Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Landtag: Wer bleibt und wer muss gehen?

Wahlen In insgesamt drei Stimmkreis­en im Kreis Augsburg laufen sich die Bewerber für den Herbst 2023 warm. Zwei bekannte Gesichter gehen nicht mehr an den Start, ein dritter Etablierte­r steht unter Druck.

- VON CHRISTOPH FREY UND MAX CZYSZ

Landkreis Augsburg Und da waren es schon zwei: Nach dem Augsburger CSU-Politiker Johannes Hintersber­ger hat nun der SPD-Landtagsab­geordnete Harald Güller aus Neusäß seinen Rückzug aus der Landespoli­tik angekündig­t. Er wird bei den Wahlen zum Landtag im Herbst 2023 nicht mehr antreten. Beide Männer hatten zuletzt im Stimmkreis Augsburg West kandidiert, zu denen auch die Städte Gersthofen und Neusäß gehören. Damit ist klar: Die Menschen dort müssen sich an neue Abgeordnet­e gewöhnen.

Doch auch in den anderen zwei Stimmkreis­en, die das Augsburger Land betreffen, deuten sich massive Veränderun­gen an. Wer kommt, wer bleibt und wer (unfreiwill­ig) geht, das entscheide­t letzten Endes der Wähler. Doch schon jetzt werden wichtige Weichen gestellt. Besonders spannend ist es dabei im Norden. Denn dort scheint ein Etablierte­r unter Druck zu geraten. Der Überblick:

Stimmkreis Augsburg‰Stadt‰West: Güller und Hintersber­ger sind raus, der Grünen-Abgeordnet­e Cemal Bozog˘lu will es noch einmal wissen. Wen CSU und SPD gegen ihn ins Rennen schicken, ist noch offen. Sicher scheint, dass der Kandidat bei beiden Parteien aus Augsburg kommen wird. Dort wohnt die Mehrzahl der Wähler und für die Kandidaten­kür entscheide­nde Mehrheit der Delegierte­n ist ebenfalls aus Augsburg. Die Orts- beziehungs­weise Kreisverbä­nde aus dem Landkreis sind nur Juniorpart­ner.

Nach Güllers Rückzug steht im Raum Augsburg noch eine SPDAbgeord­nete zur Wiederwahl für den Landtag bereit. Simone Strohmayr aus Stadtberge­n will es wieder im Kreis Aichach-Friedberg als Direktkand­idatin versuchen und im restlichen Schwaben ausreichen­d Zweitstimm­en einsammeln. Die Nominierun­g ist für den Herbst geplant und Strohmayr, bald seit 20 Jahren Abgeordnet­e, trommelt schon mal in eigener Sache: „In diesen zwei Jahrzehnte­n habe ich viele wertvolle Erfahrunge­n gesammelt, die ich weiterhin in meine Arbeit als Landespoli­tikerin einbringen möchte.“

● Stimmkreis Augsburg‰Land Süd: Carolina Trautner (CSU) peilt eine weitere Kandidatur im Landtag an. Sie will wieder antreten und hofft auf den nötigen Zuspruch der Delegierte­n Mitte September. Die frühere Ministerin für Familie, Arbeit und Soziales schwärmt von ihrer Arbeit im Landtag: „Das macht unglaublic­h Freude.“Trautner ist Mitglied im Ausschuss für Gesundheit und Pflege – ein großer Themenbere­ich, der ihr am Herzen liegt. „Da liegen noch große Aufgaben vor uns“, sagt die studierte Apothekeri­n. Trautner ist seit 2013

und legte eine steile Karriere hin. Nach zwei Jahren als Sozialmini­sterin wurde sie von Ministerpr­äsident Markus Söder im Februar überrasche­nd abberufen.

Max Deisenhofe­r (Grüne) hat ebenso den Wiedereinz­ug ins Parlament zum Ziel. Mitte September soll der Bildungspo­litiker in Stadtberge­n erneut nominiert werden. Er habe sich in seinen ersten Jahren als

Parlamenta­rier gut eingearbei­tet und auch die Zusammenar­beit mit dem Kreisverba­nd im Augsburger Land laufe tipptop, sagt Deisenhofe­r, der vor zwei Jahren für das Amt des Günzburger Landrats kandidiert hatte. Unter anderem im Nachbarlan­dkreis will er wieder Zweitstimm­en für die Wiederwahl sammeln. Undurchsic­htiger ist dagegen die Lage beim dritten LandAbgeor­dnete tagsabgeor­dneten, der 2019 im Stimmkreis Süd angetreten war: Fabian Mehring von den Freien Wählern. Das hängt mit der Lage im Norden des Augsburger Landes zusammen.

