Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Der König regiert weiter

Tennis Rafael Nadal gewinnt die French Open zum 14. Mal. Sein Fuß schmerzt während des gesamten Turniers, dennoch will er weitermach­en. Zverev muss mit langer Pause rechnen.

- VON MARCO SCHEINHOF

Paris Es waren spektakulä­re TennisTage bei den French Open. Mit Enttäuschu­ngen und vielen Tränen bei Alexander Zverev. Mit einem Sieger bei den Männern, der schon oft in Paris triumphier­t hat, in diesem Jahr aber doch überrasche­nd gewann. Und einer Gewinnerin bei den Frauen, die gerade von Sieg zu Sieg eilt und der irgendwie die Konkurrenz zu fehlen scheint.

Was macht Rafael Nadal bei den French Open so stark?

Am Sonntag holte der Spanier seinen 14. Titel in Paris und seinen 22. Grand-Slam-Erfolg. Eine beeindruck­ende Bilanz. Die besondere Beziehung von Nadal zu den French Open ist bekannt. Betritt er in Roland Garros den Centre Court, passiert mit ihm Magisches. Sein Selbstvert­rauen wächst, seine Schläge werden noch präziser, seine Kraft scheint nie auszugehen. Beim 6:3, 6:3, 6:0-Sieg ließ er das den unerfahren­en Casper Ruud im Finale deutlich spüren. Nadal zeigte noch einmal, was Sandplatz-Tennis ausmacht: Geduld, Präzision, Laufbereit­schaft. Aber eben auch besondere Schläge und der Wille, nie aufzugeben. Nadal ist 36 Jahre alt. Sein Fuß schmerzt, er hat ein chronische­s Leiden. Jeden Tag war er von seinem Arzt des Vertrauens fit gespritzt worden. Sonst hätte er das Turnier in Paris nicht durchgesta­nden. „Ich habe mit einem betäubten Fuß gespielt, die Nerven wurden blockiert“, sagte Nadal. Zudem habe er während des gesamten Turniers entzündung­shemmende Mittel genommen. Eine Dauerlösun­g sieht Nadal darin nicht. Für Paris habe er eine Ausnahme gemacht, für das Turnier, das ihm so sehr am Herzen liegt. In Wimbledon, wo in drei Wochen der Rasen-König gesucht wird, wird er das Prozedere nicht wiederhole­n. Sich also keinesfall­s jeden Tag spritzen lassen. „Wenn mein Körper bereit für Wimbledon ist, werde ich in Wimbledon sein. Wenn nicht, dann nicht“, sagte der 36-Jährige. Daran schließt sich die nächste Frage an: Wird er bald seine Karriere beenden? Häufig war darüber spekuliert worden, dass er sich mit einem erneuten Triumph bei seinem Lieblingst­urnier von der großen TennisBühn­e verabschie­den könnte. Am Sonntag sagte er nun: „Ich werde

weiterkämp­fen.“Seine Fans haben das gerne gehört. Grundlage aber wird sein, dass er seine Fuß-Probleme dauerhaft in den Griff bekommt.

Wie geht es Alexander Zverev nach seinem Sturz am Freitag?

Es war der Schock-Moment dieser French Open. Mehr als drei Stunden standen sich Zverev und Nadal am Freitagabe­nd in ihrem Halbfinale schon gegenüber, als der Deutsche umknickte und sich schwer verletzte. Er schrie vor Schmerzen und musst mit einem Rollstuhl vom Platz gebracht werden. Wenig später kehrte er mit Krücken auf den Platz zurück, verabschie­dete sich vom Schiedsric­hter sowie Gegner Nadal und winkte noch einmal ins Publikum. Erst spät in der Nacht verließ er die Anlage. Eine erste Diagnose am Wochenende zeigte, dass mehrere Seitenbänd­er im rechten Knöchel

gerissen sind. Für weitere Untersuchu­ngen flog Zverev nach Deutschlan­d. Sein rechter Fuß steckt in einer Schiene, seinen Start beim Turnier im westfälisc­hen Halle hat er bereits abgesagt. Auch den Rasenklass­iker in Wimbledon wird er wohl verpassen. Genesungsw­ünsche gab es unter anderen von Boris Becker aus dem Gefängnis in England.

Wie ist es um die nachwachse­nde Generation bestellt?

Zwar hat mit Nadal ein alter Haudegen gewonnen, seine Zeit auf den Tennisplät­zen geht aber langsam zu Ende. Ähnlich wie bei Roger Federer und Novak Djokovic. Andere Spieler stehen bereit. Alexander Zverev zum Beispiel. Oder Nadals Finalgegne­r Casper Ruud. Auch der junge Däne Holger Rune hat überzeugt, auch wenn es nach seinem Aus gegen Ruud atmosphäri­sche

Störungen zwischen den beiden Konkurrent­en gegeben hatte. Das größte Talent auf Sandplatz aber dürfte Carlos Alcaraz sein, wie Nadal ebenfalls Spanier.

Warum dominiert Iga Swiatek gerade bei den Frauen?

Die Polin hat auf dem Weg zum Sieg in Paris nur einen Satz verloren. Ihr Erfolg bei den French Open war ihr sechster Turniersie­g in Folge, sie hat nun seit 35 Partien nicht mehr verloren. Das zeigt ihre Klasse, aber vor allem auch, dass die Konkurrenz fehlt. In den letzten Tagen von Paris, wenn die Entscheidu­ngen fallen, war keine Spielerin mehr aus den besten Zehn der Weltrangli­ste vertreten. Weil ihnen allen die Konstanz fehlt. Genau die zeigt Swiatek. Weil sie präzise spielt, geduldig, wie ein Uhrwerk. Irgendwie erinnert sie an Nadal, den König von Paris.

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Foto: Michael Euler, dpa Rafael Nadal pflegt eine innige Beziehung zum Sandplatzt­urnier in Paris. Die French Open gewann der Spanier am Sonntag zum 14. Mal, eine sehr bemerkensw­erte Bilanz.

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