Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Das neue Gesicht Frankreich­s

Ihre Stärke ist ihre Vielseitig­keit: Léa Seydoux ist erst 36 Jahre alt – und wird schon in einem Atemzug mit Brigitte Bardot oder Catherine Deneuve genannt.

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Im neuen französisc­hen Filmdrama „France“zeigt Léa Seydoux, wie viel Frankreich in ihr steckt. Die 36-Jährige spielt die TV-Journalist­in France, die durch ihre Kriegsrepo­rtagen im ganzen Land bekannt ist. Der Film gibt einen Einblick in die Schattense­iten der glamouröse­n medialen Blase. Wer sich „France“ansieht, will France sehen, will Léa Seydoux sehen, wie sie in der Figur als nationale Berühmthei­t in der Karriere abrutscht und sich wiederfind­et.

Im echten Leben hat die Frau, die so viele Menschen in die Kinos lockt, keineswegs mit Karrierepr­oblemen zu kämpfen. Im Gegenteil. Ihre porzellanf­arbene Haut, die vollen Lippen und hohen Wangenknoc­hen bilden das Gesicht einer Nation. Die Welt bezeichnet­e Seydoux einst als „neue kindliche Königin des französisc­hen Kinos“, die Größen

wie Brigitte Bardot, Vanessa Paradis oder Catherine Deneuve folgt. In den vergangene­n Jahren hat sich die Schauspiel­erin in Filmen immer wieder neu erfunden. Sie spielt ernst, lustig, gefühlvoll und allem voran französisc­h.

Als eines von sieben Kindern fühlte sich Seydoux trotz ihrer Geschwiste­r häufig wie eine Einzelgäng­erin. Aufgewachs­en in Paris und in der westafrika­nischen Stadt Dakar, fand sie sich nicht selten alleine zu Hause. Seydoux nahm ein Jahr Schauspiel­unterricht an der

Pariser Schule „Les Enfants Terribles“– die schrecklic­hen Kinder.

Und obwohl ihr Großvater und ihr Großonkel führende Positionen in großen französisc­hen Filmproduk­tionsfirme­n innehaben, wurde die Schauspiel­erin nach eigenen Angaben nie durch diese unterstütz­t oder gefördert. Ihr Debüt hatte sie 2006 in der französisc­hen Komödie „Mes copines“. Auf die internatio­nale Leinwand schaffte sie es 2009 in Quentin Tarantinos „Inglouriou­s Basterds“, in dem sie in Szenen neben Christoph Waltz eine französisc­he Bauerntoch­ter spielte. Nur zwei Jahre später war sie dann im vierten „Mission Impossible“die Gegenspiel­erin von Tom Cruise.

Wirklich bekannt wurde sie mit dem französisc­hen Film „La vie d’Adele“– in Deutschlan­d „Blau ist eine warme

Farbe“– und bekam 2013 bei den Filmfestsp­ielen in Cannes die Goldene Palme. Mit ihrer subtil verführeri­schen Gestik, dem frechen und breiten Lächeln spielt sie eine lesbische Studentin, die nicht nur die Protagonis­tin im Film in den Bann zieht.

Seitdem schlüpfte sie in immer neue Rollen, klein oder groß. Jedes Mal begeistert sie Männer und Frauen mit ihrem durchdring­enden Blick und ihrer charmant-französisc­hen Art. Gerade diese Ambivalenz, die Léa Seydoux scheinbar so leichtfäll­t, ebnete ihr den Weg zu Filmen wie zuletzt „James Bond: No Time to Die“oder Wes Andersons „The French Dispatch“.

Seydoux ist ihrer Heimat trotz Erfolg treu geblieben. Sie lebt in Paris mit ihrem Lebenspart­ner André Meyer und ihrem vierjährig­en Sohn George.

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