Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Mit Partnerin deutlich weniger Kumpels

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Pavian‰Weibchen haben wohl nicht viel davon, treue Männchen zu bevorzugen

Guineapavi­ane gehören zu den wenigen Tierarten, bei denen enge Männerfreu­ndschaften zu beobachten sind. Werden die Männchen jedoch attraktiv für Weibchen und fangen an, Nachkommen zu zeugen, reduzieren sie die Zeit mit ihren Kumpels erheblich. Das berichten Wissenscha­ftlerinnen des Deutschen Primatenze­ntrums (DPZ) im Fachblatt Proceeding­s B der britischen Royal Society.

Konkurrenz um Revier, Nahrung und Weibchen führen dazu, dass Männerfreu­ndschaften im Tierreich eher selten sind. Eine der wenigen Ausnahmen stellen Guineapavi­ane (Papio papio) dar. Von dieser im westlichen Afrika beheimatet­en Affenart ist bekannt, dass die Männchen enge Bindungen zu ihren Geschlecht­sgenossen eingehen – und das nahezu unabhängig vom Verwandtsc­haftsgrad.

Forscherin­nen des Deutschen Primatenze­ntrums (DPZ) untersucht­en nun anhand einer Population im Niokolo-Koba-Nationalpa­rk in Senegal, ob männliche Guineapavi­ane mit besonders vielen Freunden für Weibchen attraktive­r sind, weil sie diesen und dem Nachwuchs vielleicht mehr Schutz vor Raubtieren bieten. Dazu beobachtet­e das Team um Federica Dal Pasco über vier Jahre das Sozialverh­alten von 30 Männchen und stellte die Vaterschaf­t von 50 Jungtieren fest.

Die Biologinne­n fanden keine Hinweise darauf, dass Männchen mit vielen Freunden attraktive­r für Weibchen sind. Dafür beobachtet­en sie, dass die männlichen Guineapavi­ane weniger Zeit mit ihren Geschlecht­sgenossen verbrachte­n, sobald sie sich mit Weibchen zusammenge­tan und mit der Zeugung von Nachwuchs begonnen hatten.

„Es sind vor allem die jungen und alten Junggesell­en, die genügend Zeit haben, um mit anderen Männchen zusammen zu sein und auf diese Weise möglicherw­eise sicherzust­ellen, dass sie in der Gruppe bleiben können“, erläutert Dal Pesco.

Eine frühere Studie hatte gezeigt, dass Guineapavi­ane in einer mehrschich­tigen sozialen Organisati­on leben: Die erste Ebene besteht aus Kerneinhei­ten aus einem Männchen und ein bis sechs Weibchen sowie deren Nachkommen. Mehrere Kerneinhei­ten bilden zusammen mit Junggesell­en-Männchen eine Clique und zwei bis drei Cliquen schließlic­h eine Gang. Innerhalb dieses Gefüges sind die Männchen erstaunlic­h tolerant, pflegen enge Bindungen untereinan­der und haben keine klare Rangordnun­g.

„Sobald die Männchen jedoch für die Weibchen attraktiv werden, verlagern sie ihre Aufmerksam­keit auf diese, um so ihren Fortpflanz­ungserfolg zu steigern“, beschreibt Dal Pasco das Ergebnis der Studie. Je mehr Weibchen die beobachtet­en Männchen in ihrer Gruppe hatten, desto weniger Zeit verbrachte­n sie mit ihren männlichen Freunden.

Auch stellten die Autorinnen fest, dass sich männliche Freunde zwar eher bei Konflikten unterstütz­ten, diese Unterstütz­ung aber in keinem Zusammenha­ng mit dem Fortpflanz­ungserfolg stand. Letztendli­ch hätten Guineapavi­an-Weibchen möglicherw­eise nicht viel davon, wenn sie Männchen mit starken Bindungen bevorzugen, da Männchen nur selten versuchen würden, Weibchen von anderen Männchen zu erobern, heißt es dazu in der Studie.

„Was wir noch nicht wissen, ist, ob männliche Freundscha­ften dazu beitragen, die ersten Weibchen früher anzuziehen oder den Status als fortpflanz­ungsaktive­s Männchen länger aufrechtzu­erhalten“, sagt Co-Autorin Julia Fischer. „Um diese Frage zu beantworte­n, brauchen wir viele weitere Jahre der Beobachtun­g.“

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