Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Los Wochos beim FC Barcelona
Versteht jede Siebenjährige. Will sie sich einen Lutscher kaufen, müssen Einnahme- und Ausgabenseite zueinander passen. Reicht das Taschengeld nicht aus, bleibt die Süßigkeit im Supermarktregal. So einfach ist das. Erwachsene hingegen tun sich mitunter schwer, das mit den Einnahmen und Ausgaben auf die Reihe zu bekommen. Fehlende Vermittlungskompetenz des Mathelehrers nimmt einem irgendwann keiner mehr ab.
Ganz weit vorne im Geldverprassen: Fußballklubs. Gängige Praxis: Knete ausgeben, die noch gar nicht auf dem Konto liegt. Ist aber auch schwierig, den Überblick zu behalten. Auf der einen Seite milliardenschwere Erlöse aus der TV-Vermarktung – auf der anderen Seite sündteures Personal. Aber hey, beim FC Barcelona ist auch ohne Moos viel los. So brüstet sich der spanische Prunkklub gerne mit den besten Balltretern des Erdballs. Der europäische Verband Uefa hat einmal den zarten Versuch unternommen, mit Financial Fair Play gegenzuwirken.
Doch danach klotzte Barcelona weiter. So hat sich das nette Sümmchen von
1,3 Milliarden Euro angesammelt. Dieser Schulden-Mount Everest könnte ein unüberwindbares Hindernis sein – aber dieser Lewandowski für schlappe 30 Millionen Euro Ablöse wäre schon auch gut...
Barça versucht daher alles, um noch im Juni möglichst viel Dinero zu beschaffen. Deshalb: los Wochos – alles muss raus. Der Klub spart Gehalt, verkauft Spieler, veräußert Marketingrechte. Wie es wirklich um den Klub steht, zeigt die jüngste Aktion: Für 300 Euro pro Person können Fans auf dem heiligen Rasen des Camp Nou kicken. Greenkeeper sollen bereits gekündigt haben, weil sie die Krater übergewichtiger 16-Millimeter-Alu-StollenTräger beseitigen müssen.
Prostituiert ein Klub sein Grün, scheint vieles möglich. Beim Trikottausch muss der Gegenspieler künftig 100 Euro drauflegen; Luxuskarren der Stars werden in ein Carsharing-Programm aufgenommen, deren Villen als Ferienwohnungen vermietet; und nach Spielen treffen sich Profis und Fans zum Candle-Light-Dinner, das gegen Aufpreis im Hotelzimmer endet.
Der Transfer von Lewandowski hat schließlich seinen Preis.