Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Acht Kegelbrüde­r bleiben auf Mallorca in Haft

Sie sind nach wie vor der Brandstift­ung verdächtig. Fünf weitere kommen frei.

- VON RALPH SCHULZE

Palma Die 13 deutschen Urlauber kamen im Gefangenen­transporte­r zum Justizpala­st in Palma de Mallorca. In Handschell­en und von Polizisten eskortiert wurden sie zum Ermittlung­srichter gebracht. Doch dieser enttäuscht­e die Hoffnung der Reisegrupp­e aus Münster, nach zwei Wochen U-Haft wieder in Freiheit zu dürfen. Der Richter schenkte den Aussagen der 13 Kegelbrüde­r, nichts mit einem Großbrand im Ballermann-Partyviert­el zu tun zu haben, wenig Glauben.

In dem Beschluss, der unserer

Redaktion schriftlic­h vorliegt, ordnet der Richter an, dass acht der Touristen weiterhin „wegen des Verdachts der Brandstift­ung“auf unbestimmt­e Zeit in Untersuchu­ngshaft bleiben müssen.

Vier Urlauber, deren mutmaßlich­e Tatbeteili­gung offenbar geringer bewertet wird, dürfen das Gefängnis gegen Zahlung einer Kaution in Höhe von 12.000 Euro pro Kopf verlassen. Ein weiterer Reisender kam am Freitag ganz ohne Kaution vorläufig frei, weil er während des Brandausbr­uchs offenbar unter der Dusche stand; aber auch gegen ihn wird weiter ermittelt.

Männer aus der Gruppe sollen von ihrem Hotelbalko­n aus Zigaretten auf ein nahe gelegenes Schilfdach eines Restaurant­s geworfen haben, das dann zu brennen begann. Das Feuer griff auf andere Gebäude über, es gab mehrere Verletzte. Brandstift­ern drohen in Spanien bis zu 20 Jahre Haft.

Auch hinsichtli­ch zivilrecht­licher Folgen reagierte der Richter mit Strenge: Er ordnete an, dass die Kegelbrüde­r, die zwischen 24 und 40 Jahre alt sind, zusammen 500.000 Euro an Sicherheit­sleistung für mögliche zivilrecht­liche Folgen bei Gericht hinterlege­n müssen. Das Geld wird im Falle einer Verurteilu­ng dazu verwendet, um den Sachschade­n wiedergutz­umachen und um Verletzten Schmerzens­geld zu zahlen.

Dieser eiserne Richterspr­uch überrascht­e nicht nur das Anwaltstea­m, das die 13 Urlauber vor der Justiz vertritt. Auch Gerichtsre­porter äußerten sich erstaunt. Die Anwälte hatten zuvor noch die Erwartung geäußert, die Justiz von der Unschuld ihrer Mandanten überzeugen zu können. Sie beziehen sich unter anderem auf eine Zeugin, die berichtet, dass die Hotelbalko­ne der Deutschen zu weit vom Brandherd entfernt gewesen seien.

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