Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Wenn die Zeitmessung streikt
Leichtathletik Beim Max-Steger-Sportfest muss das Organisationsteam improvisieren.
Es sei mit das Schlimmste, was bei so einer Veranstaltung passieren könne, sagt Christian Pfänder von der LG Augsburg. Er ist der Organisator des Max-Steger-Sportfests im altehrwürdigen Rosenaustadion, das am Donnerstagabend kurzfristig ohne elektronische Zeitmessung auskommen musste. Die Anlage des externen Anbieters funktionierte nicht, folglich standen die Wettkämpfe auf der Kippe. Alle Läufe mussten von Hand gestoppt werden, die Teilnahme war nur noch auf freiwilliger Basis möglich. „Ich habe damit gerechnet, dass wir innerhalb von zehn Minuten in einem leeren Stadion stehen und alle Leute wieder gehen“, sagt Pfänder.
Doch das Gegenteil ist der Fall. Gut zwei Stunden nachdem der technische Defekt bekannt gegeben wurde, herrscht noch immer gute Stimmung im Rosenaustadion. Den Sportlern war freigestellt worden, ob sie antreten wollen oder nicht. Schließlich haben die handgestoppten Zeiten in fast allen Disziplinen keine offizielle Gültigkeit. Pfänder sagt: „Wir haben angeboten, die Startgebühren zurückzuzahlen. Das hat aber fast niemand angenommen. Die meisten sind trotzdem gelaufen.“Und das mit viel Elan.
Dass es keine offiziellen Zeiten
gab, sei anhand der sportlichen Leistungen nicht zu sehen, findet der Organisator. Die Gäste auf der Haupttribüne sorgen mit Anfeuerungsrufen und Applaus für eine gute Stimmung. Positiv fällt der Zusammenhalt unter den Vereinen auf. Anwesende erklären sich spontan bereit, bei der Zeitmessung mitzuhelfen. Sie positionieren sich mit der Stoppuhr an der Laufstrecke. Dass es mit der elektronischen Zeitmessanlage an diesem Abend nichts mehr wird, ist allen Beteiligten klar.
Pfänder hat so etwas noch nicht erlebt. „Wir waren schon auf Wettkämpfen,
wo es ein oder zwei Stunden lang nicht funktioniert hat. Das gab schon genug Chaos. Dass es aber komplett ausfällt, hatten wir noch nie.“Kurios ist zudem, dass die Kamera der Zeitmessanlage am Tag vor dem Max-Steger-Sportfest beim Hersteller zur Wartung gewesen sei. Was dabei herausgekommen ist, habe man gesehen, sagt Pfänder mit ein wenig Sarkasmus.
Am Tag nach der Veranstaltung ist der Organisator damit beschäftigt, sich in die Regelbücher einzulesen. Bei einer Teilnehmerin aus Passau ging es schließlich um eine
EM-Qualifikation. Pfänder erklärt: „Wir klären gerade ab, inwiefern die handgestoppte Zeit hierbei zugelassen ist. Es geht um eine Langstrecke, da könnte es funktionieren.“Bei Sprints gebe es hingegen keine Möglichkeit, die Zeiten offiziell zu werten. Dass er sich nun unfreiwillig mit diesen Passagen des Regelwerks auseinandersetzen muss, nimmt Pfänder mit Humor. „Bisher war es nicht notwendig, sich da Gedanken zu machen. Ich habe mich auch noch nie damit befasst“, sagt er schmunzelnd. Ihn freue aber, dass die Wettkämpfe bei der schwäbischen Meisterschaft ihre Gültigkeit hätten. Hierbei komme es auf die Reihenfolge an, in der die Teilnehmer über die Ziellinie kamen. Die zählt auch handgestoppt.
Auch wenn es am Donnerstagabend nicht rund lief, haben die Verantwortlichen flexibel reagiert. Innerhalb des Vereins sei die Stimmung auch gut, betont Pfänder. Die LG Augsburg habe „wahnsinnig viel investiert, um die Leute bei Laune zu halten“, sagt der Verantwortliche. Online-Trainingseinheiten und weitere Angebote in kleineren Gruppen während der Pandemiezeit hätten dazugehört. „Das zahlt sich jetzt aus. Wir haben sogar mehr dazubekommen, während die Beteiligung bei anderen Vereinen etwas zurückgegangen ist“, sagt Pfänder.