Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Draisaitls Traum geplatzt

Eishockey Der deutsche Nationalsp­ieler scheitert mit den Edmonton Oilers auf dem Weg zum ersehnten Stanley-Cup-Sieg. Ein Augsburger darf dagegen weiter träumen.

- VON MARCO SCHEINHOF

Edmonton Am Ende haben beide zuschauen müssen. Leon Draisaitl erlebte von der Auswechsel­bank das bittere Ende mit. Das entscheide­nde Gegentor in der Verlängeru­ng, das das Aus für seine Edmonton Oilers bedeutete. 5:6 in Spiel vier gegen die Colorado Avalanche, womit das Finale der Western Conference in der nordamerik­anischen EishockeyP­rofiliga NHL schnell entschiede­n war. Vier Siege in vier Partien, damit spielt Colorado um den Stanley Cup. Draisaitl war angeschlag­en, nach 25 Minuten Eiszeit bekam er in der Verlängeru­ng eine kurze Pause – mit Folgen. Nico Sturm dagegen hatte die gesamte Partie mal wieder als Zuschauer erleben müssen. Der Augsburger stand erneut nicht im Kader der Avalanche, darf aber weiter davon träumen, bald StanleyCup-Sieger zu sein. Draisaitls Traum vom ganz großen Triumph ist dagegen vorerst geplatzt.

Nur wenige Minuten nach Spielende musste Draisaitl schon erklären, was an diesem Abend passiert ist. Warum Edmonton ein weiteres Mal frühzeitig gescheiter­t war. Neben ihm saß auf dem schmalen Podium bei der Pressekonf­erenz Connor McDavid, sein Sturmpartn­er. Zusammen hatten sie überzeugt, sie haben mehr als 30 Punkte alleine in

den Play-offs erzielt. Und dennoch reichte es nicht. Draisaitl hatte alles gegeben. Der 26-Jährige hatte sich im Spiel am Bein verletzt, er kämpfte sich durch. Angeschlag­en, wie viele seiner Mitspieler auch. Aber auch das gehört zu den Play-offs im Eishockey. Aufgeben gibt es nicht. Und schmerzt der Körper noch so sehr.

Belohnt wurden die Kanadier dafür nicht. Seit 1993 hat kein kanadische­s Team mehr den Titel in der NHL gewonnen. Dabei bleibt es vorerst. „Jetzt fühlt es sich erst einmal beschissen an und es schmerzt“, sagte Draisaitl. Er war sehr enttäuscht, wenngleich es schwer war, die Emotionen aus seinem Gesicht abzulesen. Sein üppiger Bart, auch so eine Tradition bei vielen Eishockey-Spielern während der Playoffs, verhindert­e das.

Plötzlich also Urlaub statt Finale. Damit muss der gebürtige Kölner nun klarkommen. „Ich bin stolz auf die Mannschaft, dass wir überhaupt so weit gekommen sind“, sagte Draisaitl. Die Oilers hatten den Fans viel Spaß bereitet, letztlich aber ohne den ganz großen Erfolg. „Wir müssen in der nächsten Saison zurückkomm­en und den nächsten Schritt machen“, sagte Draisaitl, der auch betonte: „Wir wissen, wie schwierig es ist, wieder an diesen Punkt zu kommen.“

Erst vier deutsche EishockeyS­pieler haben den Stanley Cup gewonnen: Uwe Krupp, Tom Kühnhackl, Dennis Seidenberg und Philipp Grubauer. Draisaitl würde sich nur zu gerne in diese Liste einreihen. Die große Chance darauf hat nach wie vor Nico Sturm. Der Augsburger stand in der Serie gegen Edmonton zwar nur einmal im Kader, die Wertschätz­ung seines Trainers Jared Bednar ist dennoch hoch. Wohl auch, weil mit Nazem Kadri ein Konkurrent auf der Centerposi­tion wegen einer Verletzung ausfallen wird. Kann also gut sein, dass die Stanley-Cup-Trophäe bald in Augsburg zu sehen sein wird. Jeder siegreiche Spieler darf sie in seiner Heimatstad­t ausstellen lassen.

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Foto: Jason Franson, dpa Leon Draisaitl (rechts, hier gegen Devon Toews) versuchte alles, letztlich aber schied Edmonton frühzeitig aus den Play‰offs aus.

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