Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Die süßen Vitaminbom­ben zum Selberpflü­cken

Essen aus der Heimat

- VON STEFFI BRAND

Heiko Pohl und Stefanie Roth bauen Bio-Erdbeeren bei Lützelburg an. Die roten Früchtchen stecken voller Vitamin C. Wer sie nicht pur naschen will, kann leckeres Erdbeer-Tiramisu damit zaubern.

Lützelburg In wenigen Tagen ist es soweit. Dann kann jeder wieder selbst Erdbeeren pflücken auf dem Feld zwischen Lützelburg, Achsheim und Gablingen. Alle Jahre wieder begrüßen Heiko Pohl und Stefanie Roth hier viele Früchtefre­unde und -freundinne­n, die mit Schüsseln und Körbchen ausgerüste­t zur Tat schreiten. Die Früchtesai­son beginnt traditione­ll mit den Erdbeeren Ende Mai und dauert bis Anfang Juli. Anschließe­nd können Johannisun­d Stachelbee­ren gepflückt werden. Ab Mitte August gibt es dann Himbeeren zum Selberpflü­cken.

Dieser Zeitplan kann für Früchtefan­s nur eine ungefähre Angabe sein, denn wann genau die Erdbeeren erntereif sind, hängt natürlich vom Wetter ab. Einzig ein wärmendes Vlies, mit Essen aus dem Heiko Pohl

schon im Januar der Heimat

vier von 20 Erdbeerrei­hen abdeckt, sorgt für einige frühreife Früchte. Der Effekt dieser Maßnahme sei in diesem Jahr deutlicher denn je, berichtet der Obstund Gemüsebaue­r, der seine Produkte nach Bioland-Richtlinie­n anbaut. Der sonnige, aber knackig kalte Februar und auch der März haben dafür gesorgt, dass die Erdbeeren, die unter dem Vlies vor der Kälte geschützt waren, über eine Woche früher reif wurden.

Das heißt für den Direktverm­arkter, dass er aktuell noch selbst pflückt, Körbchen bestückt und diese an Hofläden im Umkreis liefert. Doch der Schälchen-Vertrieb macht gerade mal ein Drittel des Erdbeerges­chäfts aus. Sobald die anderen Reihen, die nicht unter Vlies wuchsen, reif sind, wird Heiko Pohl das Feld für Selbstpflü­cker freigeben. Das Ehepaar Pohl und Roth hat jetzt, wenn auf dem Feld Hochsaison herrscht, nur wenig Zeit, um zuhause aufwendige Rezepte umzusetzen, obgleich sie beide am liebsten Erdbeer-Tiramisu essen. Schnell geht hingegen ein Biskuit mit Sahne und Erdbeeren – „den mögen auch die Kinder gerne“, erklärt Stefanie Roth.

Unabhängig von den jeweiligen

Rezeptvorl­ieben bekommen all jene, die Erdbeeren essen, eine große Portion Vitamin C ab, weiß Ernährungs­beraterin Angelika Wenninger. Laut Nährwertta­bellen sei der Vitamin-C-Gehalt der Erdbeeren sogar höher als bei Zitronen und Orangen. Mit etwa 62 Milligramm pro 100 Gramm haben Erdbeeren mehr Vitamin C als Himbeeren (25 Milligramm), Stachelbee­ren sowie weiße und rote Johannisbe­eren (35 Milligramm), aber weniger Vitamin C als schwarze Johannisbe­eren (177 Milligramm). Zudem liefern Erdbeeren Folsäure, die für die Zellneubil­dung essenziell wichtig sind. Vitamin K, auch ein Inhaltssto­ff der Erdbeeren, sei wichtig für die Blutgerinn­ung. Zudem sind Erdbeeren per se reich an Kalium und arm an Kalorien. Auch die sekundären Pflanzenst­offe und Bioaktivst­offe in den Erdbeeren seien von hohem

Wert, erklärt die Ernährungs­beraterin.

Einen Tunnel aufzubauen, um die Erdbeersai­son zu verlängern, ist nicht die Intention des Ehepaars Pohl und Roth, die ihren Früchten so natürliche Rahmenbedi­ngungen wie möglich bieten möchten. Zudem fehle es sehr frühen Früchten oft an Geschmack, weiß Pohl und erklärt: „Ihnen fehlen die Sonne und die langen Tage. Die machen sie aromatisch­er und süßer im Geschmack.“Auch die Wahl der Sorte habe einen entscheide­nden Einfluss auf den Geschmack. Pohl setzt auf Clery-Erdbeeren bei den frühen Sorten, dann steht die Vima Zanta zur Ernte an und Pegasus-Erdbeeren sind die letzten, die zu leckeren Früchten heranreife­n. Optimal sei die Sortenwahl noch nicht, berichtet Pohl und erklärt mit einem Fingerzeig auf unregelmäß­ig bewachsene

Reihen mit Erdbeeren: „Die Clery kommen schnell in Wasser- oder Trockenstr­ess.“Das zeige sich dann an kleinen Pflanzen. Deswegen könnte er sich auch vorstellen, diese Sorte noch einmal zu tauschen.

Eine häufig genannte, besonders beliebte alte Sorte, die Mieze Schindler, gibt es in Lützelburg nicht auf dem Feld. Geschmackl­ich trifft diese Sorte zwar durchaus den Nerv von Pohl, aber sie ist weich, was für Ernte und Verkauf Schwierigk­eiten birgt. Ein und demselben Risiko unterliege­n übrigens alle Erdbeeren: Klettert das Thermomete­r auf über 30 Grad, wird es ihnen in der prallen Sonne schnell zu heiß, dann „bekommen sie Sonnenbran­d und verlieren das Aroma“, sagt Pohl. Erdbeeren mit Sonnenbran­d verlieren rasch ihre rote Farbe und werden braun, weich und ledrig.

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Foto: Marcus Merk Da möchte man gleich reinbeißen in die rote Beere: Heiko Pohl baut in Lützelburg Bio‰Erdbeeren an.

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