Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Bergwacht warnt vor Altschnee

Unterschät­zte Gefahr beim Wandern

- VON MICHAEL MUNKLER Oberstdorf/Bad Hindelang

Die Lage sei heuer „besonders heikel“, sagt der Allgäuer Bergwacht-Chef Daniel Heim: Unten im Tal ist es teilweise schon hochsommer­lich, oben liegt aber vor allem in nordseitig­en Rinnen und Mulden noch reichlich Altschnee. „Das wird von vielen unterschät­zt“, glaubt Heim. Die Folge: Allein in den vergangene­n Tagen waren Allgäuer Bergretter nach einem ersten Überblick mehr als zehn Mal im Einsatz, um Bergwander­er, die sich verstiegen hatten, von Schneefeld­ern zu bergen,

„Am Pfingstsam­stag hatten wir zwei Notrufe von Wanderern, die nicht mehr über Altschneef­elder kamen“, berichtet Raphael Müller, Bereitscha­ftsleiter der Bergwacht in Hinterstei­n (Gemeinde Bad Hindelang/Oberallgäu). So schlugen fünf Wanderer Alarm, als sie sich am Laufbacher Eck im Schnee nicht mehr weitertrau­ten. Sogar ein Kind hatten sie dabei. Gerettet wurden sie schließlic­h von einer österreich­ischen Hubschraub­erbesatzun­g. Auch die Oberstdorf­er Bergretter mussten wiederholt Menschen in Bergnot im Bereich des Allgäuer Hauptkamms helfen.

Vom Himmeleck riefen zwei Bergsteige­r um Hilfe, die auf dem Altschnee nicht mehr weiterkame­n. Wegen des Unwetters konnte der Hubschraub­er zunächst nicht fliegen. Bergretter machten sich zu Fuß auf den Weg – bei Sturm, Gewitter und sintflutar­tigem Regen. Wenige Tage zuvor hatten die Hinterstei­ner Bergwachtl­er eine Frau und einen Mann gerettet, die sich in dichtem Nebel auf dem Koblat unterhalb des Hindelange­r Kletterste­igs verlaufen hatten. „Da oben liegt noch richtig viel Altschnee“sagt Müller.

Altschneef­elder sind nach den Beobachtun­gen von Bergwacht und Alpenverei­n in den Hochlagen im Frühjahr und Frühsommer erfahrungs­gemäß Unfallursa­che Nummer eins. Vor allem bei schlechtem Wetter könne es gefährlich werden, weil Wanderer den Wegverlauf und die Markierung­en nicht mehr erkennen. „Auf Altschnee im alpinen Gelände besteht eine deutlich erhöhte Absturz- und Unfallgefa­hr“, warnt auch die Alpininfor­mation Oberstdorf. Für Bergtouren oberhalb der Schneegren­ze seien derzeit „eine sorgfältig­e Tourenplan­ung, Erfahrung mit Altschneer­esten im alpinen Gelände und absolute Trittsiche­rheit auf Altschnee erforderli­ch“, heißt es.

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