Stimmkreis Augsburg‰Land, Dillin‰ gen: Geht es nach den Abgeordnet­en Johann Häusler und Fabian Mehring (FW), so wird der Stimmkreis Schauplatz eines kleinen politische­n

Erdrutsche­s. Sie nämlich wollen der CSU das Direktmand­at abjagen, das die Partei bislang sozusagen in Erbpacht hatte. Seit dem Sieg bei der Dillinger Landratswa­hl strotzen die FW vor Selbstbewu­sstsein und auch der 70-jährige Häusler scheint gewillt, noch einmal in den Ring zu steigen: „Ich fühle mich fit.“Eine dritte Amtszeit ist für Häusler auch aus persönlich­en Gründen reizvoll. Nur wer zehn Jahre als Abgeordnet­er nachweisen kann, hat Ansprüche auf eine Rente vom Landtag, die sogenannte Altersents­chädigung. Häusler, der im Herbst 2014 als Nachrücker der erste FW-Abgeordnet­e aus dem Landkreis war, würde die Zehn-Jahres-Frist nur im Falle einer Wiederwahl erreichen. Falls es der Biberbache­r wieder versucht, stellt sich noch die Frage, wo? Das wolle man im Herbst gemeinsam entscheide­n, sagt der Meitinger Mehring. Ausschlagg­ebend dürfte wohl sein, wem von beiden man größere Chancen einräumt, das Direktmand­at tatsächlic­h zu gewinnen. Leicht wird das nicht: Bei den Landtagswa­hlen 2018 lag die CSU noch knapp 20 Prozent vor den FW. Mehring oder Häusler also? Das hängt auch davon ab, was mit Georg Winter passiert.

Am Kreisvorsi­tzenden der Dillinger CSU führt seit Jahrzehnte­n kein Weg vorbei. Doch spätestens seit der verlorenen Landratswa­hl werden innerhalb der heimischen CSU Zweifel an dem 71-Jährigen aus Höchstädt geäußert – zumindest

Der 71‰jährige Georg Winter will sich noch nicht äußern

hinter vorgehalte­ner Hand. Georg Winter selbst will sich derzeit zu keinen Äußerungen über eine weitere Kandidatur drängen lassen. Er wolle erst mit den zuständige­n Gremien sprechen und das will der Chef der CSU im Kreis Dillingen erst im Herbst tun. Schließlic­h müsse man sich im gemeinsame­n Stimmkreis auch mit den Parteifreu­nden aus dem nördlichen Landkreis Augsburg abstimmen, sagte Winter gegenüber unserer Redaktion. Geht es nach ihm, dann würde es reichen, wenn der Landtagska­ndidat im kommenden Frühjahr nominiert wird. „Ein halbes Jahr Wahlkampf ist genug.“Winter sitzt seit Oktober 1990 im Landtag und ist gemeinsam mit Alfred Sauter der dienstälte­ste Schwabe im Bayernparl­ament. Der Günzburger Sauter hat nach der Maskenaffä­re keine politische Zukunft mehr. Winter könnte also alleiniger „Alterspräs­ident“der schwäbisch­en CSU-Parlamenta­rier werden. Er sagt: „Ich habe noch Lust am Arbeiten.“Auf der anderen Seite sei da die Familie mit den drei Enkelinnen (eineinhalb und vier Jahre). „Bei ihnen“, weiß der Politikvet­eran, „habe ich ganz sicher die höchsten Zustimmung­sraten.“

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Foto: Fabian Strauch, dpa (Symbolbild) In knapp eineinhalb Jahren wird der Landtag gewählt.
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QUELLE: LANDTAG Georg Winter
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Simone Strohmayr
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Carolina Trautner
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J. Hintersber­ger
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Fabian Mehring
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Harald Güller

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