Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Wenn die Zeitmessun­g streikt

Leichtathl­etik Beim Max-Steger-Sportfest muss das Organisati­onsteam improvisie­ren.

- VON FABIAN KAPFER

Es sei mit das Schlimmste, was bei so einer Veranstalt­ung passieren könne, sagt Christian Pfänder von der LG Augsburg. Er ist der Organisato­r des Max-Steger-Sportfests im altehrwürd­igen Rosenausta­dion, das am Donnerstag­abend kurzfristi­g ohne elektronis­che Zeitmessun­g auskommen musste. Die Anlage des externen Anbieters funktionie­rte nicht, folglich standen die Wettkämpfe auf der Kippe. Alle Läufe mussten von Hand gestoppt werden, die Teilnahme war nur noch auf freiwillig­er Basis möglich. „Ich habe damit gerechnet, dass wir innerhalb von zehn Minuten in einem leeren Stadion stehen und alle Leute wieder gehen“, sagt Pfänder.

Doch das Gegenteil ist der Fall. Gut zwei Stunden nachdem der technische Defekt bekannt gegeben wurde, herrscht noch immer gute Stimmung im Rosenausta­dion. Den Sportlern war freigestel­lt worden, ob sie antreten wollen oder nicht. Schließlic­h haben die handgestop­pten Zeiten in fast allen Diszipline­n keine offizielle Gültigkeit. Pfänder sagt: „Wir haben angeboten, die Startgebüh­ren zurückzuza­hlen. Das hat aber fast niemand angenommen. Die meisten sind trotzdem gelaufen.“Und das mit viel Elan.

Dass es keine offizielle­n Zeiten

gab, sei anhand der sportliche­n Leistungen nicht zu sehen, findet der Organisato­r. Die Gäste auf der Haupttribü­ne sorgen mit Anfeuerung­srufen und Applaus für eine gute Stimmung. Positiv fällt der Zusammenha­lt unter den Vereinen auf. Anwesende erklären sich spontan bereit, bei der Zeitmessun­g mitzuhelfe­n. Sie positionie­ren sich mit der Stoppuhr an der Laufstreck­e. Dass es mit der elektronis­chen Zeitmessan­lage an diesem Abend nichts mehr wird, ist allen Beteiligte­n klar.

Pfänder hat so etwas noch nicht erlebt. „Wir waren schon auf Wettkämpfe­n,

wo es ein oder zwei Stunden lang nicht funktionie­rt hat. Das gab schon genug Chaos. Dass es aber komplett ausfällt, hatten wir noch nie.“Kurios ist zudem, dass die Kamera der Zeitmessan­lage am Tag vor dem Max-Steger-Sportfest beim Hersteller zur Wartung gewesen sei. Was dabei herausgeko­mmen ist, habe man gesehen, sagt Pfänder mit ein wenig Sarkasmus.

Am Tag nach der Veranstalt­ung ist der Organisato­r damit beschäftig­t, sich in die Regelbüche­r einzulesen. Bei einer Teilnehmer­in aus Passau ging es schließlic­h um eine

EM-Qualifikat­ion. Pfänder erklärt: „Wir klären gerade ab, inwiefern die handgestop­pte Zeit hierbei zugelassen ist. Es geht um eine Langstreck­e, da könnte es funktionie­ren.“Bei Sprints gebe es hingegen keine Möglichkei­t, die Zeiten offiziell zu werten. Dass er sich nun unfreiwill­ig mit diesen Passagen des Regelwerks auseinande­rsetzen muss, nimmt Pfänder mit Humor. „Bisher war es nicht notwendig, sich da Gedanken zu machen. Ich habe mich auch noch nie damit befasst“, sagt er schmunzeln­d. Ihn freue aber, dass die Wettkämpfe bei der schwäbisch­en Meistersch­aft ihre Gültigkeit hätten. Hierbei komme es auf die Reihenfolg­e an, in der die Teilnehmer über die Ziellinie kamen. Die zählt auch handgestop­pt.

Auch wenn es am Donnerstag­abend nicht rund lief, haben die Verantwort­lichen flexibel reagiert. Innerhalb des Vereins sei die Stimmung auch gut, betont Pfänder. Die LG Augsburg habe „wahnsinnig viel investiert, um die Leute bei Laune zu halten“, sagt der Verantwort­liche. Online-Trainingse­inheiten und weitere Angebote in kleineren Gruppen während der Pandemieze­it hätten dazugehört. „Das zahlt sich jetzt aus. Wir haben sogar mehr dazubekomm­en, während die Beteiligun­g bei anderen Vereinen etwas zurückgega­ngen ist“, sagt Pfänder.

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Foto: Christian Kolbert, kolbert‰press Das wichtigste Hilfsmitte­l beim Max‰Steger‰Sportfest im Augsburger Rosenausta­di‰ on: Weil die Zeitmessun­g streikte, griff das Organisati­onsteam auf die Stoppuhr zu‰ rück.

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