. Er findet sich auf Werbetafeln, im Fernsehen und vor allem als leckerer Snack in Schokoladenform. Doch wie gut geht es eigentlich dem echten Meister Lampe in der Region?
Gute Nachrichten gibt es vor allem für die Langohren in freier Wildbahn. „Für den Feldhasen sieht es im Moment gar nicht schlecht aus“, erklärt Hans Fürst,
Vorsitzender der Jagdvereinigung Augsburg. In den letzten Jahren habe sich die Population an Feldhasen im Landkreis Augsburg normalisiert, so der Jäger. „Angepeilt wird ein Bestand von durchschnittlich 20 Feldhasen pro Quadratkilometer, bei uns sind es sogar ein bisschen mehr“, erklärt er. Gejagt werde der Hase derzeit nur dort, wo die Population besonders groß ist und Probleme bereitet.
Wer Feldhasen in freier Wildbahn erleben möchte, der hat im Frühjahr die besten Chancen. Bevorzugt trifft man sie in trockener und abwechslungsreicher Vegetation mit Wiesen, Hecken und Kiesfeldern. Erfahrungsgemäß seien daher in den Lechauen besonders viele der Tiere unterwegs, so Fürst. Deutlich seltener findet man Feldhasen dagegen in landwirtschaftlich genutzten Gebieten. Auf großen Äckern und Feldern hätten die Langohren kaum Möglichkeiten, sich vor ihren Fressfeinden zu verstecken, so der Experte.
Neben Landwirtschaft und natürlichen Feinden machten dem Feldhasen in den letzten Jahren vor allem Krankheiten wie die Tularämie, im Volksmund besser bekannt als Hasenpest, zu schaffen. In diesem Jahr sei das bisher jedoch noch kein Problem. „Im Moment haben wir noch keinen bestätigten Fall“, sagt Fürst. Dennoch rät er Spaziergängern zur Vorsicht. „Wenn man verletzte oder verendete Hasen findet, sollte man diese besser nicht anfassen, sondern die zuständigen Behörden oder den Jagdpächter informieren“, betont der Experte.
Viele der verletzten Tiere landen dann häufig bei Sabina Gaßner und ihren Mitarbeitern des Tierschutzvereins Augsburg. Die Geschäftsführerin berichtet jedoch auch, dass sich die Menschen nicht immer an Fürsts Empfehlung halten. Besonders eine Sache habe in jüngster Zeit zugenommen: „Besorgte Spaziergänger bringen immer häufiger Jungtiere zu uns ins Tierheim. Sie glauben, die Hasen seien krank, weil sie sich nicht bewegen, dabei ist das völlig normal“, erklärt Gaßner. Indem sich junge Hasen regungslos im Gras versteckten, würden sie sich vor möglichen Fressfeinden tarnen, so die Geschäftsführerin weiter.
Neben den verletzten Feldhasen versorgt der Tierschutzverein aktuell auch acht Stallhasen. Der Begriff Stallhase ist dabei irreführend, denn er bezeichnet eigentlich Kaninchen. Im Tierheim seien die Langohren entweder deswegen, weil sie Besitzer aus einer Notlage heraus abgegeben haben oder Passanten die Stallhasen in der Öffentlichkeit aufgefunden haben.
Letzteres komme bei Kleintieren seit der Corona-Zeit immer häufiger vor, so Gaßner. Sie vermutet, dass viele dieser Findelkaninchen ausgesetzt wurden, da die Besitzer mit der Haltung überfordert waren. „Die Leute denken immer, ein Kaninchen zu halten ist ganz einfach, dabei ist das eine große Herausforderung“, sagt die Geschäftsführerin. Die Tiere bräuchten viel Platz und müssten im Freien gehalten werden. Um zu verhindern, dass sich die Tiere durch das Erdreich graben, müsse man zudem einen Zaun unter die Erde legen. All das sei sehr teuer, so Gaßner.
An diejenigen, die mit dem Gedanken spielen, sich selbst einen Stallhasen zuzulegen, hat die Vorsitzende des Tierschutzvereins daher eine klare Botschaft: „Man sollte sich kein Tier anschaffen, bevor man sich darüber nicht umfänglich informiert hat.“
„Die Leute denken immer, ein Kaninchen zu halten ist ganz einfach.“Sabina Gaßner, Tierschutzverein Augsburg