Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Der Wunderheil­er des Humors

Kabarett Mit Tipps zum gesunden Leben und witzigen Erläuterun­gen medizinisc­her Zusammenhä­nge unterhält Eckart von Hirschhaus­en sein Publikum im Kongress am Park bestens.

- VON CLAUDIUS WIEDEMANN

Seit 30 Jahren macht Eckart von Hirschhaus­en Kabarett; doch damit ist jetzt Schluss, denn alles ist endlich. „Endlich“lautet folgericht­ig der Titel seines letzten und aktuellen Programms, mit dem sich Hirschhaus­en schon seit Längerem auf Bühnen-Abschiedst­our befindet. Die Fans mussten wegen Corona länger als gewollt auf ihren Wunderheil­er des Humors warten. Nach zweimalige­r Absage war der Saal im Kongress am Park voll und die Besucher über gut zwei Stunden bester Laune.

In früheren Shows hatte Eckart von Hirschhaus­en sich mit dem Glück und der Liebe auseinande­rgesetzt, diesmal geht es um Zeit. Daher auch der Titel der Show. Denn Zeit ist endlich, zumindest unsere Lebenszeit. Genau hier beginnt das

Problem: „Wann beginnen wir, endlich zu leben?“Daher folgen sodann die guten Ratschläge, damit uns Menschen und endlich auch jenen, die bisher alles falsch machen, dieses Leben doch noch gelingt. Wir sollen nicht rauchen, uns bewegen, Gemüse essen, erwachsen werden und trotzdem Kind bleiben. Aha! Wirklich Neues, auch nicht aus medizinisc­her Sicht – schließlic­h ist Hirschhaus­en Arzt – findet sich nicht unter diesen Tipps.

Hirschhaus­en gehört zu den Guten unter den Kabarettis­ten. Dies ist eine eher seltene Spezies, lieben es doch die meisten seiner Kabarettko­llegen meist etwas derber und bösartiger. Da aber im Zuschauers­aal ein Hirschhaus­en-Publikum und nicht die Fans von Grünwald oder Gruber sitzen, funktionie­rt diese Endzeitsho­w bestens.

Da steht dann schon mal das gesamte Publikum auf und singt „When the Saints go marching in“. Und obwohl gewiss die meisten mit dem Auto angereist waren, sicherlich alle mehr als nur ein Paar Schuhe besaßen – orthopädis­ch betrachtet auch nicht ganz verkehrt – und nicht wenige sich in der Pause ihre Zigarette ansteckten, folgten sie allesamt Hirschhaus­ens teils ein wenig larmoyante­r Weltkritik aufmerksam und amüsiert.

An den Zuständen dieser Welt nörgelten einst Hildebrand­t oder Hüsch lautstark und heftig, doch keiner versprühte deswegen einen Endzeit-Pessimismu­s. Am amüsantest­en wird Hirschhaus­en dann, wenn er eigentlich ernste Zusammenhä­nge medizinisc­h humoristis­ch erläutert, sei es zur Herzfreque­nz von Mutter und Embryo oder zur Bedeutung eines funktionst­üchtigen Beckenbode­ns. Zwischendu­rch gibt es noch musikalisc­he Einlagen am Flügel, begleitet von Christoph Reuter. Wenn gute Laune wirklich heilt, so ging es dem Publikum nach Ende der Show wohl besser als zuvor.

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Foto: Siegfried Kerpf Eckart von Hirschhaus­en gastierte im Kongress am Park mit seinem aktuellen Pro‰ gramm „Endlich“.

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