Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Schrauben und Schweißen in Riesig
Arbeitsleben Sie hinterlassen Löcher, durch die ganze Züge fahren können: Tunnelbohrmaschinen. Diese Geräte sind beeindruckend groß und oft einmalig.
Vor manchen dieser Bauteile wirken selbst erwachsene Menschen ziemlich klein. Einige sehen aus wie Gewinde einer extrem großen Schraube. Andere könnten auch aus einer Raumstation stammen.
Zu finden sind sie auf einem gewaltigen Werksgelände und in einem riesigen Regallager. Die Decke ist wahnsinnig hoch. Das Gelände in der Stadt Kehl im Bundesland Baden-Württemberg gehört der Firma Herrenknecht. Die stellt Bohrmaschinen her, mit denen Tunnel gebaut werden.
Diese Bohrmaschinen haben nichts mit den Werkzeugen zu tun, die viele Menschen zu Hause haben. Denn diese Tunnelbohrmaschinen müssen Löcher bohren, durch die später zum Beispiel Züge fahren können oder Autobahnen führen.
Das Unternehmen Herrenknecht baut diese XXL-Bohrmaschinen nicht nur neu, sondern nimmt sie nach dem Einsatz auch wieder auseinander. Dann montieren die Mitarbeitenden alle Einzelteile ab und sortieren diese auf dem Gelände in Kehl.
Wird nun für eine neue Maschine ein bestimmtes Teil gebraucht, das dort gelagert ist,
machen die Mitarbeitenden es für den neuen Einsatz fertig: Sie schweißen zum Beispiel daran oder lackieren es neu. Wiederverwertung nennt man das. Ein anderer Fachbegriff ist Remanufaktur.
Wichtig ist vorher genau zu kontrollieren, dass noch alles funktioniert und nichts kaputt ist. Zu diesem Zweck leuchtet ein Mitarbeiter beispielsweise in einer dunklen Ecke einer Halle mit UV-Licht. Mit Hilfe dieses Lichts findet er auch feinste Risse im Metall.
„Im Berg- und Tunnelbau
steht Sicherheit an oberster Stelle“, erklärt der Chef des Herrenknecht-Werks, Olaf Kortz. Über Kleinigkeiten hinwegsehen: Das gehe hier nicht. Die Firma garantiert, dass auch die alten, bearbeiteten Teile mindestens so gut wie neu seien.
Weil Tunnelbohrmaschinen sehr groß sind, werden sie oft mit dem Schiff gebracht. Daher liegt das Gelände an einem Hafen am Fluss Rhein. Selbst wenn man die Maschinen auseinander schraubt, sind viele Einzelteile immer noch superschwer und nicht mit Händen zu heben.
Man braucht Kräne und Gabelstapler, um sie zu transportieren.
Warum der ganze Aufwand? Es ist ähnlich wie beim Recycling von Müll: Wer alte Teile noch einmal verwendet, produziert weniger Abfall. Man spart Zeit und Geld, weil kein neues Teil gebaut werden muss. Da bei jedem Schritt in der Produktion zum Beispiel auch Abgase entstehen, wird zudem die Umwelt geschont. Weil auch andere Firmen diese Vorteile kennen, verwerten auch andere Unternehmen ihre Maschinen wieder.