Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Kritik an Kostensteigerungen für das Staatstheater
Kommunalpolitik Die Opposition ist aufgrund der neuesten Entwicklung nicht glücklich. Während einige Stadträte nun für eine möglichst schnelle Umsetzung plädieren, wollen andere die Diskussion neu beginnen.
Die Sanierung des Staatstheaters in Augsburg wird wohl ein Jahr länger dauern und dürfte teurer werden. Dies ist seit Anfang der Woche bekannt. Statt 321 Millionen Euro könnten es am Ende 340 Millionen Euro werden, abhängig ist dies auch von der weiteren Entwicklung der Baupreise. Der Augsburger Stadtrat soll im Juni entscheiden. Die Regierungskoalition von CSU und Grünen steht weiterhin hinter dem Projekt. Die Fraktion Bürgerliche Mitte (FBM) bezeichnet die Planungen für das Theaterviertel als gut, aber zu teuer. Allerdings ziehen einzelne Fraktionsmitglieder daraus unterschiedliche Konsequenzen. FDPStadtrat Lars Vollmar hält das Projekt für überdimensioniert.
Beate Schabert-Zeidler (Pro Augsburg) und Peter Hummel (Freie Wähler) können sich eine Zustimmung vorstellen. Das Projekt müsse dann gestoppt oder verändert werden, wenn die Stadtregierung aus CSU und Grünen die Erkenntnis gewinne, man könne sich das nicht mehr leisten. Dies sei offensichtlich auch nach den neuesten Kostensteigerungen nicht der Fall. „Insofern haben wir als Opposition allenfalls die Aufgabe, aufs Tempo zu drücken, Professionalität einzufordern und darauf zu achten, dass andere Projekte in der Stadt nicht darunter leiden“, sagen Schabert-Zeidler und Hummel. Man dürfe nicht vergessen: Augsburg saniere ein normales Theater, baut ein Zweckgebäude mit Werkstätten, Übungsräumen und Büro sowie eine zweite Bühne. Dass dafür noch über sechs Jahre notwendig sein sollen, sei schwer verständlich.
Lars Vollmar (FDP) will Bauteil 2 – es ist der Neubau des Kleinen Hauses neben dem bestehenden Gebäude am Kennedyplatz sowie ein Verwaltungsbau samt Werkstätten und Proberäumen – erst dann zustimmen, wenn Alternativen geprüft wurden. „Die Qualität der Theateraufführungen wird nicht darunter leiden, wenn Werkstätten und Verwaltung an einem dezentralen Ort untergebracht werden.“
Ein Neubau außerhalb des Zentrums wäre erheblich billiger, weil man nicht mehrere Kellergeschosse bräuchte, um auf dem beengten Altstadtgrundstück den notwendigen Raum zu schaffen. Vollmars Rechnung: Wenn die jetzt vorgesehenen Grundstücke in bester Innenstadtlage an private Bauherren verkauft würden, die hinter dem
Theater-Altbau Wohnungen und Gewerberäume errichten, könnte die Stadt zudem Einnahmen erzielen, die die Gesamtkosten dann drücken.
Auch die bisher für Bauteil 2 investierten zwölf Millionen Euro kämen herein, glaubt Vollmar. Die vorbereitenden Maßnahmen wie Abbrüche, Schadstoffbeseitigung und die Umsiedlung geschützter Fledermäuse müsste auch ein anderer Bauherr vornehmen. Das Argument, dass beim Bauteil 2 finanziell der Punkt erreicht sei, an dem es kein Zurück mehr gebe, lässt Vollmar nicht gelten. Das gilt auch für die von Baureferent Gerd Merkle (CSU) angeführten Baukostensteigerungen durch Verzögerungen. Merkle wolle lediglich Druck aufbauen.
Peter Hummel als kulturpolitischer Sprecher der Fraktion sagt: „Die Situation ist überaus ärgerlich, weil die Mehrkosten insbesondere durch zweieinhalb Jahre Verzögerungen bei Planung und Organisation entstanden sind.“Nach dem Curt-Frenzel-Stadion sei dies die zweite Großbaustelle innerhalb weniger Jahre, „bei der es eklatante Planungsfehler und daraus resultierend deutlich höhere Kosten gab“. Und dies geschehe bei einem ohnehin in der Bürgerschaft höchst umstrittenen Projekt, bei dem es geboten gewesen wäre, mit Professionalität und einer schnellstmöglichen Realisierung zu agieren.