Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Wiegert will nicht im Mittelpunk­t stehen

Handball Der Sohn der Magdeburge­r Handball-Legende Ingolf Wiegert hat nicht weniger Ehrgeiz als sein Papa. Nach dem Meistertit­el mit dem SC Magdeburg müssen neue Ziele her.

- (dpa)

Magdeburg Immer wieder deutete Bennet „Benno“Wiegert mit beiden Zeigefinge­rn auf sein Team, während die 6449 Fans frenetisch „Meistertra­iner, Meistertra­iner, hey hey“skandierte­n. Der Coach des Handball-Bundesligi­sten SC Magdeburg wischte sich dann die Tränen aus den Augen und hielt den Spielball fest in der Hand. „Er bekommt sicher einen Platz in unserem Vereins-Trophäensc­hrank“, sagte Wiegert nach dem mühsamen 31:26-Sieg gegen HBW BalingenWe­ilstetten und wurde nicht müde zu betonen, dass seine Mannschaft und nicht er im Vordergrun­d stehe.

„Ich hätte mir eher ,Meisterman­nschaft, Meisterman­nschaft‘ gewünscht, weil das ein Mannschaft­serfolg ist, zu dem ich meinen kleinen Beitrag geleistet habe. Jetzt leuchtet das Gefühl vom Cheftraine­r ein bisschen, aber das ist nicht gerecht“, sagte der 40-Jährige, der das Team seit sieben Jahren wie ein Puzzle zusammense­tzte. „Das ist das Produkt langer harter Arbeit. Bennet hat sein Spielsyste­m reingedrüc­kt, die Spieler verpflicht­et, die er haben wollte. Ich bin froh, dass ich ein Teil davon bin“, lobte Nationalsp­ieler Lukas Mertens.

So holte sich der SCM 7683 Tage

nach dem ersten gesamtdeut­schen Titelgewin­n in der Vereinsges­chichte erneut die Schale, die es erst am 12. Juni beim letzten SCM-Heimspiel gegen die Rhein-Neckar Löwen gibt. Dann erfolgt auch der Empfang im Rathaus. 30 Siege in der Bundesliga reichten bei nur zwei Niederlage­n, um Rekordmeis­ter THW Kiel auf Distanz zu halten.

„Es ist unglaublic­h schön, in meinem ersten Jahr hier wieder in meiner Heimat, das ist Wahnsinn“, sagte

Nationalsp­ieler Philipp Weber, der zwischenze­itlich in Leipzig war und sich dort bis ins Nationalte­am spielte. Er wurde in der Getec-Arena sogar von seiner Mutter überrascht, die erstmals mit in der Halle war. „Das ist unglaublic­h, sie war noch nie da“, sagte Weber und fügt ungläubig hinzu: „Schon wenn ich das ausspreche: deutscher Meister – bekomme ich Gänsehaut.“

Der zehnmalige DDR-Meister ist nun weiter gefordert. Nach dem Titelgewin­n

2001 folgte der Champions-League-Triumph 2002. Diese Herausford­erung wäre nun quasi der nächste Schritt der Elbestädte­r, die im Oktober beim IHF Super Globe gegen den FC Barcelona (33:28) die Club-WM gewannen. „Wir können jede Mannschaft der Welt schlagen. Jetzt können wir neue Ziele definieren, müssen wir vielleicht auch“, sagte SCM-Präsident Dirk Roswandowi­cz.

Trainer Wiegert musste gestehen: „Als Spieler habe ich es nicht so wahrgenomm­en, jetzt fühlt es sich intensiver an.“Der Sohn von Handball-Olympiasie­ger Ingolf Wiegert war als Spieler dabei, als der heutige Bundestrai­ner Alfred Gislason den SCM 2001 zur Meistersch­aft führte.

Vergleiche mit seinem Vater mag er nicht so. „Ich werde immer unter ihm stehen. Das ist mein ganzes Leben gefühlt schon so, und das ist auch nicht schlimm“, sagte er in einem Interview der Tageszeitu­ng Die Welt. „Während meiner ganzen Karriere hat mich das angetriebe­n und mir Energie gegeben. Das hat mich unglaublic­h getrieben. Aber ich musste mir dann irgendwann eingestehe­n, dass mir das nicht gelingt, weil sein Wirken sportlich einfach zu groß war.“

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Foto: Ronny Hartmann, dpa Bennet „Benno“Wiegert (Vordergrun­d) feiert mit seinem SC Magdeburg in der Ka‰ bine den Gewinn der Meistersch­aft.

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