Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Genuschel mehr im TV?
ARD und ZDF bieten neue Tonspur an
München Die öffentlich-rechtlichen Sender ARD und ZDF haben den Wunsch vor allem älterer Zuschauerinnen und Zuschauer erhört – und bieten ihnen eine neue Tonspur an, die die Sprache deutlicher hervorhebt und damit die Sprachverständlichkeit verbessert. Das Angebot, das es seit Anfang Juni gibt, nennt sich „Klare Sprache“. Es wird schrittweise ausgebaut. Der Bayerische Rundfunk (BR) plant die Einführung „bis zum 1. September“, wie ein Sprecher sagt.
Den Sendern ist das Problem seit langem bekannt; eine befriedigende Lösung gab es nicht: Und so schrieb mancher Zuschauer eine Beschwerde-Mail nach der anderen mit dem Hinweis darauf, „dass viele der Schauspieler flüstern, nuscheln, zischen, brummen“. Oder, dass man von den meisten „Tatort“-Krimis akustisch die gesprochene Sprache nur unvollständig verstehe. Die Sender antworteten oft mit einer Reihe von durchaus korrekten Erklärungen, die Zuschauer bisweilen dennoch wütend werden ließen: falsche Einstellung des TV-Gerätes, der je eigene Stil des Regisseurs... Und mit dem Verweis auf das individuelle Hörvermögen.
Die neue Tonspur „Klare Sprache“klingt vielversprechend. Sie erzeuge mithilfe von Algorithmen der künstlichen Intelligenz in einem Echtzeitverfahren einen Sendeton, der das gesprochene Wort deutlich präsenter macht, erklärt das ZDF. Das Angebot stehe für das ZDFHauptprogramm zur Verfügung. ZDFneo, 3sat und ZDFinfo „folgen nach und nach“. Nach ARD-Angaben sei das Angebot im Programm Das Erste sowie im TV-Programm von NDR, WDR und rbb bereits über Satellit zu empfangen.
Je nach Art des Empfangs (wie Satellit, Kabel, DVB-T2 HD) und des TV-Geräteherstellers muss die Tonspur etwas anders angewählt werden. Zum Beispiel über die Fernbedienung und die „Audio“-Taste oder über Einstellungen. Bei Internet-Livestreams genügt ein Klick auf das Symbol, das bei ARD und ZDF einer Sprechblase ähnelt – und dem Klick auf „Klare Sprache“.