Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Geburtshilfe der Wertachklinik: „Aufgeben gibt es nicht“
Medizin Bobingens Bürgermeister Klaus Förster hat noch Hoffnung auf die Rettung der Entbindungsstation.
Zwei der drei Belegärzte der Geburtenstation in Bobingen haben zum Jahresende gekündigt. Mit nur einem Belegarzt können die Wertachkliniken den Betrieb der Bobinger Station nicht aufrechterhalten. Sollte kein Ersatz gefunden werden, ist die Zukunft der Entbindungsstation in der Wertachklinik Bobingen ungewiss. Ihr droht möglicherweise gar das Aus.
Um das zu verhindern, will sich Bobingens Bürgermeister Klaus Förster für die Geburtenstation einsetzen. „Wir tun alles, was in unserer Macht steht, um eine Lösung zu finden. Aufgeben gibt es nicht“, sagt er auf Anfrage unserer Redaktion.
Förster will zusammen mir Klinikchef Martin Gösele Gespräche mit Gynäkologen aus der Umgebung führen, um so möglicherweise Ersatz für die Belegärzte zu finden.
Frauenärztinnen und -ärzte aus Haunstetten, Königsbrunn, Bobingen oder anderen benachbarten Gemeinden kommen infrage.
Viel weiter weg darf ein Mediziner allerdings nicht wohnen oder seine Praxis betreiben, da im Notfall schnell jemand vor Ort sein muss. Finanziell ist der Job als Belegarzt
ohne Unterstützung ebenfalls wenig interessant, denn die Beiträge zur Haftpflichtversicherung sind in den vergangenen Jahren trotz der Zuschüsse von Krankenkassen extrem gestiegen und können bis zu 80.000 Euro pro Jahr und Belegarzt ausmachen. Das macht die Arbeit für Mediziner unrentabel. Doch an den Finanzen
soll es nicht scheitern: „Ich bin mir sicher, dass der Stadtrat parteiübergreifend Geld in die Hand nehmen würde, um das Angebot an der Wertachklinik aufrechtzuerhalten, sollte es am Geld liegen“, so Förster. „Wir geben nicht auf, wir kämpfen für die Geburtshilfe“, sagt er. Dennoch ist ihm bewusst, dass die Lage schwierig ist. „Die Kündigungen stellen uns vor große Probleme“, sagt er. Zumal der Zeitpunkt überrascht habe. Man sei davon ausgegangen, dass die Belegärzte noch länger in der Geburtshilfe arbeiten werden. „Nun stehen wir vor einer Situation, die uns allen nicht gefällt. Wir müssen eine Lösung unter Zeitdruck finden“, so der Bürgermeister.
Er weiß um die schwierigen politischen Rahmenbedingungen, die große zentrale Krankenhäuser mehr fördern. „Man hält an dieser Strategie offenbar fest. Ich merke jedenfalls nichts davon, dass man kleine Kliniken stärken will. Obwohl sich gerade in der Corona-Pandemie gezeigt hat, wie wichtig sie sind.“
Bis zum Herbst, so schätzt Krankenhauschef Gösele, müsse eine Lösung auf dem Tisch liegen, um die Geburtenstation zu retten. Sollte bis dahin kein personeller Ersatz gefunden sein, droht der Bobinger Geburtshilfe dasselbe Schicksal wie der Schwabmünchner. Die Station musste bereits im Frühjahr 2018 für natürliche Geburten schließen – damals fehlten Hebammen, für die trotz erheblicher Bemühungen kein Ersatz gefunden worden war. Danach konnten Schwangere dort nur noch mit einem geplanten Kaiserschnitt entbinden. Doch auch das ist seit Januar 2020 nicht mehr möglich, da es für diese Operationen keine Belegärzte mehr gab. Die Schwabmünchner Wöchnerinnenstation wurde komplett abgemeldet.