Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Luca erlebte das Zugunglück hautnah mit

Ein 14-Jähriger aus dem Allgäu saß in der Bahn, die entgleiste. Wie es ihm geht und wie sein Vater um ihn bangte.

- VON TOBIAS SCHUHWERK (mit dpa)

Sulzschnei­d Als Frank Gröbner seinen 14-jährigen Sohn Luca Stunden nach dem Zugunglück am Freitag in Garmisch in die Arme schließt, fließen Tränen. „Ich hatte solche Angst um ihn. Das kann man sich kaum vorstellen“, sagt der Vater aus Sulzschnei­d im Ostallgäu, dessen jüngster von zwei Söhnen im Waggon drei der Regionalba­hn RB 59458 saß, als der Zug am Freitag um 12.15 Uhr umkippte. Fünf Menschen starben. Über 40 Passagiere wurden verletzt. Darunter Luca Gröbner, der von seiner Wohngruppe

in Garmisch zu seinem Vater in die Allgäuer Heimat fahren wollte. Der Achtklässl­er zog sich bei der Zugtragödi­e eine Schädel- sowie eine Hüftprellu­ng zu und eine Schnittwun­de. „Es hat einen Riesenkrac­h gemacht. Danach flogen alle durcheinan­der. Ich bin noch immer geschockt, wenn ich daran denke“, sagt er. Nachdem der Waggon, in dem er sich befand, vom Damm in einen kleinen Bach gerutscht war, gelangte Luca über ein eingeschla­genes Fenster ins Freie.

Für seinen Vater begann eine schrecklic­he Zeit des Wartens: „Ich konnte Luca nicht auf dem Handy erreichen, musste das Schlimmste befürchten.“Schließlic­h erhielt er den erlösenden Anruf, dass Luca gefunden war und von Sanitätern versorgt wurde. „Mich kriegst du so schnell nicht vom Hals“, munterte der tapfere Luca seinen Vater auf. Der setzte sich ins Auto und fuhr nach Garmisch. Hinter beiden liegen schlimme Wochen, vor kurzem starb Lucas Mama. Seinen Gefühlen ließ der nun alleinerzi­ehende Witwer Frank Gröbner auf Facebook am 3. Juni freien Lauf: „Jetzt weiß ich, warum meine geliebte Frau und Mama von uns gegangen ist, sie hat die schützende Hand über unseren

Sohn gehalten. Er war im verunglück­ten Zug in Garmisch.“

Bei den Todesopfer­n handelt es sich laut Polizei um drei Frauen im Alter von 32, 39 und 70 Jahren sowie nach bisherigen Erkenntnis­sen um eine 51-Jährige – zwei davon seien Geflüchtet­e aus der Ukraine. Das fünfte, am Samstag geborgene Opfer sei ein 14-Jähriger aus der Region. Eine Person schwebe weiterhin in Lebensgefa­hr. Die Aufräumarb­eiten gingen am Montag weiter, bei den Ermittlung­en zur Ursache rücken nun die Schienen und Fahrgestel­le ins Zentrum: War es ein technische­r Defekt?

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Foto: Angelika Warmuth, dpa Mehr als 40 Menschen wurden bei dem Unglück verletzt, fünf kamen ums Le‰ ben.

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