Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Jugendliche zünden Auto in Stadtbergen an
Zwei Täter wurden nun verurteilt
War es Langweile oder Corona-Frust? Im Sommer vergangenen Jahres zündete eine Gruppe junger Männer ein Auto an. Das stand auf einem Recyclinghof in Stadtbergen – und wäre vermutlich ohnehin bald in Flammen aufgegangen. Allerdings zur Übung der Feuerwehr – und nicht zur fragwürdigen Unterhaltung. Zwei der jungen Männer mussten sich deshalb nun vor dem Augsburger Jugendgericht verantworten.
Die beiden 17 und 19 Jahre alten Jugendlichen saßen nun gemeinsam auf der Anklagebank. Sie gaben an, an einem Abend im Juni 2021 eigentlich einen ruhigen Abend verbringen zu wollen. Man traf sich mit anderen Jugendlichen im Sheridan Park, dann zog die Gruppe weiter in Richtung Recyclinghof. Was dann passierte, belegen Videoaufnahmen, die dem Gericht vorlagen. Gefilmt hatten die Jugendlichen selbst, vermutlich, um damit im Internet oder unter Freunden zu prahlen, mutmaßte Richterin Angela Friehoff. Zu sehen ist, wie der ältere Wagen völlig in Flammen aufgeht.
„Am Anfang haben wir nur rumgezündelt“, sagte einer der Jugendlichen. Doch dann seien die Flammen immer größer geworden. „Dann ist das Auto hochgegangen“, sagte er. Es habe eine regelrechte Explosion gegeben, die den Jugendlichen offenbar Angst einjagte. Nachdem auch noch die Reifen des Wagens platzten, riefen die Jugendlichen den Notruf. „Mir war klar, dass wir Scheiße gebaut haben“, sagte einer der Angeklagten. Die beiden Jugendlichen räumten die Vorwürfe gleich zu Beginn des Prozesses vollumfänglich ein. Als Zeuge war auch ein Polizist geladen, der den Fall bearbeitete. Dass das Auto explodiert sei, konnte er nicht wirklich glauben. Schließlich sei der Tank des Wagens geleert worden. „Das Auto war ganz ausgenommen“, erklärte der Polizist. Der Grund: Es sollte der Feuerwehr zu Übungszwecken dienen – vermutlich wäre es von den Einsatzkräften später angezündet und zur Übung gelöscht worden.
Juristisch sei dieser Hintergrund nicht unbedeutend, erklärte Richterin Friehoff. Denn entscheidend für die Strafe sei, ob das Auto noch einen Wert gehabt hatte. Den bezifferte die Stadt Stadtbergen auf rund 500 Euro. „Man könnte ja auf die Frage kommen: Ist das überhaupt Sachbeschädigung?“Denn in gewisser Weise habe das Auto ja seinen Zweck erfüllt. Allerdings: Was mit dem Auto geschieht, entscheidet der Eigentümer. Daher war für die Richterin klar, dass die Jugendlichen wegen Sachbeschädigung verurteilt werden mussten.
Sie wollte auch wissen, ob einer der jungen Männer bei der Feuerwehr ist. Schließlich komme es immer wieder vor, dass Feuerwehrleute absichtlich einen Brand legen. Doch dies war nicht der Fall. Stattdessen mutmaßte die Richterin, dass den Jugendlichen schlicht langweilig war. „Corona und Isolation tut der Jugend nicht gut.“Dem jüngeren der beiden Angeklagten, der noch zur Schule geht, wurde schließlich eine sogenannte Leseauflage auferlegt. Weil er noch kein Einkommen hat, muss er die Kosten des Verfahrens nicht tragen. Anders als der 19 Jahre alte Angeklagte. Der mehrfach Vorbestrafte muss außerdem eine Geldauflage in Höhe von 800 Euro bezahlen. Ein weiterer Angeklagter erschien nicht zum Prozess. Gegen ihn wurde ein Strafbefehl in Höhe von 1200 Euro (40 Tagessätze) erlassen.