Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Aus der Traum von der 2. Liga

Handball In einem bis zur letzten Sekunde spannenden Endspiel müssen sich die Frauen des TSV Haunstette­n geschlagen geben. Nach der Partie fließen Tränen – und das nicht nur wegen der Niederlage.

- VON JOHANNES GRAF

Das Ende bestand nur noch aus einem: aus Enttäuschu­ng. Der Traum war geplatzt, die anderen jubelten. Lagen sich in den Armen, bildeten einen gelb-blauen Knäuel. Die Handballer­innen des TSV Haunstette­n hatten das Finale zu Hause verloren. Vier Tore fehlten den Frauen, um den Aufstieg in die 2. Liga perfekt zu machen. 27:29 (13:15) stand am Ende auf der Anzeigetaf­el. Tränen flossen, als sich die Spielerinn­en von den Fans verabschie­deten. Trost war das in diesem Moment wohl keiner. Zu tief saß der Frust.

Trainer Max Högl bemühte sich, das Geschehene einzuordne­n. Für ihn war es das letzte Spiel als Chef an der Seitenlini­e, nach vier Jahren sucht er eine Veränderun­g. Ob weiterhin beim TSV Haunstette­n oder woanders, das ließ er offen. Seine Spielerinn­en hatten einen großen Kampf geliefert, in den entscheide­nden Szenen allerdings auch Nerven gezeigt. „Wir hatten es in der eigenen Hand, das ist das Ärgerliche. Leider sind wir an uns gescheiter­t. Die Partie ist nie richtig auf unsere Seite gekippt“, betonte Högl. Bei seiner Verabschie­dung kämpfte er ebenso mit den Tränen wie Spielerin Sarah Irmler, die zum Zweitligis­ten Frisch Auf Göppingen wechseln wird.

Spannender hätten es die Handballer­innen des TSV Haunstette­n in dieser Saison kaum machen können. Über die Ligaspiele und die Aufstiegsr­unde hatten sie sich ein wahres Endspiel erarbeitet. Am Samstag hatte die Mannschaft von Högl das Hinspiel gegen die SG Mainz-Bretzenhei­m mit 24:25 verloren. Die Ausgangsla­ge war also klar: Ein Sieg musste her, um in die 2. Liga aufzusteig­en. Entweder mit zwei Toren Vorsprung oder mit weniger als 24 Gegentoren. Abteilungs­leiter Herbert Vornehm, zugleich Co-Trai

zeigte sich ob der Ausgangsla­ge zufrieden. „Wir wollten gewinnen. Aber mit dieser knappen Niederlage konnten wir gut leben. Wir haben uns dieses Endspiel absolut verdient und es in der eigenen Hand.“

Doch diese Chance und die beeindruck­ende Kulisse ließen die Haunstette­rinnen in den ersten Minuten nervös werden. Zwar erwischten sie einen guten Start, doch nach den Treffern von Sarah Irmler und Patricia Horner kassierte der TSV vier Treffer in Serie und lag 2:5 zurück. Wiederholt hatten sich die Haunstette­rinnen festgelauf­en und waren in einen Konter gelaufen. Einmal parierte Torhüterin Magdalena Frey glänzend, die anderen

Male war sie geschlagen. Trainer

Högl reagierte mit einer Auszeit. Als Chiara Joerss zum 6:7 traf und die Gäste eine Zwei-Minuten-Strafe kassierten, war Haunstette­n zurück in der Partie.

Doch dem Offensivsp­iel der Gastgeberi­nnen mangelte es weiterhin an Ideen und Durchschla­gskraft. Auf der anderen Seite nutzten die Gäste die Größenvort­eile zu RückraumTr­effern. Vorwiegend Katharina Mack, überragend­e SG-Akteurin, traf ein ums andere Mal. Das wilde Getrommel der lärmenden Masse auf der Tribüne half nichts, die Haunstette­rinnen standen sich offensiv selbst im Weg. Angesichts dieser hohen Fehlerquot­e war es erner,

staunlich, dass sich der Rückstand zur Pause in Grenzen hielt (13:15). Inklusive Hinspiel hatte der TSV für den zweiten Spielabsch­nitt eine Hypothek von drei Toren aufzuholen – der Aufstieg war in weite Ferne gerückt.

Doch die TSV-Spielerinn­en waren nicht gewillt, sich kampflos ins Schicksal zu fügen. Furiose Minuten nach der Pause krönte Linksaußen Michelle Schäfer mit der 17:16-Führung. Plötzlich war wieder alles möglich. Die Partie wurde ruppiger, Zeitstrafe­n auf beiden Seiten. Horner und Irmler drehten auf. Irmler sollte in ihrem letzten Spiel für Haunstette­n nochmals ihr Können zeigen, mit acht Treffern war

sie erfolgreic­hste Torschützi­n. Doch mehr als ein knapper Vorsprung wollte nicht gelingen. Und so kam die SG Mainz-Bretzenhei­m zurück. Haunstette­n konterte nochmals. Längst hielt es niemanden mehr auf den Sitzen. Eine Viertelstu­nde vor Schluss führte wieder der Gast mit zwei Treffern. Haunstette­n wankte, fiel aber nicht. Sieben Minuten vor dem Ende lebte der Traum, Haunstette­n lag wieder vorn (25:24). Mit Gleichstan­d bogen die Teams in die letzten zwei Minuten ein. Beim 27:27 benötigte Haunstette­n noch zwei Tore. Aber es trafen die Gäste. Haunstette­n hatte einen großen Kampf geliefert, diesen aber am Ende verloren.

 ?? Foto: Fred Schöllhorn ?? Enttäuschu­ng pur bei den Handballer­innen des TSV Haunstette­n, die den Aufstieg in die 2. Liga mit einer 27:29‰Niederlage gegen die SG Mainz‰Bretzenhei­m knapp verpass‰ ten. Für Sarah Irmler (vorne) war es das Abschiedss­piel. Sie wechselt zu Frisch Auf Göppingen.
Foto: Fred Schöllhorn Enttäuschu­ng pur bei den Handballer­innen des TSV Haunstette­n, die den Aufstieg in die 2. Liga mit einer 27:29‰Niederlage gegen die SG Mainz‰Bretzenhei­m knapp verpass‰ ten. Für Sarah Irmler (vorne) war es das Abschiedss­piel. Sie wechselt zu Frisch Auf Göppingen.

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