Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Raum für Startups
Selbstständigkeit Die Uni Augsburg möchte Unternehmensgründungen erleichtern. Um Produktideen zu verwirklichen, gibt es nun auch eine eigene Werkstatt mit hochwertigen Maschinen.
Geht es nach dem bayerischen Wissenschaftsminister Markus Blume (CSU), soll an den Universitäten eine neue „Gründerzeit“anbrechen. Auch die Uni Augsburg möchte Start-ups fördern. Eine wichtige Rolle spielt dabei ein neuer Raum, in dem Studenten Prototypen für ihre Geschäftsideen bauen können. Der sogenannte MakeHub lief bisher wegen Corona unter dem Radar – doch ein studentisches Start-up konnte ihn bereits nutzen. Dieses Beispiel soll an der Uni Schule machen.
Laut Dr. Robert Hornyvom Institut für Material Resource Management ist der MakeHub die erste Anlaufstelle für den Prototypenbau. „Wenn man eine Idee für einen Prototypen hat, dann kann man mit uns Kontakt aufnehmen und das Ganze mal ausprobieren. Dann gibt es eine Einweisung in die allgemeinen Regeln des Raums sowie eine spezifische Geräteeinweisung.“Voraussetzung ist, dass man an der Uni Augsburg studiert oder beschäftigt ist. Viele Nutzer hat der Raum noch nicht. Denn wegen der Pandemie wurde der Raum im Erdgeschoss des U-Gebäudes erst in diesem Semester offiziell eröffnet, doch drei Studenten konnten ihn bereits seit letztem Semester nutzen: Bastians Striegl, Eduard Sokolski und Benedikt Kuzmek. Die drei Masterstudenten haben das Start-up Resus gegründet und wollen damit nachhaltiges Büro-Equipment aus dem Rohstoff Lignin produzieren und vertreiben. Laut Bastian Striegl ist Lignin ein Abfallprodukt der Papierindustrie. „Im Holz hast du 30 Prozent Ligninanteil; wenn du Papier herstellst, wird das abgeschieden und thermisch verwendet, also auf gut Deutsch verbrannt.“
Doch der biobasierte Kunststoff hat auch Nachteile: Das Material sei spröde und nicht wirklich temperaturbeständig, sagt Striegl. Zudem
müsse es im Spritzgussverfahren verarbeitet werden. Das bedeutet, dass Resus nicht nur den Materialmix durch Beimischungen optimieren muss, sondern auch die Gussformen selbst herstellt und immer wieder anpasst. Besonders dafür nutzen Striegl, Kuzmek und Sokolski den frisch geschaffenen MakeHub. Mit einem Flüssigkeitsdrucker erschaffen sie ihre Formen, in die später der Kunststoff hineingespritzt wird. „Die Faktoren Zeit und Geld kommen uns hier sehr entgegen, dadurch, dass hier der Goldstandard der 3D-Drucker steht“, sagt Striegl.
Mit einem „billigen“3D-Drucker bekäme man keine ausreichende
Qualität hin, und eine externe Fertigung der Gussformen wäre viel zu teuer für das Start-up. „Das Schöne ist, dass wir es hier über Nacht drucken können, und am nächsten Nachmittag packen wir es unter die Spritzgusspresse, spritzen die Teile rein und sehen, ob es passt.“Zudem, lobt Kuzmek, könne man auch auf das Know-how der Mitarbeitenden und der ganzen Uni zugreifen.
Doch im MakeHub gibt es nicht nur 3D-Drucker. Auch eine Standbohrmaschine, Bandsäge und Fräsemaschine sind Teil der Ausstattung. An Letzterer dürfen Studenten aber nicht einfach so selbst Hand anlegen, wie Horny erklärt. Hier, wie auch an
der Drehmaschine, brauche es eine intensivere Einarbeitung. Außerdem gibt es mehrere Werkbänke und zwei gut ausgestattete Computer-Arbeitsplätze mit Oszilloskop und Mikroskopen, „sodass man die feinen Strukturen eines Teils gut erkennen kann“. Insgesamt, so Horny, verfüge man über „hochwertige Ausstattung, um präzise Prototypen zu schaffen.“Etwa 300.000 Euro habe die Ausstattung des MakeHub gekostet.
Der MakeHub ist Teil des Projekts PiA („Potenziale heben in Augsburg“), das vom Bundeswirtschaftsministerium mit insgesamt 1,8 Millionen Euro gefördert wird. „Mit dem PiA-Projekt wollen wir den
Gründungsgeist an der Universität Augsburg stärken“, sagt Professor Erik Lehmann in einem Imagefilm der Uni. Zu PiA gehört neben dem MakeHub auch der StartHub an der Uni. Dort können sich Gründerinnen und Gründer an der Uni zu verschiedenen Themen Tipps und Beratung holen.
Auch Striegl, Sokolski und Kuzmek kamen mit ihrem Konzept und den ersten Prototypen, die noch im Keller der Eltern gefertigt wurden, zuerst zum StartHub. Diese hätten dann den Zugang zum MakeHub vermittelt. Zudem habe ihnen die StartHub-Beratung bei der Beantragung eines Gründerstipendiums geholfen. Man stehe weiterhin im Austausch. „Wenn wir das mal haben, dann geht es um Investorensuche, Marketing, solche Themen“, sagt Striegl. Die Materialkosten bekommt das Start-up aus einem weiteren Fördertopf für Gründungen an der Uni finanziert. Laut Horny gibt es ein Budget für „Ausprobiergeschichten“.
Auch wenn die Material- und Werkzeugoptimierung noch nicht abgeschlossen ist, Benedikt Kuzmek von Resus ist sich sicher: „Ohne das MakeHub und ohne die Infrastruktur wären wir nie im Leben so weit.“Sein Kollege Eduard Sokolski ergänzt: „Dadurch, dass eben so hochwertige Geräte hier sind, können wir das Ganze auch in einer Qualität herstellen, mit der wir auch weiterkommen.“Weiterkommen, das heißt für Resus, dass sie ihre Tastatur bald so optimiert haben, dass sie damit an größere Hersteller herantreten können.
Doch nicht nur das studentische Start-up hat große Pläne. Auch das „Student Prototyping“soll erweitert werden. Zukünftig sollen Studenten und Mitarbeiter ihre Ideen auch in den Bereichen Robotik, KI und Sensorik ausprobieren können. Wie zu vernehmen ist, laufen die Planungen hierfür bereits.