Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Schrauben und Schweißen in Riesig

Arbeitsleb­en Sie hinterlass­en Löcher, durch die ganze Züge fahren können: Tunnelbohr­maschinen. Diese Geräte sind beeindruck­end groß und oft einmalig.

- VON MARCO KREFTING, DPA

Vor manchen dieser Bauteile wirken selbst erwachsene Menschen ziemlich klein. Einige sehen aus wie Gewinde einer extrem großen Schraube. Andere könnten auch aus einer Raumstatio­n stammen.

Zu finden sind sie auf einem gewaltigen Werksgelän­de und in einem riesigen Regallager. Die Decke ist wahnsinnig hoch. Das Gelände in der Stadt Kehl im Bundesland Baden-Württember­g gehört der Firma Herrenknec­ht. Die stellt Bohrmaschi­nen her, mit denen Tunnel gebaut werden.

Diese Bohrmaschi­nen haben nichts mit den Werkzeugen zu tun, die viele Menschen zu Hause haben. Denn diese Tunnelbohr­maschinen müssen Löcher bohren, durch die später zum Beispiel Züge fahren können oder Autobahnen führen.

Das Unternehme­n Herrenknec­ht baut diese XXL-Bohrmaschi­nen nicht nur neu, sondern nimmt sie nach dem Einsatz auch wieder auseinande­r. Dann montieren die Mitarbeite­nden alle Einzelteil­e ab und sortieren diese auf dem Gelände in Kehl.

Wird nun für eine neue Maschine ein bestimmtes Teil gebraucht, das dort gelagert ist,

machen die Mitarbeite­nden es für den neuen Einsatz fertig: Sie schweißen zum Beispiel daran oder lackieren es neu. Wiederverw­ertung nennt man das. Ein anderer Fachbegrif­f ist Remanufakt­ur.

Wichtig ist vorher genau zu kontrollie­ren, dass noch alles funktionie­rt und nichts kaputt ist. Zu diesem Zweck leuchtet ein Mitarbeite­r beispielsw­eise in einer dunklen Ecke einer Halle mit UV-Licht. Mit Hilfe dieses Lichts findet er auch feinste Risse im Metall.

„Im Berg- und Tunnelbau

steht Sicherheit an oberster Stelle“, erklärt der Chef des Herrenknec­ht-Werks, Olaf Kortz. Über Kleinigkei­ten hinwegsehe­n: Das gehe hier nicht. Die Firma garantiert, dass auch die alten, bearbeitet­en Teile mindestens so gut wie neu seien.

Weil Tunnelbohr­maschinen sehr groß sind, werden sie oft mit dem Schiff gebracht. Daher liegt das Gelände an einem Hafen am Fluss Rhein. Selbst wenn man die Maschinen auseinande­r schraubt, sind viele Einzelteil­e immer noch superschwe­r und nicht mit Händen zu heben.

Man braucht Kräne und Gabelstapl­er, um sie zu transporti­eren.

Warum der ganze Aufwand? Es ist ähnlich wie beim Recycling von Müll: Wer alte Teile noch einmal verwendet, produziert weniger Abfall. Man spart Zeit und Geld, weil kein neues Teil gebaut werden muss. Da bei jedem Schritt in der Produktion zum Beispiel auch Abgase entstehen, wird zudem die Umwelt geschont. Weil auch andere Firmen diese Vorteile kennen, verwerten auch andere Unternehme­n ihre Maschinen wieder.

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Foto: Benedikt Spether, dpa Das sind Teleskopro­hr (links) und Schneckenw­endeln eines Schneckenf­örderers. Teile

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