Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Schluss mit dem Kabelwahns­inn

Europa Ab Mitte 2024 soll es eine Standard-Ladebuchse für zahlreiche Geräte geben. Und zwar USB-C.

- VON KATRIN PRIBYL

Straßburg Es war ein zäher Kampf, den die EU-Kommission in Sachen einheitlic­he Ladekabel seit mehr als einem Jahrzehnt im Sinne ihrer Bürgerinne­n und Bürger führte. Nun endlich wurde ein Kompromiss erzielt: Ab Mitte 2024 zwingt die EU die Hersteller zahlreiche­r Geräte, das Kabelwirrw­arr endgültig zu beenden. USB-C wird dann die Standard-Ladebuchse sein. Darauf verständig­ten sich die Unterhändl­er der EU-Mitgliedst­aaten und das Europaparl­ament am Dienstagmi­ttag.

Von der neuen Regelung betroffen sind Smartphone­s, Laptops, Tablets und Digitalkam­eras, aber auch tragbare Lautsprech­er und Videospiel­konsolen, Headsets, E-Reader und Navigation­sgeräte. „Das spart Ressourcen, schont das Klima und die Nerven der Verbrauche­rinnen und Verbrauche­r“, zeigte sich die Europaabge­ordnete Anna Cavazzini (Grüne), Leiterin der Verhandlun­gen und Vorsitzend­e des Ausschusse­s für Binnenmark­t und Verbrauche­rschutz, zufrieden. Außerdem

wurde festgelegt, dass es künftig auch möglich sein soll, Gerät und Ladegerät sowie Kabel separat zu kaufen, da Kunden, so die Annahme, ohnehin bereits Buchsen zu Hause im Schrank haben.

Es wäre im Sinne der Umwelt: Können Nutzer mit demselben Kabel alle Geräte laden, würde das die Menge des jährlich in der EU anfallende­n Elektrosch­rotts um 980 Tonnen verringern, lautet die Schätzung der Brüsseler Behörde, die im vergangene­n Herbst den Gesetzesvo­rschlag für Standard-Ladekabel für

alle Zwecke präsentier­t hatte. Derzeit fielen jährlich geschätzt 11.000 Tonnen Elektroabf­all durch entsorgte und nicht benutzte Ladegeräte an. Das einheitlic­he Ladekabel bedeute „das Ende des Kabelsalat­s in unseren Schubladen“, so Cavazzini, „und deutlich weniger Ressourcen­verbrauch“.

Die Kommission rechnete zudem vor, dass den Bürgern Kosten von 250 Millionen Euro pro Jahr erspart blieben, wenn sie nicht mehr dazu verpflicht­et sind, bei der Anschaffun­g zum Beispiel eines neues Tablets

auch ein Ladegerät mitzukaufe­n. Kritiker werfen jedoch ein, dass alte Ladegeräte bald nicht mehr genutzt werden könnten und deshalb im Müll landeten.

Mit der Einigung geht eine Saga zu Ende, die bereits im Jahr 2009 begonnen hatte. Damals forderte die Kommission 14 Handy-Produzente­n auf, sich in einer Selbstverp­flichtung auf einen Standard für Netzteile festzulege­n. Mit Erfolg. Die Zahl der Ladegeräte verringert­e sich von 30 auf heute nur noch drei verschiede­ne Typen. Auf dem

Markt verblieben USB-C, Lightning und der inzwischen veraltete Micro-USB.

Ein Unternehme­n scherte jedoch weiterhin aus und weigerte sich, komplett auf seinen Anschluss zu verzichten: Apple. Der Konzern lehnte strikte Vorgaben vom Gesetzgebe­r ab und verwies regelmäßig darauf, dass diese Innovation­en ausbremste­n. Deshalb versucht es die EU nun mit Zwang, auch wenn die Regelung erst Mitte 2024 greifen soll. Das hätten die Vertreter der Mitgliedst­aaten in den Verhandlun­gen gefordert, sagte die Grünen-Europaabge­ordnete Cavazzini, während das Parlament ein früheres Inkrafttre­ten gewünscht hätte. Bei Laptops ist gar eine Übergangsf­rist bis Ende 2025 angepeilt. Da bis dahin das kabellose Laden noch verbreitet­er sein dürfte, strebt die EUKommissi­on auch dafür einen gemeinsame­n Standard an.

Jetzt müssen die Länder der Europäisch­en Union wie auch das Europaparl­ament der Einigung noch formell zustimmen. Das gilt jedoch als Formsache.

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Foto: Hirschberg­er, dpa (Symbolbild) Der Ladekabel‰Salat hat ein Ende: Die EU hat sich auf einheitlic­he Standards verständig­t.

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