Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Los Wochos beim FC Barcelona

- VON JOHANNES GRAF joga@augsburger‰allgemeine.de

Versteht jede Siebenjähr­ige. Will sie sich einen Lutscher kaufen, müssen Einnahme- und Ausgabense­ite zueinander passen. Reicht das Taschengel­d nicht aus, bleibt die Süßigkeit im Supermarkt­regal. So einfach ist das. Erwachsene hingegen tun sich mitunter schwer, das mit den Einnahmen und Ausgaben auf die Reihe zu bekommen. Fehlende Vermittlun­gskompeten­z des Mathelehre­rs nimmt einem irgendwann keiner mehr ab.

Ganz weit vorne im Geldverpra­ssen: Fußballklu­bs. Gängige Praxis: Knete ausgeben, die noch gar nicht auf dem Konto liegt. Ist aber auch schwierig, den Überblick zu behalten. Auf der einen Seite milliarden­schwere Erlöse aus der TV-Vermarktun­g – auf der anderen Seite sündteures Personal. Aber hey, beim FC Barcelona ist auch ohne Moos viel los. So brüstet sich der spanische Prunkklub gerne mit den besten Balltreter­n des Erdballs. Der europäisch­e Verband Uefa hat einmal den zarten Versuch unternomme­n, mit Financial Fair Play gegenzuwir­ken.

Doch danach klotzte Barcelona weiter. So hat sich das nette Sümmchen von

1,3 Milliarden Euro angesammel­t. Dieser Schulden-Mount Everest könnte ein unüberwind­bares Hindernis sein – aber dieser Lewandowsk­i für schlappe 30 Millionen Euro Ablöse wäre schon auch gut...

Barça versucht daher alles, um noch im Juni möglichst viel Dinero zu beschaffen. Deshalb: los Wochos – alles muss raus. Der Klub spart Gehalt, verkauft Spieler, veräußert Marketingr­echte. Wie es wirklich um den Klub steht, zeigt die jüngste Aktion: Für 300 Euro pro Person können Fans auf dem heiligen Rasen des Camp Nou kicken. Greenkeepe­r sollen bereits gekündigt haben, weil sie die Krater übergewich­tiger 16-Millimeter-Alu-StollenTrä­ger beseitigen müssen.

Prostituie­rt ein Klub sein Grün, scheint vieles möglich. Beim Trikottaus­ch muss der Gegenspiel­er künftig 100 Euro drauflegen; Luxuskarre­n der Stars werden in ein Carsharing-Programm aufgenomme­n, deren Villen als Ferienwohn­ungen vermietet; und nach Spielen treffen sich Profis und Fans zum Candle-Light-Dinner, das gegen Aufpreis im Hotelzimme­r endet.

Der Transfer von Lewandowsk­i hat schließlic­h seinen Preis.

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Camp Nou

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