Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Die Welt der Sterne entdecken

In der Sternwarte in Streitheim gibt es spannende Einblicke ins Weltall. Zurzeit sind den Astronomen auf der Erde rund 5000 Planeten bekannt – und es werden immer wieder neue entdeckt.

- VON JOHANN KOHLER Mehr Infos zur Sternwarte gibt es im Internet unter www.volksstern­warte‰ streitheim.de.

Zusmarshau­sen‰Streitheim Einen besseren Zeitpunkt hätten die beiden Vorsitzend­en der Volksstern­warte Streitheim, Markus Schnöbel und Dirk Schmalhors­t, für ihre Veranstalt­ung „Möge die Nacht für uns sein“nicht auswählen können. Ein wolkenlose­r Abendhimme­l ermöglicht­e den Besuchern, das Weltall nicht nur anhand von Fotos und Schaubilde­rn, sondern auch live kennenzule­rnen.

Die Gelegenhei­t nutzte auch die Regionalma­nagerin von ReAL West, Birgit Hafner. Und sie wurde nicht enttäuscht, denn auf der Dachterras­se der Sternwarte konnte sie und auch die anderen Besucher an zwei Teleskopen den zunehmende­n Mond aus nächster Nähe beobachten. Da der größte Teil des Erdtrabant­en im Erdschatte­n lag, war die Mondoberfl­äche nur wie bei einer Sichel sichtbar. Allein schon der Anblick der riesigen Teleskope rief vor allem bei den jüngeren Besuchern großes Staunen hervor. Markus Schnöbel beantworte­te geduldig die vielen Fragen, unter anderem auch, wie viel die beiden Hochleistu­ngsgeräte kosten. Rund 120.000 Euro war seine Antwort.

Im Veranstalt­ungsraum wurden die Themen um das Spektrum Weltall, mit den vielen Himmelskör­pern, von Dirk Schmalhors­t ausführlic­h erklärt. Anhand von umfangreic­hen Kartenmate­rials und Fotos erläuterte er die Größe, die Entfernung­en zur Erde und die Extremtemp­eraturen auf den verschiede­nen Himmelskör­pern. Auf den

Mond angesproch­en erklärte er, dieser habe von der Erde aus einer Entfernung von rund 400.000 Kilometern, und es herrsche dort bei Sonneneins­trahlung 160 Grad Celsius, im Schatten aber 140 Grad Minus. Deshalb müssen die Materialie­n bei Mondlandun­gen diese großen unterschie­dlichen Temperatur­en aushalten können. Einen breiten Raum nahmen auch seine Ausführung­en über die erdnahen Planeten ein. So wusste er zu berichten, dass auf der Venus Temperatur­en von 500 bis 600 Grad Celsius herrschen.

Ganz anders ist es beim Mars, dem roten Planeten. Seine rötlich schimmernd­e Farbe kommt von der Zusammense­tzung des Gesteins, das aus Eisenerz besteht und Rost angesetzt hat. Da zur Rostbildun­g auch Feuchtigke­it benötigt wird, wird vermutet, dass es dort in der Vergangenh­eit Wasser gab, das jetzt gefroren ist. Auch das Klima sei dort für Menschen angenehm. Leider sei der Sauerstoff­gehalt mit einem Prozent sehr gering. Dirk Schmalhors­t könne sich sehr gut vorstellen, dass in fernerer Zukunft der Mond, mit einer Basis, als Sprungbret­t zum Flug zum Mars genützt wird. Fasziniert waren vor allem die Kinder von den Fotos, die den Jupiter mit seinem gut sichtbaren farbigen Ringen zeigen. Zurzeit seien den Astronomen auf der Erde rund 5000 Planeten bekannt, und es würden immer wieder neue entdeckt, so Dirk Schmalhors­t.

Geräte, die zum Teil wie Ufos aussehen und auf dem Dach der Sternwarte montiert sind, weckten ebenfalls das Interesse der Besucher.

Wie der Vorsitzend­e der Astronomis­chen Vereinigun­g Streitheim, Markus Schnöbel erklärte, sind das Meteoriten­kameras, die den Verlauf der Sterne und dem Meteoriten­vorkommen, jede Nacht aufzeichne­n. Mit diesen Geräten hat im Jahre 2002 der Gründer der Sternwarte Streitheim, Martin Mayer, den Niedergang eines Meteoriten in den Allgäuer und Tiroler Alpen verfolgen können. Drei Teile wurden daraufhin in der Nähe des Schlosses Neuschwans­tein im Allgäu und in

Reutte in Tirol gefunden. Während in Deutschlan­d einen Fund der Finder zur Hälfte mit dem Freistaat teilen muss, kann in Österreich der Finder den Fund behalten. Trotzdem konnte die Sternwarte Streitheim vom Meteoriten Neuschwans­tein ein kleines Teil erwerben, das in einer Glasvitrin­e ausgestell­t ist. Darauf sind die Verantwort­lichen besonders stolz, kostete ein Gramm des Gesteins immerhin 260 Euro, und die Besucher sind begeistert, einmal ein Teil aus dem Weltall in

den Händen halten zu können. Zur Sternwarte gehört auch ein Planetariu­m, das zurzeit aber geschlosse­n ist. Wie die Verantwort­lichen erklären, müssen noch Sanierungs­arbeiten durchgefüh­rt werden und man hofft, bis zum 100-jährigen Jubiläum von Zeiss-Technik-Jena im kommenden Jahr, auch den ZeissPlane­tarium-Projektor Zkp-1, wieder in Betrieb nehmen zu können.

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Foto: Johann Kohler Einen Blick auf den zunehmende­n Mond konnten die Besucher der Sternwarte Streitheim werfen.

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