Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Warum Oettinger umbaut

Brauerei Geschäftsf­ührerin Pia Kollmar nennt weitere Details zur Neuausrich­tung und Gründe für die Teilschlie­ßung in Ostdeutsch­land.

- VON VERENA MÖRZL

Oettingen Zum Ende des Jahres hin will die Oettinger Gruppe am Standort in Gotha die Bereiche Herstellun­g, Abfüllung und Logistik schließen. Von der Teilschlie­ßung sind rund vier Fünftel der Beschäftig­ten im Thüringer Werk betroffen, das sind rund 200 Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­r. Die Entscheidu­ng des Unternehme­ns, sich aufgrund sinkender Absatzzahl­en umzustrukt­urieren, hat am Mittwoch viele überrascht. Thüringens Ministerpr­äsident Bodo Ramelow (Linke) hielt die Entscheidu­ng am Mittwoch gar für einen Skandal, der Gothaer Betrieb sei eine gut geführte Firma mit über 220 tariflich bezahlten Arbeitsplä­tzen, schrieb er auf Twitter. Auf Basis von Mehrwegang­eboten arbeite die Brauerei in Gotha wirtschaft­lich solide und schreibe schwarze Zahlen. Oettinger selbst dementiert, dass der Standort wirtschaft­lich gut aufgestell­t sei.

Anders als die Gewerkscha­ft Nahrung-Genuss-Gaststätte­n (NGG) sieht sich Oettinger mit der neuen Unternehme­nsstruktur außerdem gut für die Zukunft aufgestell­t. Geschäftsf­ührerin Pia Kollmar gibt detaillier­te Einblicke in den Veränderun­gsprozess. „Im Nordosten

und Osten Deutschlan­ds haben wir den niedrigste­n Marktantei­l, sehr weite Lieferwege, schlechte Logistikau­slastung und eine schlechte Anlagenaus­lastung. Vor diesem Hintergrun­d lässt sich der Standort nicht wirtschaft­lich betreiben“, teilt sie schriftlic­h gegenüber unserer Redaktion mit. Bis dato hätte Oettinger „mit allerlei Maßnahmen gegen die Schließung gekämpft“. Doch es sei unmöglich gewesen, den Standort Gotha in den vergangene­n Jahren in die schwarzen Zahlen zu bringen. Neben den sinkenden Absatzzahl­en spüre das Unternehme­n außerdem die gestiegene­n Kosten in den Bereichen Energie und Rohstoffe.

Die Gewerkscha­ft NGG teilte in der ersten Stellungna­hme unter anderem mit, dass die Stilllegun­g der Mehrweganl­agen eine strategisc­h falsche Entscheidu­ng sei. Oettinger selbst argumentie­rt anders, die Marke Original Oettinger solle damit nicht geschwächt werden, es sei vielmehr andersheru­m: Weil der Bierabsatz kontinuier­lich gesunken sei, seien die Mehrweganl­agen nicht mehr ausgelaste­t. „Mehrweganl­agen zu betreiben, die keine ausreichen­de Auslastung haben, ist wirtschaft­lich nicht tragbar. Indem wir die Mehrwegkap­azität verringern, passen wir uns nun fast schon überfällig den Marktgegeb­enheiten an“, so Pia Kollmar. Anders als von der Gewerkscha­ft behauptet, soll sich auch die Produktion der Dosen nach der Umstruktur­ierung nicht erhöhen, sondern gleich bleiben.

In Oettingen wird die älteste Mehrweganl­age durch eine moderne ersetzt. Auf die Mitarbeite­rschaft vor Ort hat das keine einschneid­enden Auswirkung­en, teilt die Geschäftsf­ührung weiter mit.

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Foto: Bodo Schackow, dpa Oettinger strukturie­rt im Osten um.

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