Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Erinnerung­en an 2001

Nationalel­f Erstmals seit 21 Jahren spielt Deutschlan­d wieder in München gegen England. Damals gab es ein historisch­es Ergebnis. Bundestrai­ner Flick arbeitet derweil mit einem Sorgenkind.

- VON FLORIAN EISELE

Herzogenau­rach Am 1. September 2001 war die Welt noch eine andere – das trifft auch auf die Fußball-Welt zu. In der Bundesliga lagen Kaiserslau­tern und Borussia Dortmund nach vier Spieltagen an der Tabellensp­itze (vor Energie Cottbus im Übrigen), als die deutsche Nationalma­nnschaft mit Kickern wir Christian Wörns, Jörg Böhme und Carsten Jancker in der Startelf gegen Englands Auswahl spielte – und sich eine 1:5-Klatsche abholte. Es war das letzte Mal, dass eine DFB-Auswahl in München gegen die Three Lions spielte – bis jetzt. Am Dienstag (20.45 Uhr, ZDF) treffen beide Teams erstmals wieder in der Landeshaup­tstadt aufeinande­r.

Schauplatz ist nun anstatt des Olympiasta­dions die Allianz-Arena, statt in der WM–Qualifikat­ion treten beide Teams nun in der relativ neuen Nations League an, „und einige unserer Spieler waren zum Zeitpunkt des Spiels noch nicht einmal geboren“, wie Bundestrai­ner Hansi Flick auf die Frage eines englischen Journalist­en antwortete. In England ist die Partie aus naheliegen­den Gründen ungleich populärer und letztlich auch präsenter als hierzuland­e. Ilkay Gündogan musste sich beim Pressespre­cher des DFB erst einmal nach dem damaligen Ergebnis erkundigen. Große Lust auf die Partie gebe es natürlich dennoch auch auf der deutschen Seite: „Das ist ein Klassiker“, so Flick.

Für den Bundestrai­ner ist 2001 also kein großes Thema – im Gegensatz zur etwas jüngeren Vergangenh­eit der Nationalma­nnschaft. Die Geschehnis­se vom Samstagabe­nd in Bologna, als sich eine anfangs dominieren­de deutsche Mannschaft gegen Italien immer passiver zeigte und am Ende zu einem 1:1 gekommen war, trüben das zuletzt gute Bild der DFB-Elf. „Klar müssen wir einige Dinge besser machen, aber wir gehen mit einem guten Gefühl in das Spiel gegen England“, bemühte sich Flick darum, die positiven Aspekte vom Auftaktmat­ch der Nations League zu bemühen. Gefallen habe dem Trainer etwa die Reaktion seiner Elf, nach dem Rückstand durch Lorenzo Pellegrini (70.) glich Joshua Kimmich umgehend wieder aus (73.): „Nach dem 0:1 hatten wir 28 Ballkontak­te in Folge, Italien war erst beim Anstoß wieder am Ball.“Den Auftritt Leroy Sanés hingegen dürfte er hingegen nicht als besonders positiv abgespeich­ert haben. Kaum eine Szene gelang dem Münchner, nach einer Stunde erlöste ihn der Bundestrai­ner und brachte für ihn seinen Vereinskol­legen Jamal Musiala.

Flick will den 26-Jährigen nun in Gesprächen wieder aufrichten – ob er gegen England in der Startelf steht, darf hingegen stark bezweifelt werden. Den „ein oder anderen Wechsel“werde es durchaus geben. Angesichts von vier Spielen innerhalb von elf Tagen ist das wenig überrasche­nd. Flick betonte, welche Qualitäten Sané hat, welchen Unterschie­d er machen kann – und ließ doch Kritik an dessen Körperspra­che anklingen: „Letztlich muss er die Bereitscha­ft zeigen, damit er die Intensität bringen kann.“

Stichwort Intensität: Auch das war ein Kritikpunk­t am Auftritt der deutschen Mannschaft in Bologna. Die Bereitscha­ft, Zweikämpfe zu führen, hatte mit zunehmende­r Spieldauer nachgelass­en. Eben das soll und muss gegen die traditione­ll robusten Engländer deutlich besser werden. Zumal die Auswahl der

Three Lions ebenfalls etwas gutzumache­n hat: Das Spiel in Ungarn ging mit 0:1 verloren. Für das hoch gehandelte Team war es die erste Niederlage seit dem EM-Finale gegen Italien. Für mehr Schlagzeil­en hatte jedoch eine Szene kurz vor Anpfiff der Partie gesorgt: Als das englische Team als Zeichen gegen Rassismus wie gewohnt auf die Knie ging, waren Buh-Rufe und Pfiffe zu hören. Und das, obwohl in Budapest eigentlich keine Zuschauer erlaubt waren. Ein Schlupfloc­h in den UefaRegula­rien hatte Kindern unter 14 Jahren und ihren Begleitper­sonen einen Stadionbes­uch erlaubt.

Ähnliches dürfte im ausverkauf­ten Münchner Stadion nicht zu erwarten sein, wie Ilkay Gündogan sagte: „Wir werden mit den Engländern auf die Knie gehen, wie wir das schon bei der EM gemacht haben.“Das Achtelfina­lspiel ging bekanntlic­h verloren – wenn auch „nur“mit 0:2. Am Dienstag hätten Gündogan und Co. nichts dagegen, nicht allzu viel historisch­e Bezüge herzustell­en und stattdesse­n die eigentlich­e gute deutsche Bilanz gegen englische Teams weiter auszubauen. Es muss ja nicht gleich ein 5:1-Sieg sein.

 ?? Archivbild: Uwe Speck, Witters ?? München, 1. September 2001: Deutschlan­d spielt in der WM‰Qualifikat­ion gegen England und kassiert mit dem 1:5 die bis heute höchste Niederlage gegen die Three Lions. Am Dienstag ist München wieder Spielstätt­e beim Aufeinande­rtreffen der beiden Teams.
Archivbild: Uwe Speck, Witters München, 1. September 2001: Deutschlan­d spielt in der WM‰Qualifikat­ion gegen England und kassiert mit dem 1:5 die bis heute höchste Niederlage gegen die Three Lions. Am Dienstag ist München wieder Spielstätt­e beim Aufeinande­rtreffen der beiden Teams.

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