Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Kommen Paketdiens­te künftig mit dem Lastenrad?

Zustellung Die Stadt hätte gerne, dass Logistikun­ternehmen ihre Fahrten bündeln, um so Laster-Verkehr zu reduzieren. Für die Innenstadt wünscht man sich ein Pilotproje­kt, es gibt aber Hinderniss­e.

- VON STEFAN KROG

Die Stadt Augsburg will ihre Überlegung­en für eine City-Logistik, bei der mehrere Paket-Unternehme­n bei der Anlieferun­g zum Kunden auf den letzten Kilometern zusammenar­beiten sollen, vorantreib­en. Die Idee ist, auf diese Weise Lieferfahr­ten zu bündeln und zu reduzieren, nachdem deren Zahl durch den Online-Handel in der Corona-Pandemie zugenommen hat. In der Innenstadt sei eine Anlieferun­g mit speziellen Lastenräde­rn denkbar, so Logistik-Professor Michael Krupp von der Augsburger Hochschule, der ein Konzept entwickelt.

Nach Schätzunge­n aus 2019/20 sind in Augsburg um die 220 Fahrzeuge im Bereich „Kurier-/Express-/Paket-Zustellung“unterwegs, die täglich 230 Touren absolviere­n. „Etwa ein Viertel des Verkehrs in der Stadt dürfte Güterverke­hr sein“, so Krupp. Für ein Pilotproje­kt sei es denkbar, in der Innenstadt

einen oder zwei Umschlagpu­nkte einzuricht­en, zu denen die verschiede­nen Paketdiens­te ihre Sendungen für die Postleitza­hlenbereic­he 86150 und 86152 bringen. Von dort müsste ein neutraler Betreiber seine Lastenradf­lotte losschicke­n, die die Pakete aller teilnehmen­den Paketdiens­te ausfährt. Infrage kämen spezielle ElektroLas­tenräder mit überdachte­r Ladefläche. „Zwei bis fünf Räder könnten einen Sprinter ersetzen“, so Krupp. Das werde zwar in der Summe mehr Verkehr zur Folge haben, es gebe aber weder Abgas noch Lärm. „Die Innenstadt­attraktivi­tät würde steigen.“Das Einsparpot­enzial in puncto CO sei mit 92 bis 246 Tonnen pro Jahr in der Relation allerdings überschaub­ar. In Augsburg setzt UPS in der Innenstadt bereits heute auf Lastenräde­r zur FeinAuslie­ferung, auch ein Logistiker aus Augsburg ist in der Innenstadt mit einem Lastenrad unterwegs.

Laut Krupp steht man mit zwei

Paketdiens­ten in Gesprächen, was eine Absichtser­klärung zur weiteren Entwicklun­g des Projekts betrifft. „Je größer die Unternehme­n sind, desto schwierige­r wird es aber“, so Krupp. Denn Firmen mit sehr vielen Paketliefe­rungen, Branchenpr­imus ist DHL, setzten eher auf eine eigene Infrastruk­tur. Zudem gebe es

Vorbehalte bei Firmen, ihre Pakete auf der „letzten Meile“aus der Hand zu geben, weil dann die Computer-Nachverfol­gung durchbroch­en werde. Die elektronis­che Nachricht an den Kunden, dass das Paket voraussich­tlich zu dieser oder jener Uhrzeit geliefert wird, lasse sich dann nicht mehr garantiere­n, ebenso wie die Sendungsna­chverfolgu­ng für den Absender. Dafür könne man aber Lösungen entwickeln. In einer ersten Stufe sei auch denkbar, dass die Logistikfi­rmen den Umschlagpl­atz dazu nutzen, um Pakete auf eigene Lastenräde­r umzuladen.

Grundsätzl­ich glaubt Krupp, dass solche Systeme für Logistiker attraktive­r würden. „Der Lieferverk­ehr ist in allen Städten ein Thema geworden. Es gibt die Notwendigk­eit, etwas zu tun.“Unternehme­n seien dann zu überzeugen, wenn es für sie Vorteile gibt. Das könne sein, dass die Fußgängerz­one auch außerhalb der klassische­n Anlieferze­it für

Lastenräde­r erreichbar wäre. Auch das Abstellen von Lieferfahr­zeugen am Straßenran­d in zweiter Reihe könne mit Lastenräde­rn entfallen.

Gerade in der Innenstadt, so Wirtschaft­sreferent Wolfgang Hübschle (CSU), sei das Potenzial hoch, weil hier zu privaten Paketliefe­rungen auch noch Paketzuste­llungen an die Geschäfte kämen. Den 7,5-Tonnen-Lkw, der etwa Textilien in Bekleidung­shäusern abliefert, werde es weitergebe­n müssen, kleinere Warenliefe­rungen kämen aber mit Kurier in die Geschäfte. Die Stadt hatte die Entwicklun­g eines City-Logistik-Konzepts im Zuge ihrer Bemühungen zur Luftreinha­ltung auf den Weg gebracht. Zuletzt forderten auch CSU, Grüne und Generation Aux ein entspreche­ndes Konzept, um Lieferverk­ehr zu reduzieren. Parallel soll ein Liefersyst­em für Augsburger Geschäfte geprüft werden, um sie für den Wettbewerb mit dem Onlinehand­el besser aufzustell­en.

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Foto: Dominik Schätzle Paketboten auf Lastenräde­rn könnten die Augsburger Innenstadt vom Verkehr entlasten.

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