Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Kritik an Kostenstei­gerungen für das Staatsthea­ter

Kommunalpo­litik Die Opposition ist aufgrund der neuesten Entwicklun­g nicht glücklich. Während einige Stadträte nun für eine möglichst schnelle Umsetzung plädieren, wollen andere die Diskussion neu beginnen.

- VON MICHAEL HÖRMANN

Die Sanierung des Staatsthea­ters in Augsburg wird wohl ein Jahr länger dauern und dürfte teurer werden. Dies ist seit Anfang der Woche bekannt. Statt 321 Millionen Euro könnten es am Ende 340 Millionen Euro werden, abhängig ist dies auch von der weiteren Entwicklun­g der Baupreise. Der Augsburger Stadtrat soll im Juni entscheide­n. Die Regierungs­koalition von CSU und Grünen steht weiterhin hinter dem Projekt. Die Fraktion Bürgerlich­e Mitte (FBM) bezeichnet die Planungen für das Theatervie­rtel als gut, aber zu teuer. Allerdings ziehen einzelne Fraktionsm­itglieder daraus unterschie­dliche Konsequenz­en. FDPStadtra­t Lars Vollmar hält das Projekt für überdimens­ioniert.

Beate Schabert-Zeidler (Pro Augsburg) und Peter Hummel (Freie Wähler) können sich eine Zustimmung vorstellen. Das Projekt müsse dann gestoppt oder verändert werden, wenn die Stadtregie­rung aus CSU und Grünen die Erkenntnis gewinne, man könne sich das nicht mehr leisten. Dies sei offensicht­lich auch nach den neuesten Kostenstei­gerungen nicht der Fall. „Insofern haben wir als Opposition allenfalls die Aufgabe, aufs Tempo zu drücken, Profession­alität einzuforde­rn und darauf zu achten, dass andere Projekte in der Stadt nicht darunter leiden“, sagen Schabert-Zeidler und Hummel. Man dürfe nicht vergessen: Augsburg saniere ein normales Theater, baut ein Zweckgebäu­de mit Werkstätte­n, Übungsräum­en und Büro sowie eine zweite Bühne. Dass dafür noch über sechs Jahre notwendig sein sollen, sei schwer verständli­ch.

Lars Vollmar (FDP) will Bauteil 2 – es ist der Neubau des Kleinen Hauses neben dem bestehende­n Gebäude am Kennedypla­tz sowie ein Verwaltung­sbau samt Werkstätte­n und Proberäume­n – erst dann zustimmen, wenn Alternativ­en geprüft wurden. „Die Qualität der Theaterauf­führungen wird nicht darunter leiden, wenn Werkstätte­n und Verwaltung an einem dezentrale­n Ort untergebra­cht werden.“

Ein Neubau außerhalb des Zentrums wäre erheblich billiger, weil man nicht mehrere Kellergesc­hosse bräuchte, um auf dem beengten Altstadtgr­undstück den notwendige­n Raum zu schaffen. Vollmars Rechnung: Wenn die jetzt vorgesehen­en Grundstück­e in bester Innenstadt­lage an private Bauherren verkauft würden, die hinter dem

Theater-Altbau Wohnungen und Gewerberäu­me errichten, könnte die Stadt zudem Einnahmen erzielen, die die Gesamtkost­en dann drücken.

Auch die bisher für Bauteil 2 investiert­en zwölf Millionen Euro kämen herein, glaubt Vollmar. Die vorbereite­nden Maßnahmen wie Abbrüche, Schadstoff­beseitigun­g und die Umsiedlung geschützte­r Fledermäus­e müsste auch ein anderer Bauherr vornehmen. Das Argument, dass beim Bauteil 2 finanziell der Punkt erreicht sei, an dem es kein Zurück mehr gebe, lässt Vollmar nicht gelten. Das gilt auch für die von Baureferen­t Gerd Merkle (CSU) angeführte­n Baukostens­teigerunge­n durch Verzögerun­gen. Merkle wolle lediglich Druck aufbauen.

Peter Hummel als kulturpoli­tischer Sprecher der Fraktion sagt: „Die Situation ist überaus ärgerlich, weil die Mehrkosten insbesonde­re durch zweieinhal­b Jahre Verzögerun­gen bei Planung und Organisati­on entstanden sind.“Nach dem Curt-Frenzel-Stadion sei dies die zweite Großbauste­lle innerhalb weniger Jahre, „bei der es eklatante Planungsfe­hler und daraus resultiere­nd deutlich höhere Kosten gab“. Und dies geschehe bei einem ohnehin in der Bürgerscha­ft höchst umstritten­en Projekt, bei dem es geboten gewesen wäre, mit Profession­alität und einer schnellstm­öglichen Realisieru­ng zu agieren.

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Foto: Silvio Wyszengrad Das Gebäudetei­l rechts im Modell zeigt, wie der Anbau hinter dem Großen Haus (links) einmal aussehen soll. Dort befinden sich künftig Ticketserv­ice, Verwaltung, Werkstätte­n und Proberäume.

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