Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Landtag: Wer bleibt und wer muss gehen?
Wahlen In insgesamt drei Stimmkreisen im Kreis Augsburg laufen sich die Bewerber für den Herbst 2023 warm. Zwei bekannte Gesichter gehen nicht mehr an den Start, ein dritter Etablierter steht unter Druck.
Landkreis Augsburg Und da waren es schon zwei: Nach dem Augsburger CSU-Politiker Johannes Hintersberger hat nun der SPD-Landtagsabgeordnete Harald Güller aus Neusäß seinen Rückzug aus der Landespolitik angekündigt. Er wird bei den Wahlen zum Landtag im Herbst 2023 nicht mehr antreten. Beide Männer hatten zuletzt im Stimmkreis Augsburg West kandidiert, zu denen auch die Städte Gersthofen und Neusäß gehören. Damit ist klar: Die Menschen dort müssen sich an neue Abgeordnete gewöhnen.
Doch auch in den anderen zwei Stimmkreisen, die das Augsburger Land betreffen, deuten sich massive Veränderungen an. Wer kommt, wer bleibt und wer (unfreiwillig) geht, das entscheidet letzten Endes der Wähler. Doch schon jetzt werden wichtige Weichen gestellt. Besonders spannend ist es dabei im Norden. Denn dort scheint ein Etablierter unter Druck zu geraten. Der Überblick:
Stimmkreis AugsburgStadtWest: Güller und Hintersberger sind raus, der Grünen-Abgeordnete Cemal Bozog˘lu will es noch einmal wissen. Wen CSU und SPD gegen ihn ins Rennen schicken, ist noch offen. Sicher scheint, dass der Kandidat bei beiden Parteien aus Augsburg kommen wird. Dort wohnt die Mehrzahl der Wähler und für die Kandidatenkür entscheidende Mehrheit der Delegierten ist ebenfalls aus Augsburg. Die Orts- beziehungsweise Kreisverbände aus dem Landkreis sind nur Juniorpartner.
Nach Güllers Rückzug steht im Raum Augsburg noch eine SPDAbgeordnete zur Wiederwahl für den Landtag bereit. Simone Strohmayr aus Stadtbergen will es wieder im Kreis Aichach-Friedberg als Direktkandidatin versuchen und im restlichen Schwaben ausreichend Zweitstimmen einsammeln. Die Nominierung ist für den Herbst geplant und Strohmayr, bald seit 20 Jahren Abgeordnete, trommelt schon mal in eigener Sache: „In diesen zwei Jahrzehnten habe ich viele wertvolle Erfahrungen gesammelt, die ich weiterhin in meine Arbeit als Landespolitikerin einbringen möchte.“
● Stimmkreis AugsburgLand Süd: Carolina Trautner (CSU) peilt eine weitere Kandidatur im Landtag an. Sie will wieder antreten und hofft auf den nötigen Zuspruch der Delegierten Mitte September. Die frühere Ministerin für Familie, Arbeit und Soziales schwärmt von ihrer Arbeit im Landtag: „Das macht unglaublich Freude.“Trautner ist Mitglied im Ausschuss für Gesundheit und Pflege – ein großer Themenbereich, der ihr am Herzen liegt. „Da liegen noch große Aufgaben vor uns“, sagt die studierte Apothekerin. Trautner ist seit 2013
und legte eine steile Karriere hin. Nach zwei Jahren als Sozialministerin wurde sie von Ministerpräsident Markus Söder im Februar überraschend abberufen.
Max Deisenhofer (Grüne) hat ebenso den Wiedereinzug ins Parlament zum Ziel. Mitte September soll der Bildungspolitiker in Stadtbergen erneut nominiert werden. Er habe sich in seinen ersten Jahren als
Parlamentarier gut eingearbeitet und auch die Zusammenarbeit mit dem Kreisverband im Augsburger Land laufe tipptop, sagt Deisenhofer, der vor zwei Jahren für das Amt des Günzburger Landrats kandidiert hatte. Unter anderem im Nachbarlandkreis will er wieder Zweitstimmen für die Wiederwahl sammeln. Undurchsichtiger ist dagegen die Lage beim dritten LandAbgeordnete tagsabgeordneten, der 2019 im Stimmkreis Süd angetreten war: Fabian Mehring von den Freien Wählern. Das hängt mit der Lage im Norden des Augsburger Landes zusammen.
Stimmkreis AugsburgLand, Dillin gen: Geht es nach den Abgeordneten Johann Häusler und Fabian Mehring (FW), so wird der Stimmkreis Schauplatz eines kleinen politischen
Erdrutsches. Sie nämlich wollen der CSU das Direktmandat abjagen, das die Partei bislang sozusagen in Erbpacht hatte. Seit dem Sieg bei der Dillinger Landratswahl strotzen die FW vor Selbstbewusstsein und auch der 70-jährige Häusler scheint gewillt, noch einmal in den Ring zu steigen: „Ich fühle mich fit.“Eine dritte Amtszeit ist für Häusler auch aus persönlichen Gründen reizvoll. Nur wer zehn Jahre als Abgeordneter nachweisen kann, hat Ansprüche auf eine Rente vom Landtag, die sogenannte Altersentschädigung. Häusler, der im Herbst 2014 als Nachrücker der erste FW-Abgeordnete aus dem Landkreis war, würde die Zehn-Jahres-Frist nur im Falle einer Wiederwahl erreichen. Falls es der Biberbacher wieder versucht, stellt sich noch die Frage, wo? Das wolle man im Herbst gemeinsam entscheiden, sagt der Meitinger Mehring. Ausschlaggebend dürfte wohl sein, wem von beiden man größere Chancen einräumt, das Direktmandat tatsächlich zu gewinnen. Leicht wird das nicht: Bei den Landtagswahlen 2018 lag die CSU noch knapp 20 Prozent vor den FW. Mehring oder Häusler also? Das hängt auch davon ab, was mit Georg Winter passiert.
Am Kreisvorsitzenden der Dillinger CSU führt seit Jahrzehnten kein Weg vorbei. Doch spätestens seit der verlorenen Landratswahl werden innerhalb der heimischen CSU Zweifel an dem 71-Jährigen aus Höchstädt geäußert – zumindest
Der 71jährige Georg Winter will sich noch nicht äußern
hinter vorgehaltener Hand. Georg Winter selbst will sich derzeit zu keinen Äußerungen über eine weitere Kandidatur drängen lassen. Er wolle erst mit den zuständigen Gremien sprechen und das will der Chef der CSU im Kreis Dillingen erst im Herbst tun. Schließlich müsse man sich im gemeinsamen Stimmkreis auch mit den Parteifreunden aus dem nördlichen Landkreis Augsburg abstimmen, sagte Winter gegenüber unserer Redaktion. Geht es nach ihm, dann würde es reichen, wenn der Landtagskandidat im kommenden Frühjahr nominiert wird. „Ein halbes Jahr Wahlkampf ist genug.“Winter sitzt seit Oktober 1990 im Landtag und ist gemeinsam mit Alfred Sauter der dienstälteste Schwabe im Bayernparlament. Der Günzburger Sauter hat nach der Maskenaffäre keine politische Zukunft mehr. Winter könnte also alleiniger „Alterspräsident“der schwäbischen CSU-Parlamentarier werden. Er sagt: „Ich habe noch Lust am Arbeiten.“Auf der anderen Seite sei da die Familie mit den drei Enkelinnen (eineinhalb und vier Jahre). „Bei ihnen“, weiß der Politikveteran, „habe ich ganz sicher die höchsten Zustimmungsraten.“