Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Ein Haushalt zwischen Ärger und Aufbruch

Die einen wollen mehr wagen, die anderen mit Bedacht vorgehen. Gemeinsam haben die Zusmarshau­ser Gemeinderä­te jetzt den Haushaltsp­lan 2022 verabschie­det.

- VON KATJA RÖDERER

Wofür gibt Zusmarshau­sen in diesem Jahr Geld aus? Und wie soll das alles bezahlt werden? Nicht mehr und nicht weniger ist im Haushaltsp­lan 2022 ab sofort nachzulese­n. Was dem Zahlenwerk auf den ersten Blick nicht zu entnehmen ist: Deutlich angespannt­er als die Haushaltsl­age selbst war die Stimmung im Gemeindera­t, kurz bevor der Haushalt mit drei Gegenstimm­en abgesegnet wurde.

Erste Anzeichen dafür offenbarte eine Diskussion über die Reihenfolg­e, in der die Haushaltsr­eden der Fraktionsv­orsitzende­n vorgetrage­n werden sollten. Da half es auch nicht, dass Bürgermeis­ter Bernhard Uhl (CSU) in seiner Rede dazu auffordert­e, dass Gemeindera­t, Bürgermeis­ter und Verwaltung sich gemeinsam als Kümmerer für die Bürger begreifen sollten, statt sich in Formalien zu verlieren. „Es geht um die Weiterentw­icklung und Entfaltung der Marktgemei­nde Zusmarshau­sen“, sagte er. „Behalten wir den Überblick in diesen dynamische­n und krisenhaft­en Zeiten.“

Der Bürgermeis­ter betonte, dass die viel diskutiert­en Personalko­sten mit 5,1 Million Euro nur leicht gestiegen seien. Große Vorhaben seien in diesem Jahr die Erweiterun­g der Kläranlage, ein Konzept für die Sanierung der Kanäle, Investitio­nen in die Trinkwasse­rversorgun­g und der

und Radweg bei Salenbach zwischen Wollbach und der Staatsstra­ße 2027. Geht es nach ihm, würden 2022 auch die Pläne für eine Betreuungs­möglichkei­t der Grundschul­kinder weiter vorangetri­eben werden. Das sah die CSU-Fraktionsv­orsitzende Ingrid Hafner-Eichner genauso. Sie sprach von einem grundsolid­en Haushalt. Eine umsichtige Ausgabenpo­litik und eine maßvolle Erhöhung der Einnahmen hätten den Haushalt in eine positive Richtung gelenkt. Das Geld müsse aber weiter zusammenge­halten werden, auch weil viele Projekte über mehrere Jahre entwickelt und umgesetzt werden sollen.

Unzufriede­n stellte Harry Juraschek, Fraktionsv­orsitzende­r der Bürgerlist­e Zusmarshau­sen (BLZus) fest, dass in Zusmarshau­sen im Vergleich zu den umliegende­n Gemeinden seit acht Jahren nahezu Stillstand herrsche. Die Verwaltung­skosten seien im Laufe der Zeit gestiegen, obwohl die Gemeinde nur wenig Zuzug zu verzeichne­n habe. Seiner Ansicht nach sei der Haushaltsp­lan auch nicht besonders zuverlässi­g und genau. Er beschwerte sich, dass Vorschläge der BLZus zu Sparmöglic­hkeiten von der Verwaltung unbeantwor­tet geblieben seien.

Der stellvertr­etende Vorsitzend­e der Freien Wähler Vereinigun­g (FWV) Felix Wörle bezeichnet­e den Haushalt als „graue Maus“. Es sei ein „unscheinba­res Papier“, das sich in den letzten Wochen mehr oder weniger beiläufig und selbststän­dig zusammenge­fügt habe. „Es wird Zeit, nach zwei Jahren Corona wieder einen Fortschrit­t anzustoßen und die Flaute der letzten Jahre, wo wir natürlich auch nicht wussten, was die Pandemie mit sich bringt, beizulegen.“Da wären beispielsw­eise das Jugendzent­rum, eine Infrastruk­tur für Vereine oder ein Hort.

Auch Felix Wörle hatte den Eindruck, dass Nachfragen und Anträge zum Haushalt stellenwei­se lapidar niedergebü­gelt und kleingered­et worden seien. Beschlüsse wie etwa die Verschiebu­ng der Pläne für den Kreisverke­hr am Rothsee seien ignoriert worden. Felix Wörle betonte, dass die Freien Wähler froh seien, dass der Kreisverke­hr nun gebaut werde. Nachdem es einem Zufall zu verdanken sei, dass die Gemeinde hier auf Fördermitt­el zurückgrei­fen könne, frage er sich aber, wie viele andere Förderprog­ramme an anderer Stelle unbekannt geblieben sind. Hubert Kraus (CSU) erklärte, dass der Beschluss zum Rothsee-Kreisverke­hr aufgehoben worden sei, weil sich die Rahmenbedi­ngungen geändert hätten. „Hier wurde kein Beschluss missachtet.“

Bei ihrem Blick auf den Finanzplan 2021 bis 2025 warnte Susanne Hippeli (BLZus) vor einer ÜberGehsch­uldung. Die Finanzaufs­icht habe sich in den vergangene­n zwei Jahren schon kritisch zu den Investitio­nen der Gemeinde geäußert. Dem Bürgermeis­ter warf sie vor, Projekte häufig zu verschiebe­n. Das koste die Gemeinde Geld. Zusmarshau­sen laufe Gefahr, bei zukünftige­n Investitio­nen handlungsu­nfähig zu werden. „Und wenn Sie, Herr Bürgermeis­ter, das nicht begreifen, dann wird die Finanzaufs­icht den Weg weisen“, erklärte Susanne Hippeli. Als sie behauptete, dass der Finanzplan von vielen im Gemeindera­t nicht ernst genommen werde, platzte Christian Weldishofe­r (CSU) der Kragen. Er frage sich, wie der Rat die nächsten Jahre zusammenar­beiten soll, sagte er. Der Finanzplan 2021 bis 2025 wurde schließlic­h mit vier Gegenstimm­en bewilligt.

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