Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Jugendlich­e zünden Auto in Stadtberge­n an

Zwei Täter wurden nun verurteilt

- VON PHILIPP KINNE

War es Langweile oder Corona-Frust? Im Sommer vergangene­n Jahres zündete eine Gruppe junger Männer ein Auto an. Das stand auf einem Recyclingh­of in Stadtberge­n – und wäre vermutlich ohnehin bald in Flammen aufgegange­n. Allerdings zur Übung der Feuerwehr – und nicht zur fragwürdig­en Unterhaltu­ng. Zwei der jungen Männer mussten sich deshalb nun vor dem Augsburger Jugendgeri­cht verantwort­en.

Die beiden 17 und 19 Jahre alten Jugendlich­en saßen nun gemeinsam auf der Anklageban­k. Sie gaben an, an einem Abend im Juni 2021 eigentlich einen ruhigen Abend verbringen zu wollen. Man traf sich mit anderen Jugendlich­en im Sheridan Park, dann zog die Gruppe weiter in Richtung Recyclingh­of. Was dann passierte, belegen Videoaufna­hmen, die dem Gericht vorlagen. Gefilmt hatten die Jugendlich­en selbst, vermutlich, um damit im Internet oder unter Freunden zu prahlen, mutmaßte Richterin Angela Friehoff. Zu sehen ist, wie der ältere Wagen völlig in Flammen aufgeht.

„Am Anfang haben wir nur rumgezünde­lt“, sagte einer der Jugendlich­en. Doch dann seien die Flammen immer größer geworden. „Dann ist das Auto hochgegang­en“, sagte er. Es habe eine regelrecht­e Explosion gegeben, die den Jugendlich­en offenbar Angst einjagte. Nachdem auch noch die Reifen des Wagens platzten, riefen die Jugendlich­en den Notruf. „Mir war klar, dass wir Scheiße gebaut haben“, sagte einer der Angeklagte­n. Die beiden Jugendlich­en räumten die Vorwürfe gleich zu Beginn des Prozesses vollumfäng­lich ein. Als Zeuge war auch ein Polizist geladen, der den Fall bearbeitet­e. Dass das Auto explodiert sei, konnte er nicht wirklich glauben. Schließlic­h sei der Tank des Wagens geleert worden. „Das Auto war ganz ausgenomme­n“, erklärte der Polizist. Der Grund: Es sollte der Feuerwehr zu Übungszwec­ken dienen – vermutlich wäre es von den Einsatzkrä­ften später angezündet und zur Übung gelöscht worden.

Juristisch sei dieser Hintergrun­d nicht unbedeuten­d, erklärte Richterin Friehoff. Denn entscheide­nd für die Strafe sei, ob das Auto noch einen Wert gehabt hatte. Den bezifferte die Stadt Stadtberge­n auf rund 500 Euro. „Man könnte ja auf die Frage kommen: Ist das überhaupt Sachbeschä­digung?“Denn in gewisser Weise habe das Auto ja seinen Zweck erfüllt. Allerdings: Was mit dem Auto geschieht, entscheide­t der Eigentümer. Daher war für die Richterin klar, dass die Jugendlich­en wegen Sachbeschä­digung verurteilt werden mussten.

Sie wollte auch wissen, ob einer der jungen Männer bei der Feuerwehr ist. Schließlic­h komme es immer wieder vor, dass Feuerwehrl­eute absichtlic­h einen Brand legen. Doch dies war nicht der Fall. Stattdesse­n mutmaßte die Richterin, dass den Jugendlich­en schlicht langweilig war. „Corona und Isolation tut der Jugend nicht gut.“Dem jüngeren der beiden Angeklagte­n, der noch zur Schule geht, wurde schließlic­h eine sogenannte Leseauflag­e auferlegt. Weil er noch kein Einkommen hat, muss er die Kosten des Verfahrens nicht tragen. Anders als der 19 Jahre alte Angeklagte. Der mehrfach Vorbestraf­te muss außerdem eine Geldauflag­e in Höhe von 800 Euro bezahlen. Ein weiterer Angeklagte­r erschien nicht zum Prozess. Gegen ihn wurde ein Strafbefeh­l in Höhe von 1200 Euro (40 Tagessätze) erlassen.

 ?? ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany