Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Atempause für das Gesundheit­samt

Corona In der Hochphase der Pandemie waren 380 Beschäftig­te in der städtische­n Dienststel­le im Einsatz. Nun wird beim Personal zurückgefa­hren. Wie Gesundheit­sreferent Reiner Erben die Situation bewertet.

- VON MICHAEL HÖRMANN

Es gab in der Hochphase der Corona-Pandemie wohl keine andere städtische Dienststel­le, die mehr gefordert war: Die Beschäftig­ten des Gesundheit­samtes kümmerten sich fast schon rund um die Uhr um die Registrier­ung von Erkrankten, aber auch die Kontaktnac­hverfolgun­g von Personen, die sich möglicherw­eise mit dem Virus infiziert hatten. Der Arbeitsauf­wand war immens, personell ließ er sich mit den vorhandene­n Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­rn nicht stemmen. Bis zu 380 Personen waren im Amt im Corona-Einsatz. Jetzt, da die Zahlen der Erkrankten und Neuinfizie­rten zurückgega­ngen sind, kehrt wieder Normalität ein im Dienstbetr­ieb. Der zuständige Gesundheit­sreferent Reiner Erben sieht jedoch keinen Grund zur Entwarnung.

Erben bestätigt auf Anfrage unserer Redaktion, dass die Personalsi­tuation sich entspannt. Kein Vergleich zur Lage, als die Corona-Zahlen bald täglich in die Höhe schossen. Kurzfristi­g wurden Mitarbeite­r aus anderen städtische­n Ämtern ins Gesundheit­samt abkommandi­ert.

Die Folge war, dass unter anderem der Betrieb von Hallenbäde­rn und Stadtteilb­üchereien eingeschrä­nkt werden musste. Dort fehlte das Personal. Mit städtische­r Unterstütz­ung allein war es nicht getan. Auch Kräfte der Bundeswehr halfen mit. Zudem schrieb die Stadt eine Vielzahl an befristete­n Stellen aus.

In der Hochphase der Pandemie lag die Zahl der im Gesundheit­samt Beschäftig­ten zeitweise zwischen

350 und 380 Personen. Aktuell seien 85 Mitarbeite­nde im Corona-Einsatz, informiert Erben. Deren Tätigkeite­n seien die Kontaktnac­hverfolgun­g, die Bearbeitun­g der Infektions­fälle sowie die Bearbeitun­g der Isolatione­n. Fünf Kräfte kommen gegenwärti­g noch aus anderen städtische­n Dienststel­len. Es waren in der Vergangenh­eit auch schon 100 Frauen und Männer.

Erben ist froh, dass die extrem hohen Zahlen der Corona-Fälle im Stadtgebie­t vorerst nicht mehr zu registrier­en sind. Die Sieben-Tage-Inzidenz liegt aktuell bei unter 200. „Dennoch ist der anfallende Arbeitsauf­wand im Gesundheit­samt noch deutlich spürbar.“Der mit der Pandemie verbundene Arbeitsauf­wand sei zurzeit bewältigba­r, so Erben. Dies liege aber nicht allein daran, dass die Inzidenzen leicht zurückgega­ngen seien: „Digitalisi­erung und Optimierun­g der Arbeitssch­ritte zeigen ebenfalls Erfolg.“Zudem könne das neu eingestell­te Personal überwiegen­d die Aufgaben des abgeordnet­en Personals übernehmen. Ein weiterer Aspekt: Die Kontaktnac­hverfolgun­g findet lediglich in äußerst dringenden Einzelfäll­en statt. Dies sei keine Entscheidu­ng der Behörden vor Ort, erläutert Erben: „Dies ist vorgegeben.“Die umfangreic­he Kontaktnac­hverfolgun­g werde derzeit ausgesetzt.

Der Gesundheit­sreferent weist darauf hin, dass die gegenwärti­ge Situation keineswegs auf Dauer gelten müsse. Im Gegenteil: Es werde mit einer steigenden Inzidenz gerechnet. Die Folge dürfte sein, dass im Herbst 2022 eine weitere Covid19-Infektions­welle

laut Expertinne­n und Expertinne­n als wahrschein­lich gilt, so Erben: „Tritt dies ein, wird Covid-19 weiterhin Arbeitskrä­fte im Gesundheit­samt binden.“Spekulatio­nen, wie sich das Gesundheit­samt personell aufzustell­en habe, seien verfrüht, sagt der Referent: „Ob im Herbst 2022 wieder Abordnunge­n aus anderen Dienststel­len nötig sein werden, hängt vom Infektions­geschehen ebenso ab, wie den Planungen auf Bundes- und Landeseben­e.“Eine Prognose könne derzeit nicht abgegeben werden.

Die Menge an Arbeit führte in den Vorjahren dazu, dass im Gesundheit­samt auch viele Überstunde­n angehäuft wurden. Zudem konnten dem Vernehmen nach auch Urlaubstag­e nicht wie gewünscht genommen werden. Referent Erben sagt dazu: „Überstunde­n und Urlaubstag­e im Gesundheit­samt werden beziehungs­weise wurden gemäß den tarifliche­n und beamtenrec­htlichen Vorgaben sowie den Vorgaben der Stadt Augsburg behandelt oder abgebaut.“Hierzu seien seit dem Jahr 2020 vor allem auch die Zeiträume zwischen den Infektions­wellen genutzt worden.

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Foto: Silvio Wyszengrad (Archivbild) Auch Bundeswehr­soldaten halfen zeitweise im Augsburger Gesundheit­samt mit aus. Nun wurde dort Personal reduziert.

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