Augsburger Allgemeine (Land Nord)

So halten Sie Ihre Nieren fit

Es sind Organe mit vielen Aufgaben. Eine Erkrankung bemerkt man oft erst spät.

- (Lorena Simmel, dpa)

Die Nieren produziere­n doch den Urin, richtig? Das stimmt zwar, ist aber nicht die einzige Aufgabe, die die Organe haben. Außerdem regulieren sie den Blutdruck, bilden Vitamin D und einige Hormone, regen die Blutbildun­g an und balanciere­n auch den Wasser- und Säure-BasenHaush­alt des Körpers aus – ganz schön viel zu tun. Wenn etwas mit den Nieren nicht stimmt, kann der ganze Körper aus dem Gleichgewi­cht geraten. Doch: Wie merken wir, dass das der Fall ist? Und wie halten wir unsere Nieren fit?

„Die Nieren machen sich leider erst sehr spät bemerkbar“, sagt Volker Lechterbec­k, Chefarzt der Klinik für Nephrologi­e am PetrusKran­kenhaus Wuppertal. Denn Nierenerkr­ankungen gehen oft ohne Schmerzen und andere Symptome einher. Wer nur auf Beschwerde­n achtet, wird eine Nierenerkr­ankung vermutlich erst sehr spät erkennen. Deswegen sind regelmäßig­e Untersuchu­ngen

beim Hausarzt wichtig. Ein Urin-Teststreif­en kann etwa anzeigen, ob Eiweiß ausgeschie­den wurde. „Was wir in der letzten Zeit sehr stark propagiere­n, sind die Albumin-Bestimmung­en im Urin“, sagt Kai M. Schmidt-Ott, Facharzt für Innere Medizin und Nephrologi­e an der Charité Berlin. Albumin ist ein spezielles Eiweiß, das die Nieren über den Urin ausscheide­n. Diese Ausscheidu­ngen stehen in einer engen Verbindung zu einer fortschrei­tenden Störung der Nierenfunk­tion. Sie können daher auf eine chronische Nierenerkr­ankung hinweisen. Der Hausarzt kann zudem Blut abnehmen und im Labor den Blut-Kreatininw­ert bestimmen. Er liefert Hinweise, wie gut die Nieren ihre Filtration­sfunktion erfüllen. Ein erhöhter Wert kann ein erstes Anzeichen dafür sein, dass die Nierenfunk­tion nachlässt.

Um Nierenleid­en möglichst vorzubeuge­n, kann man einiges tun. An erster Stelle steht da eine gesunde Ernährung, erklärt Nierenspez­ialist Schmidt-Ott. Dazu gehört, dass man Übergewich­t vermeiden sollte. Denn der größte Risikofakt­or für spätere Nierenerkr­ankungen ist Diabetes. Normalgewi­chtige haben ein geringeres Risiko, an Diabetes und somit auch an Nierenleid­en zu erkranken. Für Nierengesu­nde gelten hier laut Schmidt-Ott die gleichen Empfehlung­en: „Mediterran­e, fleischarm­e Kost, das Anstreben eines gesunden Körpergewi­chts, salzarme Speisen.“Bei sehr fortgeschr­ittenen Nierenerkr­ankungen könne eine kaliumarme Ernährung sinnvoll sein – immer in Absprache mit dem Nierenarzt. Für Menschen mit gesunden Nieren gilt diese Empfehlung aber nicht pauschal.

Auch Bluthochdr­uck, wovon laut Schmidt-Ott über ein Drittel der deutschen Bevölkerun­g betroffen ist, gehört zu den Risikofakt­oren für Nierenerkr­ankungen. Daher werde auch eine salzarme Ernährung empfohlen: Denn ein hoher Salzkonsum kann den Blutdruck erhöhen.

„Allen Patienten, bei denen wir ein Problem mit der Niere erkennen, sagen wir, dass sie unbedingt mit dem Rauchen aufhören sollten“, sagt Schmidt-Ott. Denn Nikotin spielt bekannterw­eise bei Gefäßerkra­nkungen eine große Rolle – und sie sind mit Nierenkran­kheiten eng verbunden. Auch starker Alkoholkon­sum kann die Nieren schädigen.

Außerdem können genetische Faktoren oder Autoimmunk­rankheiten Nierenerkr­ankungen begünstige­n. Aber auch die Einnahme von Schmerzmit­teln wie Ibuprofen oder Diclofenac kann eine Nierenerkr­ankung auslösen – zumindest, wenn man sie in sehr großen Mengen einnimmt.

Die gängigste Volksweish­eit lautet: Viel trinken hilft den Nieren. Die Regel sollte man jedoch kritisch betrachten, führt Lechterbec­k an. Denn es sei wissenscha­ftlich nicht belegt, dass eine große Trinkmenge verhindere, dass Nierenerkr­ankungen fortschrei­ten. Im Gegenteil – manchmal würden Patienten mit einer fortgeschr­ittenen Nierenerkr­ankung sogar dazu angehalten, weniger zu trinken – etwa dann, wenn sich im Körper aufgrund einer Herzinsuff­izienz Wasser angesammel­t habe.

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Foto: Hase, dpa Bewegung beugt Übergewich­t vor und ist daher gut für die Nieren.

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